Acht Architekturbüros haben beim Wettbewerb für ein neues Verwaltungszentrum der Stadt Grenchen mitgemacht - ein Zürcher Büro gewinnt mit dem Projekt «remis».
Am Dienstagabend lüftete die Jury den Schleier über den Architekturwettbewerb für ein neues Verwaltungszentrum der Stadt. Am besten geplant hat dabei nach Meinung der Jury das Zürcher Architekturbüro Zimmer Schmidt Architekten GmbH. Während die meisten anderen Architektenteams den Annexbau unmittelbar südlich des Hotel de Ville platzierten, wird er beim Siegerprojekt (wie auch beim Drittrangierten) gegenüber der Bahnhofstrasse zurückgesetzt, so dass vor dem Eingang noch ein beträchtlicher Teil der heutigen Grünfläche erhalten bleibt.
Anlehnung an 50er-Jahre
«Mit zwei unabhängigen Solitärbauten (Hôtel de Ville und Neubau) und den beiden Freiräumen, ... wurde in diesem Projekt ein spannungsvolles Ensemble geschaffen, das mit einer neuen Stadtebene adäquat auf die städtebauliche Situation reagiert. Der Neubau wird in der Südostecke des Areals platziert und nimmt die Geometrie und Flucht der Mazzinistrasse und der südlich anschliessenden Wohnbauten auf, was eine abwechslungsreiche Aussenraumgestaltung erlaubt. Die Architektur des Neubaus kann als stilvolle und subtile Reminiszenz an die für Grenchen prägende 50-er Jahre Industriearchitektur verstanden werden. Die Eingangssituationen der beiden Bauten sind klar gegen die Bahnhofstrasse gerichtet, was aus städtebaulicher Sicht richtig erscheint.» Soweit die Würdigung im Schlussbericht der Jury.
Da die Eingangssituation im heutigen Stadthaus als nicht optimal beurteilt wird, bekommt dieses im Siegerprojekt den neuen Eingang auf der Westseite. Dieser sei allerdings «pompös» geraten und konkurrenziere den Neubau durch seine Dominanz, meint die Jury. Wo der Haupteingang sei, werde damit unklar. Auch die oberirdische Parkplatzsituation sei nicht optimal gelöst, heisst es. Durch den Umstand, dass es sich um zwei separate Baukörper handelt, sei eine etappenweise Realisierung kein Problem, wird hingegen als weiterer Vorteil gesehen.
Acht Projekte
Insgesamt hatten sich acht Büros am Wettbewerb beteiligt, die im Rahmen einer Präqualifikation ausgesucht wurden. In den Studien sollte der Raum für 138 Arbeitsplätze geschaffen werden, bzw. eine Fläche von 3330 Quadratmeter . Das kommunal geschützte Erscheinungsbild des alten Stadthauses durfte dabei nicht beeinträchtigt werden, so eine weitere Vorgabe. Das bestehende Wohnhaus im Südosten darf aber abgebrochen werden.
Nach einer ersten Beurteilungsrunde schieden drei Projekte aus, «auf Grund von städtebaulichen, architektonischen oder funktionalen Problemen.» Eine zweite Runde bedeutete für ein weiteres das Ende, so dass am Ende vier in den «Schlussgang» kamen. Auf Rang 2 landete das Bieler Architekturbüro Bauzeit Architekten GmbH, auf Rang drei ssm Architekten AG, Solothurn.
Ziel: Zentralisieren
Quasi als letztes Traktandum der Gemeinderatssitzung vom Dienstagabend erfolgte die Vernissage der Wettbewerbsprojekte für ein neues Verwaltungsgebäude der Stadt. Monika Jauch, Präsidentin der Fachjury, erläuterte die eingereichten Projekte. «Die Eingaben waren alle sehr hochwertig», meinte sie anlässlich der Vernissage. Den Entscheid der Jury für ein Solitär-Gebäude begründete sie mit dem «trutzigen» Erscheinungsbild des Hôtel de ville, das nach einem eigenständigen Pendant verlange. «Ein Anbau stimmt hier städtebaulich eigentlich nicht», meinte Jauch, auch sei ein Vorgelände nötig. Sie verwies auch auf das «interessante Innenleben» des Entwurfes. Ein gangbarer Weg , wenn es denn ein Anbau sein müsste, sei aber das zweitplatzierte Projekt.
Stadtpräsident François Scheidegger attestierte der Wettbewerbsleitung ein «professionelles und effizientes Vorgehen» . 50 Architekturbüros hatten sich zum Wettbewerb gemeldet. Ziel der Zusammenlegung der Verwaltung sei einerseits eine Reduktion der Mietzinse, für welche die Stadt heute 350 000 Fr. jährlich ausgebe, aber auch eine bürgerfreundlichere Verwaltung. « Mir schwebt ein Bürgerschalter mit ausgedehnten Öffnungszeiten vor», so der Stapi. Auch eine einheitliche Verwaltungskultur der Stadt könne sich an einem gemeinsamen Standort viel besser entwickeln. Scheidegger erinnerte auch daran, dass ursprünglich der Haupteingang des Stadthauses ebenfalls Richtung Bahnhofstrasse gelegen habe, was bei der Realisierung des Entwurfs wieder der Fall wäre.
Nächster Schritt sei nun die Überarbeitung des Projektes und eine vertiefte Prüfung der Wirtschaftlichkeit.
Die Wettbewerbsprojekte sind ab Mittwoch bis 14. Juni in der Aula Schulhaus Eichholz ausgestellt, jeweils 14-17 Uhr, 11 Juni bis 18.30 Uhr. Am 11. Juni ab 17 Uhr gibt Stadtbaumeister Daniel Gäumann vor Ort Auskunft, am 13. Juni ab 15 Uhr Hochbauchef Jürg Vifian.