Das Duo Strohmann-Kauz begeistert mit seinem Theaterkabarett «Sitzläder».
Rhaban Straumann und Matthias Kunz schlüpfen in «Sitzläder» wieder in die Rollen der kultigen Senioren Ruedi (Straumann) und Heinz (Kunz): ein Abend voller Wortspiele, witziger und gewitzter Dialoge, scharfer Pointen, gelungener Anspielungen und bewusster Auslassungen, aber auch berührender Momente und gesellschaftspolitischer Relevanz.
Amüsante Hinweise in Handlung und ein bewusst karg gehaltenes Bühnenbild (Granicum-Bier) auf den Spielort Grenchen steigerten dabei den eh schon hohen Unterhaltungswert.
Allein die Gegensätzlichkeit der beiden Protagonisten sorgt für Heiterkeit. Zum einen der quirlige, nie um einen Schabernack verlegene Ruedi, zum andern der eher steife Heinz, der jedoch mit seinen lakonischen Sprüchen immer wieder ins Schwarze trifft. Rhaban Straumann und Matthias Kunz machen sich aber über ihre Hauptpersonen nie lustig, behandeln sie mit Respekt, wie sie überhaupt das «Seniorenthema» achtsam angehen.
Diesmal sind die beiden aus dem Altersheim, – «Demenzdepartement», wie es Ruedi nennt –, ausgebüxt, da der Heimalltag ihnen kaum Freiräume gewährt. Also ab und auf zu neuen (alten) Ufern und Abenteuern. Sie besetzen den verwaisten Stammtisch ihres ehemaligen Treffpunktes «Sternen». Viel Zeit zum Sinnieren, Philosophieren und Schwelgen in Erinnerungen bleibt aber nicht. Schon bald bekommen sie Besuch von alten Bekannten und neuen bedrohlichen Gestalten.
Der asthmatische wie jähzornige ehemalige Wirt und Koch Bürgi will Ruedi karabinerbewehrt zur Verantwortung ziehen. Nicht zuletzt deshalb, weil dieser einst mit seiner Bedienung und Geliebten Agnes nach Paris durchbrannte.
Polizist «Winnetou», ein korrekter, aber zutiefst menschlicher Charakter, hilft ihnen wie einst aus der Patsche. Der hippe Jungspund Andy kommt ihnen in die Quere, sorgt jedoch mit seinen konsequent falsch heruntergeleierten altbekannten «Kampfparolen» für viel Heiterkeit.
Dann bekommen sie es noch mit einem Architekten zu tun, der sich als Immobilienhai aufspielt und «ihren» Sternen erwerben und zweckentfremden will. Schliesslich verheisst der mehrfache Besuch des geheimnisvollen Sensenmannes nichts wirklich Gutes.
Kunz und Straumann verkörpern das gesamte «Personal», zeigen damit ihr beträchtliches schauspielerisches Talent. Das witzig-satirische, manchmal slapstickartige Stück (Walter Matthau und Jack Lemmon lassen grüssen) über Freundschaft, Kampfbereitschaft und Menschlichkeit glänzt auch mit wunderbar-intimen Momenten, etwa wenn sich die beiden Hauptfiguren gegenseitig beim Anziehen helfen und dabei natürlich das vertraute Spotten nicht lassen können.
«Sitzläder» spart aktuelle Themen nicht aus: Klimawandel, Spekulation, Gesundheits -und Pflegewesen, leere Innenstädte, schwindender Detailhandel und einiges mehr werden pointenreich angesprochen beziehungsweise angeprangert.