Am Besuchstag der einzigen Uhrmacherschule der Deutschschweiz in Grenchen bewiesen angehende Uhrmacher Fingerspitzengefühl: Sie arbeiten mit Hundertstelmillimeter und lassen sich daher ungern ablenken.
Wie tickt es eigentlich in der Werkstatt der einzigen Uhrmacherschule der Deutschschweiz? Interessierte erhielten Samstag am Besuchstag des Zeitzentrums einen Einblick in die filigrane Welt der Uhrmacher.
Angestrengt muss das Auge das winzige Teilchen suchen, an welchem der 16-jährige Flavio Richenberger aus Horgen ZH gerade schleift. Der Lernende im ersten Lehrjahr, der ein Okular aufgesetzt hat, wendet sich mit Mühe von seiner Arbeit ab. «Mich fasziniert die kleine Mechanik der Uhren», schwärmt er, «speziell finde ich auch, dass nebst der komplexen Mechanik, auch die Ästhetik stimmen muss.»
Mit Leidenschaft dabei
In der Werkstatt ist er nicht der Einzige, der mit Leidenschaft dabei ist. «Es ist einfach faszinierend, wie so kleine Teile zusammengesetzt zu einem grossen funktionierenden Ganzen werden können», sagt die 16-jährige Angela Spahr aus Lengnau, Lernende im ersten Lehrjahr. Auch sie lässt sich ungern ablenken. Verständlich, auch weil bei den Arbeiten ein Hundertstelmillimeter Toleranz gilt.
Dieses exakte Handwerk ist nicht jedermanns Sache. Daniel Wegmüller, Rektor des Zeitzentrums, weiss dies und legt grossen Wert darauf, die richtigen Personen für die Uhrmacher-Ausbildung auszuwählen. «Nicht nur die schulische Leistung und das handwerkliche Können, sondern auch der Charakter muss stimmen», erklärt Wegmüller. Die strengen Auswahlkriterien zahlten sich aber aus: «Unsere Absolventen sind auf dem Markt gefragt.» So fänden die meisten erfolgreichen Abgänger häufig auch den Weg bis nach Genf.
Noch nie so viele Lernende
Zurzeit sind 163 Lernende aus der ganzen Deutschschweiz am Zeitzentrum – eine Rekordzahl, laut Wegmüller. Davon haben aktuell 56 Schüler und Schülerinnen eine Lehrstelle im Grenchner Zeitzentrum. «Wir unterstützen unsere Lehrlinge und motivieren sie beispielsweise auch zum Sporttreiben», erzählt Wegmüller. Ein Ausgleich sei bei diesem ruhigen Beruf nämlich sehr wichtig. Einen Lohn erhalten die Lehrlinge des Zeitzentrums aber nicht.
Auch persönliches Werkzeug müssen sie sich selber finanzieren. «Wer bei uns die Lehre macht, muss es wirklich wollen», weiss Wegmüller. Dies lässt sich mit einem Blick durch die Werkstatträume feststellen, wo sich die motivierten Lehrlinge begeistert ihrer Arbeit zuwenden und Angehörigen, Freunden anderen Besuchern fasziniert von Unruhachsen, Zahnrädern und Federwerk erzählen und zeigen, dass sie die Zeit schon ganz gut im Griff haben.