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Pfarrer Mario Tosin möchte den Altarraum in der Grenchner Eusebiuskirche neu gestalten. Am Freitag präsentierte der Künstler seine Ideen. Da keine Steuergelder aufgewendet werden sollen, ist noch nicht klar, wann man den neuen Altar bestaunen kann.
In einem Diavortrag in der Eusebiuskirche führte der Künstler Egbert Moehsnang durch die Geschichte des sakralen Bildes. Die Veranstaltung ermöglichte gleichzeitig eine Begegnung mit dem Kunstschaffenden, der den Altar der Kirche neu gestaltet. Da für dieses Unterfangen keine Steuergelder aufgewendet werden sollen, ist noch nicht klar, wann das gesamte Werk zu bestaunen sein wird.
Der Künstler hat jedoch bereits klare Vorstellungen. Ein Ambo (erhöhter Ort, von welchem aus die biblischen Lesungen gehalten werden) konnte bereits präsentiert werden. Dazu sollen ein halbes Dutzend Kerzenständer den Altarraum bereichern und als «Pièce de Résistance» ist ein Triptychon vorgesehen, das den Altar zieren wird.
Symbolkraft statt einfaches Möbelstück
Ideengeber für die Neugestaltung ist Pfarrer Mario Tosin. Während der Restauration der Hochaltar-Bilder anlässlich der 200-Jahr-Feier sei ihm der Gedanke gekommen, dass es doch schön wäre, als Mittelpunkt der Liturgie ein Element zuhaben, welches den Atem unserer Zeit wiedergibt. «Ich stellte mir einen Altar mit Symbolkraft vor, anstelle eines zwar schönen, aber einfachen Möbelstückes», erklärt er dazu.
Mit Egbert Moehsnang konnte ein profunder Kenner und Schaffer der sakralen Kunst für die Ausarbeitung gewonnen werden. Er hat unter anderem in der reformierten Kirche in Biel die Flügeltüren der Orgel mit einem leuchtenden Weltenrund bemalt und der bekannte Schweizer Schriftsteller Paul Nizon bezeichnete seine Arbeit als «das in der Stille und im Verborgenen gewachsene malerische Werk, das heute als einer der wichtigsten Beiträge an die internationale informelle Kunst verstanden werden darf.»
Historische Entwicklung
In seinem Diavortrag beleuchtete der Künstler die historische Entwicklung des sakralen Bildes und unterstrich dabei, die Vielfältigkeit und die Dominanz des sakralen Bildes über beinahe 2000 Jahre hinweg. Die Reise führte von den ersten archaischen Darstellungen von Fisch und Kreuz als Präsenzanzeigen des christlichen Glaubens über die Bedeutung des Bildes als Informationsträger in den Jahrhunderten, in welchen die meisten Menschen des Lesens nicht kundig waren, zu den verschiedenen Blütezeiten sakraler Werke.
Nicht ausgespart wurde selbstverständlich der verheerende Bildersturm während des Dreissigjährigen Krieges, in dessen Vakuum jedoch der nachfolgende Spätbarock und Rokoko eindrücklich stiessen. Anhand ausgewählter Werke versuchte Egbert Moehsnang zudem, die Zuhörer in die Geheimnisse der Bildanalyse einzuführen. Es war tatsächlich erstaunlich, was sich dem Betrachter alles eröffnen kann, wenn das Auge von einem Kenner über das Bild geführt wird.
Gegenpol zur Reizüberflutung
Für Egbert Moehsnang hat das sakrale Bild auch heute eine wichtige Funktion. Er sieht es als lebendigen Gegenpol zur herrschenden Reizüberflutung. «Das Bild muss das Bild gegen die herrschende Bilderflut retten», lautet sein Credo.
Er plädiert deshalb für Werke, die aus einer inneren Notwendigkeit heraus entstehen, ist sich aber bewusst, dass dies keine leichte Aufgabe sei. Und dennoch: «Wo das Wort nicht mehr weiterhilft, steht das Bild», ist er überzeugt. Die Kirche müsse denn auch wieder vermehrt Magnet sein für hochwertige Arbeiter und Arbeiten.
Bei Pfarrer Mario Tosin ist er damit auf offene Ohren gestossen, denn «ich glaube einfach daran, dass auch unsere Zeit künstlerisch etwas Bleibendes schaffen kann.» Mit dem Auftrag zur Gestaltung des Altars und des ihn umgebenden Raumes ist ein erster Schritt getan. Bei der Finanzierung ist man auf Spenden angewiesen. Der «Hausherr» kann denn auch noch keine Angaben machen, wann das gesamte Werk in der Eusebiuskirche zu bestaunen sein wird. «Aber es wird, so Gott will, geschehen.»