François Scheidegger, Kandidat fürs Grenchner Stadtpräsidium, sagt ein Wahlpodium mit dem Lokalfernsehen «Telebielingue» ohne Begründung ab. Wieso tut er das?
Wie am Mittwoch bekannt wurde, ist ein Fernsehduell zwischen dem amtierenden Stadtpräsidenten Boris Banga und seinem Herausforderer geplatzt. Dies, weil François Scheidegger ohne Begründung absagte. Das Duell wurde vom Lokalfernsehen «Telebielingue» organisiert.
Auf Anfrage des Grenchner Tagblatts begründete Scheidegger seine Absage so: Er habe zwar anfänglich zugesagt, sich am Wochenende aber mit seinem Wahlkampfteam nochmals besprochen. Sie seien zum Schluss gekommen, dass solche Veranstaltungen nicht in ihr Konzept passten und man Boris Banga diese Plattform nicht bieten wolle. Scheidegger meinte weiter: «Solche Podien sind doch nur Zirkusveranstaltungen, an denen ich kein Interesse habe.» Er habe auch kein Interesse an einer direkten Konfrontation mit Boris Banga.
Sie erinnern sich bestimmt an die mit grösster Spannung erwarteten und danach x-fach kommentierten Rededuelle zwischen Präsident Barack Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney? Direkte Aufeinandertreffen sind entlarvende Wahlhilfen im demokratischen Entscheidungsprozess. Jeder ambitionierte Gegenkandidat fiebert solchen Gelegenheiten entgegen, bieten sie doch die einmalige Chance, den Amtsinhaber in die Defensive zu drängen.
Sie freuen sich bereits auf ein öffentliches Streitgespräch zwischen Stadtpräsident Boris Banga und seinem Herausforderer François Scheidegger? Zu früh gefreut. Solche «Zirkusveranstaltungen» sind nicht das Ding des FDP-Mannes. Er mag sich dem Langzeit-Stadtoberhaupt von der SP nicht 1:1 in den Weg stellen. Den Bogen von der Weltbühne in die eidgenössische Provinz zu spannen, ist nicht chauvinistisch, denn es geht in beiden Fällen um die Volkswahl des eigenen Präsidenten. Und dieses Volk will mehr als leblose Plakate und stumme Wahlsprüche. Es will die Anwärter ungeschminkt erleben. Weshalb soll das für Grenchen nicht gelten?
Auseinandersetzungen heikel
Überhaupt stehe er unter Amtsgeheimnis und da seien solche Auseinandersetzungen immer heikel, so Scheidegger. Die Grenchnerinnen und Grenchner sollten ihn als die Person wählen, die er sei. Scheidegger zeigte sich ein wenig überrascht über die Anfrage des GTs wegen des geplatzten Duells. Es gebe doch sicher wichtigere Recherchen für Journalisten als dies hier.
Auch das Grenchner Tagblatt hatte eigentlich geplant, in Grenchen ein öffentliches Podium mit den beiden Kandidaten durchzuführen und sie den Grenchnerinnen und Grenchner vorzustellen, die politischen Positionen herauszuschälen und die beiden Politiker für Grenchnerinnen und Grenchner transparent zu machen. Banga hat bereits informell zugesagt. Aber auch hier winkte Scheidegger ab. Wie gesagt, er habe kein Interesse an Zirkusveranstaltungen. Höchstens ein Gespräch oder eine Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit könne er sich vorstellen.
Nicht nachvollziehbar
Für Programmleiter Markus Böni von «Telebielingue» ist die Absage des Herausforderers nicht nachvollziehbar. Er wollte die beiden Kontrahenten eine halbe Stunde lang gegeneinander antreten lassen und ihnen auf den Zahn fühlen. Dies als wichtiger Teil der Berichterstattung über die Grenchner Stadtpräsidentenwahlen, einen Monat vor dem eigentlichen Wahltermin vom 9. Juni. Geplant war die Ausstrahlung des Duells vom 17. Mai an, eine Woche lang, jeweils von 18 Uhr bis 18.30 Uhr zur besten Sendezeit.
Schon die Findung eines Termins, der den beiden Kandidaten passte, habe sich als äusserst schwierig erwiesen, sagte Böni. Er habe beiden Kandidaten fünf Termine zur Auswahl gegeben. Nur der 10. Mai sei schliesslich infrage gekommen. Dies aber auch nur, weil Boris Banga eine wichtige Sitzung extra verschoben habe. Aber letzten Montagmorgen habe er nun von François Scheidegger eine schriftliche Absage erhalten, ohne Begründung. Böni hofft nun darauf, dass sich der Herausforderer die Sache noch einmal überlegt. Jedenfalls habe er ihn schriftlich gebeten, seinen Entscheid nochmals zu überdenken.
Boris Banga wurde von «Telebielingue» über das Platzen des Fernsehduells informiert: Nachdem es zuerst sehr schwierig gewesen sei, einen Termin zu finden, sei es nun ganz einfach – abgesagt. Banga hatte eine für den 10. Mai vorgesehene Abteilungsvorsteher-Konferenz verschoben, um den Aufnahmetermin wahrnehmen zu können. Zur Absage seines Kontrahenten wollte sich Banga – ausser auf Facebook – nicht äussern, «dazu gebe ich keinen Kommentar ab».