Grenchen
SP fordert Rückbau des Marti-Werkhofes an der Aare

Mehrere politische Vorstösse fordern Aufwertung des öffentlichen Raumes bzw. Verbesserung der Infrastruktur in Grenchen.

Andreas Toggweiler
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Werkhof der Baufirma Marti an der Aare in Grenchen

Werkhof der Baufirma Marti an der Aare in Grenchen

Hanspeter Bärtschi

Die Grenchner Behörden und der Gemeinderat haben sich in den letzten Wochen offen gezeigt für Projekte zur Verschönerung der Stadt. So plant man, das ganze Areal der Lindenstrasse zwischen Nordbahnhof und Eusebiuskirche gestalterisch auf Vordermann zu bringen.

Die Neugestaltung der Kirchenumgebung (Bauherrschaft ist hier die katholische Kirchgemeinde) ist in vollem Gang, ebenso die Aufwertung des Mazziniparks durch die Stadt. Für die Sprayerszene soll beim Nordbahnhof sogar eine Mauer gebaut werden, die keinen anderen Zweck hat, als Leinwand für die Kunstwerke aus der Spraydose zu sein.

Die Liste der Begehrlichkeiten dürfte auch in der Zukunft nicht kürzer werden. Anlässlich der letzten Gemeinderatssitzung reichte beispielsweise die SP eine Motion ein, in der sie einen «Masterplan Aareufer» fordert.

Der Werkhof einer Baufirma muss weg

Dieser umfasst das ganze Gebiet östlich der Archbrücke bis zum Standort des neu geplanten Bootshafens. «Insbesondere ist der Werkhof der Marti AG rückzubauen. Das Aareufer in diesem Abschnitt soll ein attraktives Naherholungsgebiet werden und für die gesamte Bevölkerung eine Aufwertung bringen», fordert die Erstunterzeichnerin, Gemeinderätin Angela Kummer, namens der SP.

Der Bootshafen – er ist östlich des Restaurants Fischerhaus vorgesehen – werde zwar zur Weiterentwicklung des Aareufers beitragen, räumt die SP in ihrer Begründung ein. «Das Gebiet östlich der Aarebrücke ist aber ein Flickenteppich. Der Werkhof der Marti AG ist störend», argumentiert die Motion. Die Landbesitzverhältnisse seien unklar, die Kursschiff-Anlegestelle mit Toilettenanlage sei wenig attraktiv und die Informationen über Stadt, Velo- und Busverbindungen schlecht.

Baufirma sagt, die Stadt sei zuständig – diese schweigt

«Das Aareufer soll als Ganzes weiterentwickelt werden», fordert die SP. Insbesondere seien beim Masterplan folgende Punkte zu prüfen: Rückbau des Marti-Werkhofs, Renaturierung/Instandsetzung des Gebietes, Badesteg oder Badestrand, Gastronomie, Aufenthaltsqualität (Sitzbänke, Spielplatz, etc.).

Ob und unter welchen Bedingungen die Baufirma Marti wirklich gewillt ist, ihren Werkhof aufzugeben, lässt sich zurzeit nicht eruieren. «Die Firma Marti Technik AG ist im Moment mit der Stadt Grenchen in Verhandlung, um abzuklären, wieweit der bestehende Werkhof in den geplanten Bootshafen integriert oder welche Synergien allenfalls genutzt werden könnten. Die Federführung in dieser Angelegenheit ist bei der Stadt Grenchen», so die Antwort auf eine entsprechende Anfrage bei der zuständigen Marti Technik AG in Moosseedorf.

Bei der Stadt Grenchen ist allerdings nicht viel mehr zu erfahren. Der Stadtpräsident verweist auf den Stadtbaumeister und jener will zum Stand der Dinge keine Auskunft geben mit dem Hinweis, es handle sich um ein laufendes Geschäft. Zuerst müsse der Gemeinderat informiert werden. Dieselbe Antwort gibts übrigens aus der Baudirektion auch hinsichtlich der beiden weiteren in diesem Artikel erwähnten Infrastrukturprojekte.

Ein weiterer Vorstoss nämlich, der an der letzten Gemeindeversammlung eingereicht wurde, stammt aus Fussballerkreisen. Christian Schlup, ein langjähriger Fussballfunktionär und Ehrenpräsident des FC Grenchen 15 verlangt in einer Motion vom Gemeinderat, «ein Konzept und die Finan­zierung der Fussballzone in Bezug

In­frastruktur im Stadion Brühl aufzu­zeigen». Dass im markanten, denkmalgeschützten Fussballstadion von 1964 Handlungsbedarf besteht, ist an sich unbestritten. Laut Schlup erfreuen sich die Fussballvereine «stetigem Zulauf von Juniorinnen und Junioren. Die In­frastruktur (Kabinen) platzt aus allen Nähten».

Neues Stadionrestaurant statt Stehrampe Nord?

Neues Stadionrestaurant statt Stehrampe Nord?

