Ara Region Grenchen
Schädigt der Alkohol in den Desinfektionsmitteln die Bakterien der Kläranlagen?

Selten wurde so viel Desinfektionsmittel verwendet wie während der Coronapandemie.

Oliver Menge
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Die Ara Regio Grenchen reinigt das Abwasser von 17 Gemeinden.

Die Ara Regio Grenchen reinigt das Abwasser von 17 Gemeinden.

Oliver Menge

In den Medien tauchte vor kurzem die Frage auf, ob eigentlich die Wirksamkeit der Bakterien, die bei der Reinigung des Abwassers einen wichtigen Teil beitragen, durch den vermehrten und verbreiteten Einsatz von Handdesinfektionsmitteln beeinträchtigt wird. Schliesslich handelt es sich dabei um Alkohol, der bekanntlich Bakterien vernichtet. Und böse Zungen behaupten, dass seit des Lockdowns mehr Alkohol auf Händen verteilt als getrunken wurde.

Wir haben bei der Ara Regio Grenchen nachgefragt, konkret bei Benno Schläfli, dem Geschäftsführer und Betriebsleiter der Kläranlage, der sich zusätzlich bei Klärwerkmeister Ueli Obi informierte, ob man in Grenchen entsprechende Feststellungen habe machen können. Obi sei dafür der Spezialist, meinte Schläfli schmunzelnd. «Ich bin erst vier Jahre mit dabei und von daher noch in Ausbildung.»

Der grösste Teil des Alkohols verdunstet einfach

Die Antwort sei ein ganz klares Nein, sagt Schläfli. Er könne sich das auch gar nicht recht vorstellen. Denn auch wenn im Zuge der Coronapandemie vermehrt Desinfektionsmittel verwendet würden, gelange doch nur ein sehr kleiner Teil ins Abwasser.

«Der grösste Teil der Mittel verdunstet schlicht und einfach. Und was beim Händewaschen höchstens noch ins Abwasser gelangt, ist das Glycerin, das man den Desinfektionsmitteln beimischt, und das ist unproblematisch.» Auch der Alkohol sei letztlich ein Kohlenstoffprodukt und werde von den Bakterien problemlos abgebaut.

Seit dem Lockdown mehr Abfall im Abwasser

Was sie aber festgestellt hätten, insbesondere während des Lockdowns, sei eine Zunahme an Feststoffen im Rechengut – sprich Abfall im Abwasser. «Das sind die Dinge, die bei uns im Rechen vor den Pumpen hängen bleibt. Die Menge hat im Vergleich zu den Vorjahren merklich zugenommen.»

Ein ganz spezielles Problem dabei seien die Feuchttücher, die sich im Gegensatz zu normalem Toilettenpapier im Wasser nicht auflösen, und zwar «weil sie durch den Rechen hindurchgehen und dann die Pumpen verstopfen und zum Erliegen bringen», erklärt Schläfli. Dort müssten die Mitarbeitenden der Kläranlage diese reissfesten Tücher dann mühsam von Hand aus den Pumpen entfernen, und das sei nicht gerade die angenehmste Arbeit.

Zu den hygienischen Feuchttüchern, die beim täglichen Geschäft verwendet werden, kommen noch die Desinfektionstüchlein hinzu, die zeitweise bei den Grossverteilern während Wochen ausverkauft waren, denn auch die lösen sich im Wasser nicht auf und sind sehr widerstandsfähig. «Es wäre einfach sehr sinnvoll, wenn diese Art von Tüchern nicht die Toilette hinuntergespült, sondern im Abfallsack entsorgt würden», sagt Schläfli.