Kantonsratswahlen
Schlappe für Grenchner Kantonsräte, weil die Rückendeckung fehlte

Die Grenchner haben Sitze nach Solothurn verloren. Der Grund sei klar, heisst es jetzt beim Wundenlecken. Die eigenen Leute sind schuld: Es gingen nämlich zu wenige Grenchner wählen.

Patrick Furrer
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Hat das Nachsehen: Walter Schürch (SP) wurde abgewählt.

Hat das Nachsehen: Walter Schürch (SP) wurde abgewählt.

Oliver Menge

Die Stadt Grenchen hat im Kantonsrat gleich zwei Mandate verloren. Zum einen hat sich der Solothurner Roberto Conti den SVP-Sitz des zurückgetretenen Heinz Müller (SVP) geholt, zum anderen verliert die SP Grenchen mit Walter Schürch ihren einzigen Vertreter im Kantonsrat. Nach 16 Jahren Kantonspolitik schaffte es der 63-Jährige Verwaltungsangestellte nicht mehr ins Parlament. Parteikollegin Clivia Wullimann trat gar nicht mehr an.

Matchentscheidend für die Abwahl von Schürch dürfte die erneut sehr tiefe Stimmbeteiligung in der Uhrenstadt sein: Nur 32,4 Prozent haben gewählt. Und obwohl das mehr ist als bei den letzten Wahlen 2009 (25,4 Prozent), ist ein Vergleich beinahe beschämend: Amteiweit lag die Beteiligung mit 41,6 Prozent fast 10 Prozent höher, im kantonalen Vergleich (43,3) ist die Differenz noch grösser. Den Grenchnern liegt ganz offensichtlich weniger am Wahl- und Mitbestimmungsrecht als den anderen Städten im Kanton: In Solothurn wählten immerhin 44,3 Prozent, in Olten ganze 44,7 Prozent.

Der abgewählte Schürch ist derzeit telefonisch nicht zu erreichen. Er weilt in den Ferien. Remo Bill, Präsident der SP Grenchen, konnte am Sonntag noch kurz mit ihm sprechen. «Er ist sehr enttäuscht, überhaupt sind wir alle enttäuscht. Damit hat wirklich niemand gerechnet», sagt Bill. Auch er führt den Sitzverlust auf die fehlende Rückendeckung der Grenchner Stimmbürger zurück.

Ausserdem habe man im Leberberg noch einiges aufzuholen. «Und in Solothurn wurde Grenchen vermutlich einmal mehr von der Liste gestrichen», das zeigten ihm die (zu) guten Ergebnisse des Solothurner SPler. Nicht auszuschliessen ist aber auch, dass die SP Grenchen mit ihren beiden neuen Anwärtern Angela Kummer und Remo Bill Schürch Stimmen abgejagt hat.

Mit dem Ausscheiden der SP hat Grenchen im Kantonsrat künftig eine rein bürgerliche Vertretung und nur noch vier Sitze. Jeder einzelne Abgeordnete wird noch stärker für die Interessen seiner Stadt kämpfen müssen.

Die Stadtparteien hoffen nun, dass die Grenchnerinnen und Grenchner wenigstens für die Gemeinderatswahlen vom 14. April ihr Wahl- und Stimmrecht wirklich nutzen werden.