Sonntagnachmittag, 15.20 Uhr. Die Bank verdient eigentlich ihren Namen nicht. Es ist eher eine Sitzgelegenheit. Vom Wetter rau gewordener Beton in langgedehnter U-Form. Daneben in den Boden eingelassene ebenfalls verwitterte Holzbalken, die einen Grünbereich umrahmen. Dieser macht einen verwahrlosten Eindruck, aber bietet genau deswegen zahlreichen Pflanzen, Insekten und Kleintieren mitten in der Stadt ein willkommenes Refugium. Gleich daneben ein Brunnen, der kein Wasser führt und schon bessere Zeiten gesehen hat. Hinter dem Brunnen steht ein Abfallkübel, der mit seinem Plastik neben dem schönen Naturstein des Brunnens und dem satten Grün der Pflanzen deplatziert und unästhetisch wirkt. Der Platz ist menschenleer – kein Wunder angesichts des Wochentags.
Man sitzt mitten auf dem Platz zwischen den Schulhäusern I und II, dem General-Guisan-Platz. Hier, wo die Vorfahren zwischen den beiden Schulbauten einen grosszügigen Freiraum offen hielten. Hier, wo schon etliche Generationen zur Schule gegangen sind, wo ungezählte Grenchner Mädchen und Buben die Primarschule besuchten, bevor die Schulhäuser vor einigen Jahren von der Sekundarschule übernommen wurden. Vor dem geistigen Auge sieht man die Lehrerinnen und Lehrer bei der Pausenaufsicht über den Platz spazieren, die in ihrer Zeit Grenchen prägten, aber schon längst nicht mehr unter uns sind.
Dieser Schulhausplatz wurde zum Ausgangpunkt eines Raumes für Bildung und Kultur, wie er weit über die Kantonsgrenzen hinaus seinesgleichen sucht. Von der römisch-katholischen Eusebiuskirche im Osten über die christkatholische Kirche, die Schulhäuser I bis IV, das Lindenhaus mit seinen Jugendräumen, die neue Stadtbibliothek in der alten Turnhalle bis zum Parktheater und dem Stadtpark am westlichen Ende: ein Areal, das die Grosszügigkeit des Denkens der Grenchnerinnen und Grenchner von einst widerspiegelt.
Vom Betonbänkli geht der Blick hinüber zum Schulhaus II, wo über einem Treppenabgang in grossen Lettern das Wort «Stadtarchiv» prangt. Dort unten befindet sich das Gedächtnis der Stadt. In den langen Regalen ist auch ein Ereignis schriftlich und fotografisch festgehalten, das dem Platz den Namen gab: Am 12. Juli 1945 empfing die Stadt Grenchen hier General Henri Guisan. Die Stadtmusik Helvetia spielte auf und der General sprach zu den Grenchnerinnen und Grenchnern, bevor es in den «Löwen» zum Essen ging.
Das Betonbänkli stand damals aber noch nicht. Man hätte es zu dieser Zeit sicher auch aus Holz gebaut.