Ansteckungsgefahr
So gehen Grenchner Altersheime und Schulen mit dem Corona-Virus um

Sars-CoV-2: Die Stadt Grenchen setzt einen kommunalen Krisenstab ein – Alterszentren und Schulen setzen Massnahmen wegen der drohenden Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus um.

Oliver Menge
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Oliver Menge

Die Stadt Grenchen hat schnell auf die besondere Situation mit dem Coronavirus reagiert und einen kommunalen Krisenstab gebildet. Mit dabei sind Polizeikommandant Christian Ambühl als Stabschef, Stadtpräsident François Scheidegger, Esther Müller, Personalchefin der Stadt, Finanzverwalter David Baumgartner, Stadtschreiberin Luzia Meister, Gesamtschulleiter Hubert Bläsi und Vize-Stadtpräsident Remo Bill.

Es gehe in erster Linie darum, besonnen zu bleiben und die Bevölkerung vor einer möglichen Infizierung mit dem hochansteckenden Virus Sars-CoV-2 zu schützen, sagt Polizeikommandant Ambühl. An Orten mit viel Publikumsverkehr, wie zum Beispiel dem Hôtel de Ville, werden sogenannte Berührungspunkte – Türfallen, Liftknöpfe etc. – besonders gründlich gereinigt und desinfiziert. «Da Hand-Desinfektionsmittel überall ausverkauft sind, haben wir einen Spender bei der Stadtpolizei abmontiert und beim Stadthaus angebracht», sagt Ambühl.

Man beobachte die Lage laufend und er als Stabschef hole sich die notwendigen Informationen beim Bund und Kanton, um sie dann an die restlichen Mitglieder des Stabs weiterzuleiten. Die Bewilligung von Veranstaltungen – sofern sie nicht unter die Kompetenz von Bund und Kanton fallen– beschliesse er in Absprache mit dem Stadtpräsidenten.

Ältere Menschen sind besonders gefährdet

Wie man in den letzten Tagen verschiedentlich lesen konnte, ist die Altersgruppe 60+ besonders gefährdet. Und je älter eine infizierte Person, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung an Covid-19 tödlich verläuft.

Die Alterszentren Grenchen Kastels und Am Weinberg hatten schon prophylaktisch Massnahmen ergriffen, wie Geschäftsleiterin Sonja Leuenberger gegenüber dieser Zeitung sagt. «An den Eingängen weisen wir mit Plakaten auf die Verhaltensregeln hin, die vom Bund erlassen wurden. Zudem stehen an jedem Eingang Spender, um sich die Hände zu desinfizieren.» Mit speziellen Desinfektionsmitteln würden regelmässig alle Kontaktpunkte wie Türklinken, Handläufe und Knöpfe gereinigt. Das seien keine aussergewöhnlichen Massnahmen, sondern Bestandteil des Norovirus-Konzepts, das man umsetze.

Dienstagnachmittag erhielt Leuenberger neue Anweisungen vom kantonsärztlichen Dienst: Zusätzlich zu den bereits getroffenen Massnahmen sei die Rückverfolgbarkeit von Personen sicherzustellen, die sich im Heim aufhielten und auf Anlässe mit externer Beteiligung solle man verzichten. Ein geplantes Raclette-Essen am 14. März wird folglich abgesagt. Im Restaurationsbetriebs müssten ausserdem der interne und externe Bereich getrennt werden.

Mitarbeitende würden seit Dienstag auch den Button tragen, der von der Stadt initiiert und an den Schulen und anderen Orten verteilt wurde, auf dem man aufgefordert wird, sich mit einem Lächeln statt mit einem Händedruck zu begrüssen. Für Patienten, die regelmässig zur Dialyse müssten, stehe man im Kontakt zum Bürgerspital, um ihnen einen direkten Zugang zu ermöglichen.

Falls sich die Lage verschärfen sollte, müssten die Alterszentren Grenchen drastischere Massnahmen ergreifen, erklärt Leuenberger: «Dann bliebe uns wohl nichts anderes übrig, als das Haus komplett zu schliessen und uns selber unter Quarantäne zu stellen.» Eine solche Massnahme müsste vom Kanton angeordnet werden und hätte auch Konsequenzen, was das Pflegepersonal betreffe: Leuenberger hat eine Liste bereit, auf der ehemalige Mitarbeitende aufgeführt sind, die gezielt für Entlastung sorgen könnten. «Meine Leute können ja nicht 24 Stunden am Tag arbeiten», so Leuenberger.

Elternbrief: Situation nicht unterschätzen

Die Schulen Grenchen verschickten am Dienstag einen Elternbrief. Gesamtschulleiter Bläsi informiert darin die Eltern, wie man im Bereich Schule vorgehen will. «Es liegt uns fern, die Situation zu unterschätzen. Ebenso wichtig erscheint und aber, keine Überreaktion zu zeigen», heisst es unter anderem in dem Schreiben. Man richte sich nach den Anordnungen des BAG, des kantonsärztlichen Dienstes und der Fachleute vor Ort.

Auf Händeschütteln wird verzichtet und im Unterricht werde das richtige Händewaschen und Desinfizieren thematisiert. So könne situationsgerecht reagiert werden, schreibt Bläsi. Spender mit Desinfektionsmittel wurden ebenfalls bei den Schulhäusern aufgestellt.

Veranstalter warten ab bis Mitte März

Der Bundesrat hat das Versammlungsverbot bekanntlich bis 15. März ausgesprochen. Mancher Veranstalter ist allerdings schon jetzt mitten in der Organisation seines Anlasses. Beispielsweise Ruedi Spielmann, der im Organisationskomitee der Gwärbi Bettlach tätig ist, die vom 24. bis 26. April stattfinden soll. «Wir warten den 15. März ab und entscheiden an der OK-Sitzung am 16. Bis dahin treffen wir alle Vorbereitungen, soweit als möglich, ohne in Drucksachen und Werbung zu investieren.» Jetzt schon zu entscheiden, sei verfrüht.

Auch Aldo Bigolin, Präsident des Vereins Internationale Musikwoche Grenchen wartet die weitere Entwicklung ab. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass die Musikwoche erst Ende April stattfindet. Für den schlimmsten Fall haben wir einen Plan B, der wahrscheinlich auf eine Verschiebung hinauslaufen würde.»