Büren
Sind die Meinungen übers Kocher-Büetiger Haus schon gemacht?

Über 100 Personen nahmen an der Informationsveranstaltung zur ausserordentlichen Gemeindeversammlung in 14 Tagen teil. Dort wird entschieden, ob die Tagesschule im Kocher-Büetiger Haus untergebracht wird oder nicht.

Oliver Menge
Drucken
Der Gemeinderat informierte im Rathaus über die beiden Geschäfte der ausserordentlichen Gemeindeversammlung.

Der Gemeinderat informierte im Rathaus über die beiden Geschäfte der ausserordentlichen Gemeindeversammlung.

Oliver Menge

3,87 Millionen Franken würde der Umbau des Kocher-Büetiger-Hauses kosten, damit man die Tagesschule dort unterbringen könnte. Das ist ein Betrag, der im Dorf ohne Zweifel für viel Gesprächsstoff sorgt und die Emotionen hochkochen lässt. Soll man tatsächlich so viel Geld ausgeben für «eine baufällige Hütte, die sowieso bald einstürzt»? Wäre es nicht besser, die Mehrzweckhalle für rund 1,9 Millionen umzubauen und die Tagesschule dort unterzubringen? Wo sollen in dem Fall aber die Vereine ihre Anlässe durchführen? Müsste man dann nicht auch gleich eine neue Aula bauen? Oder wäre es nicht gescheiter, gleich von Anfang an einen Neubau in Form eines Anbaus am Oberstufenzentrum für rund 2,9 Millionen zu realisieren? Was passiert dann aber mit dem Musikpavillon, der im Weg steht? Vieles blieb vage, die Kosten der beiden letzten Varianten unklar, weil nur ungefähr geschätzt.

Nach den «abverheiten» Gemeindeversammlungen in der Vergangenheit wollte der Gemeinderat Klarheit schaffen und lud 14 Tage vor der ausserordentlichen Gemeindeversammlung am 26. März zu einer Informationsveranstaltung im Rathaussaal ein.

Um es vorwegzunehmen: Für einen aussenstehenden Beobachter machte es ganz den Anschein, als seien die Meinungen weitgehend schon gemacht. Auch nach über zwei Stunden Diskussion alleine zu diesem Thema sah es nicht danach aus, als ob die Bürener Stimmbürgerinnen und Stimmbürger noch in grosser Zahl ihre Meinung ändern und für das vorliegende Projekt (Tagesschule im Kocher-Büetiger-Haus) stimmen würden – offenbar ganz im Sinne von Gemeindepräsident Rolf Wälti. Dieser habe die gebotene Sachlichkeit bei der Präsentation etwas vermissen lassen, war denn auch aus der Versammlung heraus zu vernehmen. Dies, obwohl er mehrfach betonte, der Gemeinderat habe intern Stimmfreigabe beschlossen, weil man sich nicht einig geworden sei. Jede Variante habe Vor- und Nachteile, und das Stimmvolk müsse nun bestimmen, wohin die Reise gehen soll.

Die klaren Vorgaben

Gemeinderat Reto Basler legte zwei Mal dar, worum es im Grunde geht: Büren muss für die Tagesschule eine Lösung finden. Es gehe nicht ums Kocher-Büetiger-Haus, sondern um die Tagesschule. Stimmt der Souverän dem vorliegenden Projekt zu, kann man unmittelbar mit den Arbeiten beginnen, und die Tagesschule könnte 2021/22 dort einziehen. Gibt es ein Nein, muss man sich für eine der beiden anderen Varianten entscheiden, noch bevor man hier mit der Planung begonnen hat. Das würde dann die ganze Sache um Jahre verzögern und müsste an einer weiteren Gemeindeversammlung entschieden werden.

Gemeinderätin Barbara Stotzer-Wyss rief den Anwesenden die vom Büro Kontextplan 2013/14 erstellte Studie über den Schulraumbedarf und die daraus entstehenden Kosten und Folgekosten in Erinnerung. Ein Teil des dort ermittelten Bedarfs ist inzwischen gedeckt, sprich realisiert, wie zum Beispiel der Doppelkindergarten, zwei zusätzliche Schulzimmer und zwei Räume für die Tagesschule. Aber es fehlen noch weitere Räumlichkeiten für die Tagesschule, eine Aula, acht Gruppenräume, Schulzimmer und Büroräumlichkeiten. Je nach Variante könnten alle oder zumindest ein Teil dieser Bedürfnisse gedeckt werden, mit grösseren oder kleineren Nachteilen.

Fakt ist: Jede der drei Varianten kostet die Gemeinde Büren über die nächsten 10 bis 15 Jahre rund 15 Millionen. Fakt ist auch: Das von der Denkmalpflege als schützenswert eingestufte Kocher-Büetiger-Haus kann man nicht einfach so abreissen. Man müsste einen mindestens gleichwertigen und baugleichen Neubau erstellen mit ungewisser Kostenfolge. Oder man versucht es zu verkaufen – ein eher schwieriges Unterfangen.

Eine verzwickte Sache

Stimmen die Bürener für die erste Variante Kocher-Büetiger-Haus, hat man das Problem der maroden Mehrzweckhalle noch nicht gelöst. Ebenso wenig bei einem Neubau, dem der Musikpavillon wahrscheinlich weichen müsste, was weitere Schwierigkeiten mit sich bringt. Die Annahme, man könnte diesen Anbau noch etwas grösser gestalten und dann dort die Vereine unterbringen, wie das der Gemeindepräsident durchblicken liess, lässt viele Fragen bezüglich der Kosten offen. Der Gemeinderat wurde denn auch aus der Versammlung heraus dafür kritisiert, lange Zeit untätig gewesen zu sein und jetzt auf eine Ablehnung der vorliegenden Variante mit Kocher-Büetiger-Haus zu spekulieren und unfertige Ersatzvarianten zu präsentieren.

Eine Votantin meinte: Seit 70 Jahren sei das Kocher-Büetiger-Haus Thema im Dorf. Seit bald 50 Jahren habe die Gemeinde es verpasst, dieses Problem zu lösen. Aber das Haus sei einst unter dem Aspekt «Schulraumbedarf» gekauft worden, und jetzt habe man endlich die Möglichkeit, dieses Versprechen einzulösen. Sie erhielt grossen Applaus, wie auch zuvor andere Votanten mit gegenteiliger Meinung.