Andreas Toggweiler

Konzept zur Sanierung des Fussballstadions

Insbesondere die Gründung einer Damenabteilung habe kurzfristig zu drei neuen Mannschaften geführt, «wodurch heikle Situationen geschlechtlicher Ausgangslage in den Kabinen und Nasszonen nicht gänzlich ausgeschlossen werden können». Kurz gesagt: Es gibt eigentlich gar keine Damengarderoben. Gleichzeitig bestehe auch beim Restaurant, bei der Tribüne und bei den WCs in der Stehrampe Nord Handlungsbedarf: Die Infrastruktur des Restaurants sei veraltet und entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen, die WCs in der Stehrampe Nord seien veraltet und nicht mehr hygienisch.

Die Fussballer machen auch gleich Vorschläge, was zu tun ist: Abbruch der Stehrampe Nord, Neubau eines Restaurants und der WCs fürs Publikum, Umbau des alten Restaurants im Tribünengebäude zu Garderoben für die Damenmannschaften.

Schliesslich sei auch die Haupt­tribüne zu sanieren und Nutzungs­vereinbarungen für die Fussballzone mit den Vereinen FC Grenchen 15 und ­Italgrenchen abzuschliessen. Denn durch den Verkauf des Areals nördlich der SWG verliere Italgrenchen sein Klubhaus.

Fussballer dürften erneut zahlreich aufmarschieren

Erste Beträge seien in das Budget 2021 aufzunehmen, fordert die Motion, die noch vom Gemeinderat behandelt werden muss. Er wird gegenüber der Budget-Gemeindeversammlung vom Dezember eine Empfehlung abgeben, und diese wird über die Erheblichkeit der Motion abstimmen. Auch hier dürfte es wieder darauf ankommen, wie gut die Fussballvereine für ihre Anliegen mobilisieren. Letzten Dezember konnte so dem Kredit für die aktuell im Bau befindlichen Kunstrasenfelder zum Durchbruch verholfen werden.

Christian Schlup präzisiert auf Anfrage, dass er sich bewusst sei, dass die Fussballer nach dem Ja zum Kunstrasen keine grossen finanziellen Forderungen stellen können. «Es geht mir mehr darum, dass das weitere Vorgehen koordiniert wird, nicht dass wir am Ende ohne Restaurant dastehen, wenn zum Beispiel zusätzliche Damengarderoben gebaut werden.» Bei den vorgeschlagenen Umbauten gelte es auch, denkmalschützerische Fragen zu klären.

«An der Zeit, Pendenz aufzuarbeiten» FDP-Fraktionschef Robert Gerber will der Stadt Beine machen hinsichtlich einer schon lange pendenten Fussgängerverbindung zwischen Eschenstrasse und Schlachthausstrasse sowie für eine bessere Anbindung des Eichholzquartiers ans Busnetz. In einer Motion erinnert Gerber an eine Petition, die bereits 2010 vom Gemeinderat behandelt wurde. Die Fussgängerverbindung sei sogar schon seit 2001 Teil des rechtsgültigen Erschliessungsplanes. Eine Umsetzung sei immer wieder in Aussicht gestellt, aber auch immer wieder schubladisiert worden. «Ob sich in der Zwischenzeit in dieser Angelegenheit etwas getan hat, ist den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern bis heute nicht bekannt.» In diesem Quartier sei eine stattliche Anzahl älterer Einwohner daheim, die auf eine angemessene Anbindung an den ÖV angewiesen sind. «Es ist an der Zeit, diese Pendenz aufzuarbeiten», fordert Gerber in seiner Motion. Auch zu diesem Projekt gibt die Baudirektion keinerlei Auskunft, mit dem Hinweis, es handle sich um ein laufendes Geschäft. (at.)

«An der Zeit, Pendenz aufzuarbeiten» FDP-Fraktionschef Robert Gerber will der Stadt Beine machen hinsichtlich einer schon lange pendenten Fussgängerverbindung zwischen Eschenstrasse und Schlachthausstrasse sowie für eine bessere Anbindung des Eichholzquartiers ans Busnetz. In einer Motion erinnert Gerber an eine Petition, die bereits 2010 vom Gemeinderat behandelt wurde. Die Fussgängerverbindung sei sogar schon seit 2001 Teil des rechtsgültigen Erschliessungsplanes. Eine Umsetzung sei immer wieder in Aussicht gestellt, aber auch immer wieder schubladisiert worden. «Ob sich in der Zwischenzeit in dieser Angelegenheit etwas getan hat, ist den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern bis heute nicht bekannt.» In diesem Quartier sei eine stattliche Anzahl älterer Einwohner daheim, die auf eine angemessene Anbindung an den ÖV angewiesen sind. «Es ist an der Zeit, diese Pendenz aufzuarbeiten», fordert Gerber in seiner Motion. Auch zu diesem Projekt gibt die Baudirektion keinerlei Auskunft, mit dem Hinweis, es handle sich um ein laufendes Geschäft. (at.)

Andreas Toggweiler