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Jugendliche haben in den Fitnessräumen des Gewichtheberclubs eine Party gefeiert, geraucht und eine Sauerei hinterlassen. Kurt Schenk hat eine Vermutung, wer es war.
Kurt Schenk braucht man in Grenchen niemandem mehr vorzustellen. Der über 80-jährige Grenchner Gewichtheber hat in seiner langen Karriere unzählige Erfolge gefeiert, seine Nachkommen tun es ihm gleich.
Kurt Schenk ist beinahe täglich in den Räumlichkeiten des Gewichthebervereins bei der Schwimmhalle anzutreffen, wo er selber unter anderem auch drei Mädchen trainiert. Vor einiger Zeit hat er sich aber fürchterlich aufgeregt.
Der Grund: Übers Wochenende haben Unbekannte im Trainingsraum offenbar eine wilde Party gefeiert und eine Riesensauerei hinterlassen. «Als ich am Montagmorgen früh das Trainingslokal betrat, schlug mir eine Rauchwolke entgegen. Überall war Asche auf dem Boden und Zigarettenkippen, leere Bierbüchsen lagen herum.»
Im Gewichtheberraum lagen die schweren Gewichtscheiben herum, die Übeltäter hatten sie von den Stangen entfernt, die herumlagen. In den Fitnessräumen herrschte ebenfalls eine grosse Unordnung, auch da waren die Geräte offenbar benutzt worden, aber ebenfalls auch zweckentfremdet. Bei einem eben erst neulich angeschafften elektronischen Treter wurden die Kabel herausgerissen.
Der Verein hat seine Trainigslokalitäten im ehemaligen Schutzraum neben dem Musikzimmer: In einem Raum trainieren die Gewichtheber mit Hanteln und Gewichtscheiben, in den anderen Räumen stehen Fitness- und Kraftmaschinen.
Der Zugang ist verschlossen, wenn niemand vom Verein anwesend ist und die Trainings leitet, also auch am Wochenende. Die Tür lässt sich mit einem vierstelligen Code öffnen, den nur Eingeweihte kennen.
Wer die Sauerei hinterlassen habe, wisse er nicht, sagt Schenk. Beweisen könne er auch nichts, denn die installierte Überwachungskamera, die sich automatisch einschaltet, hätten die «Sürmel» entdeckt und die Speicherkarte entfernt, auf der sie zu erkennen gewesen wären.
Aber Schenk hat einen ganz klaren Verdacht: Seiner Meinung nach hätten hier einige der älteren Junioren des FC Grenchen 15 eine Party gefeiert und seien verantwortlich für den Saustall.
Seit vier Jahren dürfen die Junioren des FC Grenchen 15 dort im Winter ihre Fitness auf Vordermann bringen. Zwischen 10 und 15 Jugendliche im Alter von 15 bis 16 Jahren und etwa gleich viele 18- bis 19-Jährige trainieren mehr oder weniger regelmässig beim Gewichtheberclub, die Jüngeren in der Regel in Begleitung ihres Trainers Stephan Ramseier, genannt Rämsi.
Der FCG 15 bezahlt den Gewichthebern einen symbolischen Beitrag von 200 Franken pro Saison. Nicht pro Spieler, pauschal. «Die älteren Spieler wissen, wie der Hase läuft und einige von ihnen hatten den Code, damit sie selbstständig herkommen und trainieren konnten.»
Er habe seinen Verdacht gegenüber Beat Lauber, dem Juniorenverantwortlichen, geäussert, aber dieser habe dazu keine Stellung beziehen wollen, so Schenk. Auch der Trainer der älteren Junioren wollte sich laut Schenk nicht zu dem Vorfall äussern.
Darum haben er und der Verein nun beschlossen, den älteren Junioren vorerst Hausverbot zu erteilen. Seinen Verdacht untermauert Schenk mit der Tatsache, dass nur diese Jungs den Code gekannt haben können. «Die wussten, wie es hier abläuft. Und mit einigen von denen gab es immer wieder mal ‹Komedi› in der Vergangenheit.»
Er fände es einfach schade, sagt Kurt Schenk, dass man jetzt diese Massnahmen habe ergreifen müssen. «Man meint es ja nur gut mit ihnen, und schliesslich hat ihnen das Training ja auch geholfen.» Den Code hätten sie jetzt geändert und Zugang hätten vorerst nur die Vereinsmitglieder – oder auch die Junioren in Begleitung ihres Trainers.
«Es geht ja nicht nur um die Sauerei, sondern auch darum, dass das Hantieren mit den Hanteln und Gewichtscheiben nicht ganz ungefährlich ist.» Die Fussballer hätten im Gewichtheberraum keinen Zutritt, der ist den Gewichthebern vorbehalten. Und doch haben die Jugendlichen an besagtem Wochenende sich offenbar an den Gewichten zu schaffen gemacht. «Was, wenn da beim Rumblödeln etwas passiert? Wer haftet dann?», fragt Schenk nicht ganz ohne Berechtigung.
Acht Mal war Kurt Schenk Senioren-Schweizer-Meister und wurde von der Stadt Grenchen mehrfach mit dem Sportlerpreis und dem Sportförderpreis für seine Leitungen als Trainer ausgezeichnet.
1988 hob er in Salzburg in den beiden Disziplinen Reissen und Stossen zusammen 247 Kilogramm und holte damit einen Europameistertitel. An den Weltmeisterschaften in Melbourne 2002 schaffte er im Alter von 65 Jahren den vierten Platz.
Sein Enkel Andy Schenk hat bereits sechs Schweizer-Meister-Titel auf seinem Konto und er will die Tradition der Gewichtheber-Familie Schenk weiterführen. (om)