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Alteingesessene können eher mit dem bisherigen Namen leben als Neuzuzüger. Dies zeigt eine kleine Umfrage bei Anwohnern der Schlachthausstrasse.
In Grenchen wird der Namenswechsel der Schlachthausstrasse diskutiert. Wir fragten ein paar Anwohner, was sie davon halten. Beispielsweise Urs Weder. Der Malermeister und ehemalige CVP-Kantons- und Gemeinderat hat sein Geschäft an der Schlachthausstrasse 20. Er wohnt auch schon seit 1984 dort. «Für mich und mein Geschäft ist der Name der Strasse wenig relevant», erklärt Weder. Er könne sowohl mit dem heutigen, wie auch mit einem allfälligen anderen Namen leben.
Immerhin rufe der Name in Erinnerung , was hier einmal war. Und Weder erinnert sich, dass es vor rund 20 Jahren schon einmal einen Wettbewerb gegeben habe zur Namensfindung. «Ich habe sogar selber einen Namen vorgeschlagen, nämlich Bernstrasse», erklärt Weder, was er durchaus passend fände. Es sei aber alles beim Alten geblieben, vermutlich aus Kostengründen.
Die Adresse Schlachthausstrasse 1 gehört zur Solothurner Spenglerfirma Saudan, die dort eine Grenchner Filiale betreibt. Da man in Grenchen mehrheitlich Lagerraum habe und kaum Kundenkontakt, sei die Adresse eigentlich zweitrangig, heisst es in der Zentrale in Solothurn.
Von einem grösseren Interesse dürfte hingegen die Meinung der Firma Breitling sein. Die glamouröse Uhrenmarke, die sich international noch mehr profilieren möchte, dürfte mit dem Briefkopf Schlachthausstrasse 2 nicht gerade glücklich sein – so jedenfalls ist zu vermuten. Dem Vernehmen nach soll der neue Breitling-Chef Georges Kern bei seinem Antrittsbesuch im Hotel de Ville das Thema aufs Tapet gebracht haben. Wie Kommunikationsverantwortlicher Uwe Liebminger auf Anfrage mitteilt, begrüsst man einem Namenswechsel, obschon dies Firmenintern nicht zuoberst auf der Traktandenliste stünde. «Wir sind offen für kreative Vorschläge.»
Dieser Vorschlag existiert bereits und die Idee, die Schlachthausstrasse nach dem Uhrenfirma Begründer Léon Breitling zu benennen, dürfte bei Breitling sicher nicht auf Ablehnung stossen. Das letzte Wort diesbezüglich hat aber der Grenchner Gemeinderat. Dieser wird sich zum Vorschlag der Kulturkommission an einer der nächsten Sitzungen äussern müssen.
Zurück zur Meinung der Anwohner: Josef Baumgartner, der seit 15 Jahren an der Schlachthausstrasse wohnt, sieht jedenfalls keinen Nutzen in einer Namensänderung. «Mich stört dieser Name nicht, ausser, dass er etwas lang ist zum Schreiben», meint er zu seiner Adresse Schlachthausstrasse 44.
Auch Pius Sperisen, der seit vier Jahren genau dort wohnt, wo einst das Schlachthaus war, in der neuen Überbauung, kann mit der Adresse leben. Wie wohl er von den wiederholten Diskussionen in der Stadt gehört habe. «Ich habe mir auch schon überlegt, dass mich militante Vegetarier deshalb aufs Korn nehmen könnten», meint er und lacht. Doch bis jetzt habe es noch keine solchen Sprüche gegeben.
Auch in die neue Überbauung eingezogen sind Irma und Walter Löffel, die schon über 50 Jahre in Grenchen leben. Sie haben seit vergangenem November ein neues Heim, das ihnen grundsätzlich gut gefalle, meint Irma Löffel auf Anfrage. Doch der Name der Strasse sei schon gewöhnungsbedürftig, nachdem sie jahrzehntelang am Erlenweg gewohnt hätten. «Ich würde deshalb eine Namensänderung befürworten.»