Nach der Coronapause war das Seeländische Schwingfest in Oberwil bei Büren erst recht ein grosses Volksfest – mit speziellen Besuchern. Wir haben drei junge Menschen aus der Ukraine vor Ort begleitet.
Zu Tausenden strömten die Schwingsportfans, nach einer pandemiebedingten zweijährigen Verzögerung, am Wochenende nach Oberwil bei Büren zum diesjährigen Seeländischen Schwingfest. Und mittendrin im Trubel zwei junge Ukrainer und eine Ukrainerin: Seit nunmehr zweieinhalb Monaten sind die Geschwister Yura (14), Dima (16) und Kristina (27) in der Schweiz.
Gesehen haben sie in der Zwischenzeit bereits das eine oder andere von unserer Alpenrepublik. Vom «Hoselupf», dem Nationalsport im Sägemehl, haben die drei bis zu ihrem Besuch jedoch noch nie etwas gehört.
Die erste Freude kam bereits bei der Einfahrt ins Dorf auf. Denn die Strassenlaternen waren mit den Fahnen der Gemeinde geschmückt, welche just wie die Nationalfarben der Ukrainer in Blau und Gelb erstrahlten.
Auf dem zwei Hektare grossen Festgelände, das sich leicht oberhalb des Dorfes befand, gab es dann für die Besucherinnen und Besucher eine wunderprächtige Aussicht auf die Jurakette bei schönstem Sonnenschein.
160 Schwinger, die um Siegermuni Karino wetteiferten, hatten sich für den Wettkampf am Sonntag angemeldet. Schwingerkönig Christian Stucki fiel aufgrund einer Verletzung aus. Aber das Seeländische konnte dennoch problemlos mit hochkarätigen Namen aufwarten: Fabian Staudenmann, Florian Gnägi oder Curdin Orlik – um nur einige zu nennen. Kein Wunder also, waren die Sitzplätze in der Schwingarena restlos ausverkauft und auch die Stehplätze mehr als gut gefüllt.
Der Schlussgang endete mit einem Gestellten. Am Ende gewannen fünf Schwinger das Seeländische Schwingfest: Curdin Orlik (1a), Kilian von Weissenfluh (1b), Florian Gnägi (1c), Michael Ledermann (1d) und Hanspeter Luginbühl (1e).
Gebannt beobachteten auch die osteuropäischen Gäste das Geschehen. Zumindest, nachdem ihnen die Regeln und Eigenheiten der Sportart ein wenig nähergebracht wurden und die ersten Fragezeichen verschwunden waren. Gänzlich unbekannt dürfte ihnen das Schwingen dennoch nicht gewesen sein, erfreut sich das Ringen im griechisch-römischen Stil sowie das Freistilringen in ihrer Heimat durchaus einer grösseren Beliebtheit.
Trotzdem versprüht ein Schwingfest eine einzigartige Stimmung. Diese Verbindung aus Spitzensport und Volksfest bot den Besuchern aus der Ukraine zunächst auch ein ungewohntes Bild. Ausserhalb der Schwingarena, auf der Ostseite gelegen, befand sich das grosse Festzelt, im Norden gab es ein Barzelt und entlang des Flanierwegs konnten diverse Marktstände begutachtet werden.
«Von Sportereignissen daheim bin ich mir gewohnt, dass Besucher ihre festen Plätze haben und während des Anlasses meist dortbleiben. Da gibt es drumherum dann auch nicht so viel zu sehen», sagte Dima. Zum «Drumherum» gehörten etwa auch Alphornbläser und Jodlerklubs. Besonders angetan hatte es ihnen zudem der Auftritt von Fahnenschwinger Patrik Noser, der sogleich auf Video festgehalten wurde.