Seeland
Plötzliche Schliessung des Rüti-Beck lässt die Gerüchteküche brodeln

Die Bäckerei Knipp hat ihre Geschäfte in Rüti und Büren geschlossen. Die schwierige Branchensituation spricht gegen eine baldige Wiedereröffnung.

Andreas Toggweiler
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«Wir bedanken uns für die jahrelange Treue», heisst es am geschlossenen Hauptsitz in Rüti.

«Wir bedanken uns für die jahrelange Treue», heisst es am geschlossenen Hauptsitz in Rüti.

Oliver Menge

Man fragte sich in Rüti schon seit vergangenem November: Wie geht es weiter mit dem beliebten Rüti-Beck? Dies, als Eigentümer Beat Knipp tot in seiner Wohnung in Arch aufgefunden wurde. Fakt ist, dass es vorerst weiterging mit den beiden Geschäften im Dorfzentrum von Rüti (Hauptsitz) und im Stedtli in Büren.

Aber wie lange? Denn dies war vor allem dem Engagement des Personals zu verdanken, das seither den Laden trotz Personalmangel am Laufen hielt. Doch am 15. Februar wurde vom Handelsregisteramt Kanton Bern der Konkurs über das Geschäft verhängt. Seit dieser Woche sind die Läden in Rüti und Büren geschlossen.

Das kam für viele überraschend, aber nicht für alle. Bekannt ist, dass Knipp schon seit einiger Zeit unter massiven gesundheitlichen Problemen litt. Seit der plötzlichen Schliessung kursieren in Rüti allerhand Gerüchte, beispielsweise im Zusammenhang mit der Erbschaftsübernahme. «Schreiben sie nichts davon, denn das stimmt alles nicht», sagt aber jemand, der der Familie nahesteht. Knipp hatte die Firma als Einzelunternehmen organisiert.

Rütis einziger Dorfladen ist weg

Andere kritisieren die Behörden, welchen die prekäre Situation beim Rüti-Beck bekannt gewesen sei. Sarah Signorini, Vize-Gemeindepräsidentin von Rüti, bedauert die Situation. Es sei traurig, dass Rüti seinen einzigen Dorfladen verliere. Die Gemeinde habe aber kaum Möglichkeiten, die Entwicklung selber zu beeinflussen, sagt sie.

Ob sich ein Käufer für den Betrieb finde, sei unsicher, so Signorini, welche selber über einschlägiges Branchenwissen verfügt. «Es herrscht akuter Personalmangel in der Branche. Die Nachtarbeit ist unbeliebt und das erzielbare Einkommen reicht nicht, um eine Familie zu ernähren. Das ist ernüchternd», sagt Signorini.

Auch der Verkaufsladen in Büren ist seit dieser Woche geschlossen.

Auch der Verkaufsladen in Büren ist seit dieser Woche geschlossen.

Oliver Menge

Das ist allerdings kein Trost für enttäuschte Kunden, welche die Produkte vom Rüti-Beck schätzten. «Keiner hatte so gutes Brot», sagt eine Kundin, die vor verschlossenen Türen im Stedtli steht. «Wir haben immerhin noch andere Läden, wo wir Brot kaufen können, doch in Rüti gibt es sonst nichts mehr.»

Dem Vernehmen nach war der Betrieb gut ausgelastet und ein Mitarbeiter war auch schon als Nachfolger von Knipp vorgesehen. Stellt sich die Frage, ob Grenchner Bäckereien, die in den letzten Jahren auf Expansionskurs waren, hier in die Bresche springen könnten. So hat etwa Peter Gassler zuletzt die Dorfbäckerei in Pieterlen übernommen.

Hauptsitz der Bäckerei Konditorei Knipp («Rüti Beck») an der Mühlegasse 1.

Hauptsitz der Bäckerei Konditorei Knipp («Rüti Beck») an der Mühlegasse 1.

Oliver Menge

Peter Gassler muss selber einen Nachfolger finden

Doch Gassler winkt ab: «Ich bin 64 und muss zuerst einmal selber einen Nachfolger finden, denn mein Sohn hat sich entschieden, nun doch nicht in die Firma einzusteigen.» Dies, obwohl dieser die entsprechenden Ausbildungen gemacht hat.

Gassler bestätigt, dass die Situation in der Branche nach wie vor angespannt sei. «Einen Käufer zu finden für meinen Betrieb, kann ich eigentlich vergessen», sagt er. Grundsätzlich würde eine Übernahme des Rüti-Beck in sein Portfolio passen – «aber das wird mein Nachfolger entscheiden».