Grenchen
Schikanen: Was tun, wenn Kinder in der Schule gemobbt werden?

Mobbing beschäftigt das Schulhaus Eichholz. Bei einer Umfrage des Elternforums gaben von 80 ausgefüllten Fragebogen 28 Prozent der Kinder eine Mobbingbetroffenheit an. 29 Prozent der Kinder seien bereits einmal Zeugen von Mobbing geworden.

Julia Egenter
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Schulpsychologe

Schulpsychologe

Solothurner Zeitung

Diese Woche organisierte das Elternforum Eichholz auf Wunsch vieler Eltern ein Impulsreferat zum Thema «Mobbing in der Schule?! Was tun?». Dominik Wicki vom Schulpsychologischen Dienst Solothurn sowie die Schulsozialarbeiterinnen Yolanda Andreoli und Kathrin Vogler gaben den Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern Tipps.

Ab wann ist es Mobbing?

«Unser Sohn verhält sich seltsam. Zu Hause verkriecht er sich im Zimmer und klagt oft über Kopfschmerzen. Bei einem Gespräch erzählte sein Lehrer, er komme meist zu spät oder gar nicht in die Schule. Manchmal fehlen ihm Sachen, und er ist oft aggressiv.»

Anhand des beschriebenen Fallbeispiels sollte den Besucherinnen und Besuchern des Referats die konkrete Situation eines Mobbingopfers aufgezeigt werden – und zugleich gewisse Fragen beantworten. Fragen, die das Publikum zu Beginn der Veranstaltung formulieren konnte: «Wie merkt man einem Kind an, dass es gemobbt wird? Wie unterstütze ich mein Kind? Und wann beginnt Mobbing überhaupt?»

«Mobbing sind regelmässige, über längere Zeit dauernde Schikanen», definierte Yolanda Andreoli. Es gebe körperliches, verbales und stilles Mobbing: verprügeln, Dinge verstecken, lästern, bewusst ignorieren, oder dumme Sprüche machen, dies alles könne Mobbing sein. Nicht die Schwere der Tätlichkeit sei entscheidend, sondern wie fest das Opfer darunter leide. «Auch kleine, immer wiederkehrende Schikanen können Mobbing sein», machte Andreoli klar.

Kooperation muss stimmig sein

Wie aber können nun Eltern reagieren, deren Kinder gemobbt werden oder selber mobben? In beiden Fällen sei es wichtig nachzufragen, hinzuschauen, zuzuhören, betonte Andreoli. Gehöre das eigene Kind zu den Tätern, so müssten sich die Eltern auch klar von der Gewalt abgrenzen. Oftmals sei die Forderung nach Wiedergutmachung auch besser als Bestrafung.

Eltern von Mobbingopfern rät Andreoli davon ab, bei den Eltern der Täter vorzusprechen – sie sollten besser mit dem Lehrer oder der Sozialarbeit in Kontakt treten. «Vernetzung ist das Wichtigste», betonte auch Schulpsychologe Wicki. Das Kind müsse realisieren, dass sich die wichtigsten Personen zusammengeschlossen hätten, um ihm zu helfen. Dabei sei das Beziehungsdreieck Eltern, Lehrperson und Kind am allerwichtigsten. Hier müsse die Kooperation stimmig sein.

Nicht darüber schweigen

Es gilt, dem Kind klare Vorgehensweisen aufzuzeigen: «Wenn Vorfall X geschieht, dann kannst du dich sofort an Person Y wenden.» Dies vermittelt dem Kind ein Gefühl von Sicherheit. «Sie sind die Coachs», appellierte Wicki an die Eltern. Daraufhin kam aus dem Publikum der Einwand, oftmals seien Kinder in der Schule anders als zu Hause. Dies mache es schwierig, den Kindern Tipps zu geben. «Dann müssen Sie sich die Situationen genau beschreiben lassen und sich ein Bild machen», so Wicki. Es gelte, sich Zeit zu nehmen für das Kind und seine Probleme.

«Es ist gut, wenn man immer wieder neue Ansatzpunkte für den Umgang mit Mobbing sieht», so Primarlehrer Roland Grolimund nach dem Referat. Und Rolf Straumann, Vorstandsmitglied des Elternforums Eichholz, betonte die Notwendigkeit der Veranstaltung: «Fehlende Zivilcourage ist ein gesellschaftliches Problem.» Es sei wichtig, Probleme wie Mobbing zu thematisieren und nicht darüber zu schweigen.