Ein neuer Verein, bringt Senioren die digitale Welt und das Internet näher. Die Verantwortlichen ziehen eine erste, recht positive Bilanz. Wichtig ist es dem Verein vor allem, den Leuten die Angst vor dem Internet zu nehmen.
«Hallo? Was isch do los, was isch mit däm Computer?» Hilflose Ausrufe wie dieser sind unter älteren, computerunerfahrenen Damen und Herren nicht ungewöhnlich. Deshalb führt der Verein Pro Seniuter Schweiz einen Kampf – den Kampf gegen den digitalen Graben zwischen Senioren und jüngeren Semestern.
«Wer sich mit Computer und Internet nicht auskennt, riskiert ausgegrenzt zu werden», weiss Erwachsenenbildner Urs Zimmermann (63), der im Verein mit Sitz in Grenchen seit der Gründung vor einem Jahr als Geschäftsleiter amtet. Gemäss einer Studie der Uni Zürich (2010) nutzt bisher gut die Hälfte der über 60-Jährigen das Internet, einige mehr den Computer. Im Internet surfende Senioren heissen auch Silver-Surfer. Obwohl immer noch Handlungsbedarf besteht, sei die Tendenz positiv. Die Angebote für Senioren nehmen zu, immer mehr Ältere wagen sich in die digitale Welt.
Neue Computeria in Büren
«Pro Seniuter Schweiz ist auf Kurs», schreibt Boris Banga, Präsident des Vereins und Stadtpräsident von Grenchen, in einer Mitteilung. In Grenchen wurden bereits sieben «Computeria-Abende» durchgeführt – Treffs, an denen die Kompetenz im Umgang mit PC und Internet durch Austausch und Expertentipps gestärkt wird.
In Brienz-Oberhasli hat Pro Seniuter bereits eine weitere Computeria eröffnet. Nun will er nach Büren an der Aare expandieren. Für den Herbst Sensibilisierungsveranstaltungen geplant. Allenfalls soll in Büren dann die fünfte Computeria entstehen.
«Wichtig ist, dass wir den Leuten die Angst vor dem Internet nehmen», sagt Urs Zimmermann. Diese Angst sei nämlich unberechtigt. Was eine Studie des deutschen Sozialforschungsinstituts Infas unlängst klar bestätigte: Wahrer Grund dafür, dass Senioren sich teilweise dem Web verweigern, sei oft ein Informations-Defizit: «Wenn Nutzen und Kosten klar sind, werden aus Skeptikern begeisterte Surfer.»
Senioren auf Facebook und Co.
Diese begeisterten Surfer – auch in unserer Region – nutzen immer häufiger sogar soziale Netzwerke wie Facebook. «Die meisten Neunutzer sind heute Frauen und Menschen über 50 Jahren», weiss Pro-Seniuter-Geschäftsführer Zimmermann.
Eine Umfrage des deutschen Bundesverbands für neue Medien zeigt, dass jeder sechste Internetnutzer über 65 Jahren Mitglied in einem derartigen sozialen Netzwerk ist. «Das ist ein grosses Thema für die Senioren», erklärt Zimmermann, «die mit der Welt, ihren Familien und Freunden in Kontakt bleiben wollen.» Auch Onlinedienste wie Skype oder Chat-Messenger werden bereits von den Älteren genutzt.
Wichtig ist dabei das Thema Sicherheit. Auch darum kümmert sich Pro Seniuter in Kursen und an Computeria-Abenden. Ältere Menschen wissen öfter als junge nicht, wie sie sich im Internet sicher bewegen, sicher einkaufen und nicht zu viel sensible Daten im Netz freigeben.
«Leichtgläubigkeit» sei ein grosses Problem, sagt Zimmermann. Doch wer Ahnung hat, beispielsweise von korrekten Passwörtern oder Online-Einkäufen mit Prepaid-Kreditkarte, könne sich sicher im Netz bewegen, egal wie alt.
Suche nach neuen Geldgebern
Not tut Beratung beim PC- oder Notebook-Kauf. Anhand von Kauftests hat der Verein herausgefunden, dass vor allem Grossverteiler oft mit Lockangeboten ködern und dann die unwissenden Senioren mit unnötigen Zusatzangeboten übers Ohr hauen. Deshalb berät der Verein auch bei der Anschaffung eines Neugerätes.
Sorgen bereiten noch die Finanzen. Das Geld reiche gerade, um die Spesen zu decken, alle anderen Aufwendungen erfolgen ehrenamtlich, so Zimmermann. Deshalb wird nach neuen Geldgebern gesucht. Hätte der Verein mehr Mittel, könnte er sich noch besser um die Senioren kümmern. Die Nachfrage jedenfalls scheint vorhanden.