Oberer Leberberg
Soziale Dienste erbringen Leistung auf hohem Standard

Kurt Boner, der Leiter der Sozialen Dienste Oberer Leberberg, informierte an einem Empfang für Politiker, Behördenmitglieder und Verwaltungsangehörige über Betrieb und Zukunftsaussichten.

Oliver Menge
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Kurt Boner begrüsst die Gäste – Stadtpräsident, Gemeinderäte und Mitglieder der Verwaltung.

Kurt Boner begrüsst die Gäste – Stadtpräsident, Gemeinderäte und Mitglieder der Verwaltung.

Oliver Menge, BielFotograf BR

Kurt Boner ist Kapitän des Teils der «Titanic», respektive der Sozialen Dienste Oberer Leberberg, kurz SDOL, die im gleichnamigen Gebäude an der Kirchstrasse untergebracht sind. Boner lud zum «Captain’s Apéro», einem Umtrunk Ende Jahr mit Politikern, Behördenmitgliedern und Verwaltungsangehörigen der an SDOL angeschlossenen Gemeinden.

Boner begrüsste und dankte. Insbesondere der Sozialkommission mit deren Präsident Marco Crivelli, welche die Entscheide der SDOL absegnet. Ein besonderer Dank gebühre dem abtretenden Kommandanten der Stadtpolizei Grenchen, Robert Gerber, so Boner.

In den letzten 13 Jahren habe man sehr gut zusammengearbeitet und die Distanz zwischen SDOL und Polizei sei klein gewesen. Eine Zusammenarbeit, die in erster Linie auf Vertrauen basierte, so beschrieb sie Boner. Der Leiter des SDOL dankte insbesondere auch dem Vertreter des Kantons, dem Gerlafinger David Kummer, der selber eine Sozialregion geführt hatte, bevor er zum Kanton stiess. «Wir sind froh, endlich jemanden beim Kanton zu haben, der für uns ‹übersetzt›, uns sagt, was wichtige Entscheidungen und Regierungsratsbeschlüsse tatsächlich heissen und wie sie umzusetzen sind.»

Schwieriger Job in schwierigem Umfeld

Von den knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die beim SDOL arbeiten, war nur eine «Premium Selection» da, weil sonst die ohnehin engen Platzverhältnisse noch enger geworden wären, erklärte Boner. Er stellte die Anwesenden vor und dankte allen Mitarbeidenden der SDOL stellvertretend, die einen «Super-Job in einem nicht einfachen Umfeld machten».

Rund 1000 Sozialhilfedossiers mit aktuellen Fällen seien aktuell in Bearbeitung, rund 500 Mandate im Kinds- und Erwachsenenschutz und zirka 1200 Dossiers zu Ergänzungsleistungen würden geführt. «Ein schwieriger Job, da man quasi ein Doppelmandat hat», erklärte Boner. Auf der einen Seite sei man dem Steuerzahler verpflichtet, der an einer sinnvollen und massvollen Umsetzung interessiert sei, andererseits seien da die Klienten des SDOL mit ihren Erwartungen, die gut und gerecht behandelt werden wollten.

Seit sieben Jahren existiert SDOL als Nachfolgeinstitution des Sozialamts Grenchen. Dass man in der «Titanic» untergebracht wurde, sei eigentlich einem Zufall zu verdanken. Denn der Gemeinderat hatte 2006 zwischen dem Neubau und Büroräumlichkeiten im Postmarktgebäude als neuem Standort des Sozialamtes zu entscheiden. Eine erste Auszählung war damals zugunsten des Postmarktes ausgegangen, doch man hatte falsch gezählt, wie der anwesende Redaktor des Grenchner Tagblattes bemerkte. Bei der Wiederholung der Abstimmung stimmten die Ratsmitglieder dann schliesslich knapp mit 8 zu 7 Stimmen für den jetzigen Standort.

Boner rechnet mit Zunahme

Man stehe vor grossen Herausforderungen, sagte Boner. Denn im nächsten Jahr soll die ganze Datengrundlage kantonsweit auf ein neues System umgestellt werden. Der neue Standard lasse endlich Vergleiche zwischen den verschiedenen Sozialregionen zu. «Wir haben keine Angst vor diesem Benchmark», sagte Boner. Denn die erbrachten Leistungen müssten im ganzen Kanton einem guten Standard entsprechen.

Angesprochen auf weitere Herausforderungen meinte der Leiter des SDOL: «Im Flüchlings- und Asylbereich rechne ich mit einer Verdoppelung der jetzigen Zuweisungen durch den Kanton.» Keine einfache Situation, denn auf der einen Seite sei man mit dieser Zunahme konfrontiert und auf der anderen Seite stehe man unter gewaltigem Kostendruck. Man werde weitere günstige Wohnungen zumieten müssen, wo dann jeweils 4-5 Personen, die alleine geflüchtet seien, oder ganze Familien untergebracht würden. Auch personell stosse man an Grenzen. Aber: «Zum ersten Mal seit 9 Jahren habe ich keine zusätzlichen Stellenprozente für SDOL gefordert. Angesichts der schlechten finanziellen Lage der Stadt wäre dies das falsche Zeichen gewesen.»

Die Anzahl Fälle lasse hingegen keinen direkten Rückschluss auf die Arbeitsbelastung zu, denn die Unterschiede seien gross. «In gewissen Fällen ist man unter Umständen sehr lange mit Abklärungen beschäftigt, bei anderen geht es wesentlich einfacher.» Aber er rechne grundsätzlich mit einer Zunahme der Belastung. Eine gut funktionierende Administration sei das A und O, um die Situation zu meistern.

Boner rechnet unter den gegebenen Umständen mit einer Aufnahmepflicht von ca 60 bis 70 zusätzlichen Personen fürs nächste Jahr, die vom Kanton Grenchen zugewiesen werden. Aber: «Kein Mensch kann mit Gewissheit sagen, wie die Welt in zwei, drei Monaten aussieht», meinte er. Es genüge beispielsweise eine Aussage der deutschen Bundeskanzlerin, und schon nähmen die Flüchtlingsströme zu, die statt in die EU-Länder in die Schweiz kämen.

Auf einem Rundgang durch die Räumlichkeiten konnten sich die Gäste auch vom hohen Sicherheitsstandard überzeugen, der aufgrund der manchmal schwierigen Klientel nötig ist. So hat man beispielsweise überall Panzerglas eingesetzt und eine Videoüberwachung eingerichtet und die Büroräumlichkeiten sind nur per Badge zugänglich. «Bei uns herrscht Nulltoleranz, was Aggressionen oder Lautwerden anbetrifft», erklärte Francesca Gigliotti, Boners persönliche Assistentin. Zirka ein bis zwei Mal pro Monat müsse man sogar ein Hausverbot aussprechen, weil gewisse Klienten sich nicht an die Regeln hielten.