Kunsthaus Grenchen
Sich erinnern und die Wege dazu

Mit Sebastian Utzni und Werner O. Leuenberger treffen sich im Kunsthaus Grenchen zwei Generationen.

Fränzi Zwahlen-Saner
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Typisch Grenchen, Spielflugzeug und Sandkasten, könnte man sinnieren. Sebastian Utzni zeigt mit dieser Installation etwas ganz anderes, Erschreckendes.

Typisch Grenchen, Spielflugzeug und Sandkasten, könnte man sinnieren. Sebastian Utzni zeigt mit dieser Installation etwas ganz anderes, Erschreckendes.

zvg

Auf Sebastian Utzni, 1981 in Augsburg geboren, in Zürich wohnhaft – mit Appenzeller Grossvater – ist die Leiterin des Kunsthauses Grenchen, Eva Inversini, durch sein druckgrafisches Werk, bei welchem er häufig die Holzschnitttechnik anwendet, aufmerksam geworden. Nun zeigt er im Kunsthaus Grenchen die eigens für dieses Haus konzipierte Ausstellung «Memoria». Sie beweist Utznis Vielschichtigkeit und seine Variationsmöglichkeiten in der Arbeit mit Holzschnitt, Installation, Zeichnung, Skulptur, Lichtkunst – Utzni bringt alles zusammen. Ausgangspunkt für die Grenchner Schau ist die Frage nach dem Erinnern. Dafür hat der Künstler eine Lichtinstallation ähnlich einer Mindmap-Skizze geschaffen. Ein bekanntes Hilfsmittel, sich zu erinnern. Utzni fragt noch nach anderen Hilfsmitteln: Orte, Sätze und Ideen. Doch erinnern sich alle an das gleiche, wenn sie bestimmte Bilder sehen? Wie viel Informationen braucht man, um bestimmte Erinnerungen abzurufen? Utzni schreckt bei der Beantwortung solcher Fragen vor der Darstellung jüngster Gewaltbilder, wie wir sie aus dem Internet kennen, nicht zurück. Ihn beschäftigt aber ebenso die Vergangenheit, insbesondere jene seiner deutschen Vorfahren. «Der Garten der Villa Höss» oder «Die Bibliothek A.H.» erinnern uns auf subtile Weise an die Banalität des Bösen. Eine andere Art des Erinnerns, die den Künstler beschäftigt, sind Kunstmanifeste, die Utzni «versprachlichte Bilder» nennt. Indem er sie abmalt, werden sie zu wirklichen Bildern.

Dem 2009 verstorbenen Berner Werner Otto Leuenberger sind die Räume im Altbau des Kunsthauses gewidmet. Zu sehen sind druckgrafische Werke aus dem Nachlass, aber ebenso malerische Positionen und ein paar Skizzen aus seinen letzten Lebensjahren. Leuenberger war seit Beginn der Triennale in Grenchen hier vertreten. Der Künstler schuf ein immenses Gesamtwerk, in dem der Holzschnitt und andere Druckverfahren immer wieder eine bedeutende Rolle spielten. Diese Ausstellung wurde mit der Galerie 89, Aarwangen realisiert, welche die Arbeit von W.O.L. lange Jahre begleitete und jetzt den Nachlass betreut, so Eva Inversini.

Kunsthaus Grenchen. Sebastian Utzni/Werner Otto Leuenberger. Bis 20. Sept.