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Welche Lehre soll ich wählen? Am Grenchner Wirtschaftstag haben 160 Schülerinnen und Schüler aus Grenchen und Bettlach dazu Informationen aus erster Hand erhalten.
Den Grenchner Wirtschaftstag, organisiert vom Gewerbeverband Grenchen in Zusammenarbeit mit den Schulen Grenchen und Bettlach, dem kantonalen Gewerbeverband, dem Amt für Berufsbildung sowie etlichen Betrieben und KMUs, darf man als wirklich gute Sache bezeichnen.
Denn innerhalb eines Tages erhalten die Jugendlichen, meist Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klasse, von Fachleuten aus Handwerk und Gewerbe sowie Spezialisten aus dem Bereich Berufsbildung wertvolle Informationen, wie man sich im schwierigen Umfeld der bevorstehenden Berufswahl zurechtfindet.
Zu Beginn erhielten die rund 160 Schülerinnen und Schüler der Schulen Grenchen und Bettlach, die sich in nächster Zeit mit der Suche nach einer Lehrstelle befassen müssen, informative Tipps von Fachleuten. Renato Delfini, Leiter der Berufsberatung im Amt für Berufsbildung des Kantons Solothurn, verglich die Berufswahl mit einem Rundflug, bei dem die zukünftigen Berufsschüler im Cockpit sitzen und selber bestimmen, wohin die Reise geht. Rund 240 verschiedene Berufe stünden zur Auswahl und man dürfe nicht nur einen Beruf als Ziel anstreben, sondern müsse stets verschiedene Varianten im Auge behalten.
Delfini wies auch auf die diversen Möglichkeiten hin, sich zu informieren. «Bereitet euch sauber vor und macht nicht einfach das, was eure Kolleginnen und Kollegen machen», so sein Rat. Eine korrekte Selbsteinschätzung sei wichtig. Berufsbildung sei Teamwork, und wichtiger Teil dieses Teams seien die Eltern, die selber im Berufsleben stünden. «Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht», so Delfini. Aber wenn man sich an gewisse Regeln halte, dann gelinge der Flug.
Thomas Jenni vom kantonalen Gewerbeverband betonte seinerseits die unzähligen Berufsmöglichkeiten, die es gebe und die diversen Wege, die zum Ziel führten. Das duale Bildungssystem sei durchlässig, und die Wahl einer Berufslehre sei nicht endgültig, sondern ermögliche – mit Willen und Leistung – eine weiterführende Ausbildung. Die Motivation sei entscheidend. «Die Chemie zwischen Betrieb und Lernendem muss stimmen. Deshalb sind die charakterlichen und sozialen Anforderungen hoch, der Mensch steht im Mittelpunkt.»
Das betonte auch Peter Gassler, Inhaber der Bäckerei und Konditorei Gassler: «Der erste Eindruck ist entscheidend, wenn Ihr zum Bewerbungsgespräch erscheint. Drum erscheint dort anständig gekleidet. Und den Mädchen mit langen Haaren empfehle ich, diese aus dem Gesicht zu nehmen, weil ich meinem Gegenüber in die Augen schauen will.»
Norman Hunziker, Shootingstar der Schweizer Kochszene und Teamchef der Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft, der 2016 an den Culinary Olympics Doppel-Gold, Silber und Bronze geholt hat, erzählte von seinem Werdegang. Nach seiner Bäcker- und Konditorlehre in Arch beschloss er, sich weiterzubilden, und schob die Ausbildung zum eidgenössisch zertifizierten Konditor und Koch nach.
Er gründete seine eigene Firma, die Norman Hunziker Culinary Artist GmbH, und ist inzwischen Markenbotschafter und gefragter Störkoch für Promis. Hunziker präsentierte den aufmerksamen Schülerinnen und Schülern Punkte, die für ihn persönlich matchentscheidend seien: «Glaube an dich und deine Ideen, gehe immer ans Limit und darüber, gib dein Wissen weiter, Routine ist dein Feind, Risiko ein Teil des Vergnügens und – ganz wichtig – Disziplin, Disziplin, Disziplin.»
Im Anschluss an die Kurzreferate erhielten die Schülerinnen und Schüler klassenweise in verschiedenen Workshops Tipps von Fachleuten zu diversen Themen: Wie komme ich zu einer Schnupperlehre, wie muss ich mich bei einem Spontanbesuch bei einer Firma und am Telefon verhalten? Was gehört in ein Bewerbungsdossier, auf was muss ich bei Social Media beachten und wie trete ich richtig auf.
Am Nachmittag ging es ans Eingemachte: Gegen 40 Firmen, KMUs und Detailhändler aus Grenchen und Umgebung ermöglichten den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in ihren Betrieb. Dort konnten sie einen Eindruck gewinnen, mit Lernenden und Lehrmeistern sprechen und Fragen stellen zu Berufsbild und Aussichten auf eine Lehrstelle. Die Jugendlichen zeigten sich sehr interessiert, stellten Fragen zu den schulischen Voraussetzungen und den Möglichkeiten, eine Schnupperlehre zu absolvieren. Für manche dürfte sich der Wunschberuf schon jetzt herausgeschält haben.