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Die Affäre um Geri Müller sorgt auch regional für Wirbel. Der Grenchner Stadtpräsident François Scheidegger kennt das Interesse der Öffentlichkeit an Personen in politischen Ämtern. «Man kann nicht mehr klar zwischen öffentlich oder privat trennen.»
Der Grüne Nationalrat und Badens Stadtammann Geri Müller ist am Wochenende wegen Nackt-Selfies in die Schlagzeilen geraten. Am Montagmorgen ist er vorübergehend von seinen Aufgaben entbunden worden. Der Vizeammann übernimmt.
«Dieser Fall ist nicht unproblematisch und auch moralisch fragwürdig», meint Grenchens Stadtpräsident François Scheidegger auf Anfrage. Ob es sich bei der Affäre Geri Müller um reine Privatsache handle, dazu will sich Scheidegger nicht direkt äussern. Er kenne die Geschichte zu wenig und möchte sie deshalb nicht im Gesamten beurteilen.
«Frau und Kinder sind privat»
Was er aber sagen kann, ist, dass das Amt eines Stadtpräsidenten grundsätzlich öffentlich sei. «Da kann man nicht mehr klar trennen, ob etwas öffentlich oder privat ist. Die Grenze verschwimmt.»
Scheidegger kennt aus eigener Erfahrung das Interesse der Öffentlichkeit an Personen, die wie er öffentliche Ämter bekleiden. Er ist sich auch der Verantwortung und der Vorbildfunktion bewusst, die ein Amt als Stadtpräsident mit sich bringt. «Die Öffentlichkeit darf moralische Integrität erwarten», meint er. Dennoch gebe es «immer Dinge, die passieren können, denn Politiker sind auch nur Menschen». Es komme bei einer Verfehlung aber stets auf die Schwere und Umstände an.
Die Leute hätten ausserdem das Recht, etwas über die Person zu erfahren, die dieses öffentliche Amt ausübe, meint Scheidegger. Allerdings gibt es für ihn auch hier Grenzen: «Meine Frau, meine Kinder, das ist privat. Da braucht es auch keine Fotos.»
Dass eine solche Angelegenheit schlecht für das Image einer Stadt sein kann, wie dies einige Parteien aus Baden meinen, bestätigt Scheidegger: «Wenn sich bei bestimmten Behördenmitgliedern Vorfälle häufen, kann es durchaus negative Folgen für eine Stadt haben.» (lsc)