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Gegen das Baugesuch für die Sanierung und den teilweisen Neubau des Turnerstadions in Grenchen gab es keine Einsprachen. Es bleibt ein Hindernis für die Realisierung des Projekts: von der öffentlichen Hand werden Beiträge von 1,75 Mio. Fr. erwartet.
Im Juni hatte der Turnverein Grenchen ein Baugesuch für eine Sanierung und den teilweisen Neubau des Turnerstadions eingereicht. Die Einsprachefrist ist unbenutzt abgelaufen, und wie auf der Bauverwaltung zu vernehmen ist, sind auch keine Einsprachen eingegangen.
«Damit sind wir einen wichtigen Schritt weiter», freut sich Robert Gilomen, Präsident der Stadionkommission und Projektleiter. Der Verein mit rund 400 Mitgliedern möchte die stark sanierungsbedürftigen Anlagen für 3,35 Mio. Fr. erneuern.
Das Stadion und die Sportanlagen auf einer Fläche von 23 500 m2 wurde 1941 eingeweiht und 1972 letztmals saniert. Schon damals zahlte die Stadt an die Sanierung und Erweiterung der Rundbahn (Kosten 90 000 Fr.) zwei Drittel. Der Turnverein betont zudem, dass er selber in den letzten 25 Jahren mehrere zehntausend Franken in die Planung und Projektierung des Stadions investiert habe. Geplant werde bereits seit 1987. Zehn Jahre später folgte ein weiteres Projekt, ergänzt mit einer Mehrzweckhalle. Auch die Stadt unternahm 1992 den Versuch der Realisierung einer Mehrzweckhalle, die jedoch an der Urne abgelehnt wurde. Diese wurde aber dann faktisch im Rahmen des Velodrome gebaut.
«Das Hallenprojekt des Turnvereins musste trotz guten finanziellen Aussichten dem Velodrome den Vortritt lassen», schreiben die Turner in einem «Botschaftstext», der im Zusammenhang mit der Baueingabe im Juni verfasst wurde. Es ist denn auch in der Politik unbestritten, dass das Turnerstadion sanierungsbedürftig ist. Nach einer Orientierung im März 2014 gab der Gemeinderat einstimmig grünes Licht und signalisierte Zustimmung zum damals vorgestellten Projekt, ohne allerdings irgendwelche Zusicherungen über eine Höhe des Gemeindebeitrags zu machen. Die Politik war sich dabei einig, dass zu einer attraktiven Sportstättenzone auch ein saniertes Sportstadion gehört.
Damals war allerdings von Projektkosten von 2,85 Mio. Fr. die Rede. An der Generalversammlung vom 20. März beschlossen die Turner auch noch einen Allzweckplatz (Normsportplatz von 44 × 22 Meter) ins Projekt aufzunehmen, was die Kosten auf 3,35 Mio. Fr. ansteigen liess. Ein solches Feld werde von verschiedenen Seiten, auch von der Stadt, gewünscht und könne auch als Eisfeld, für den Berufsschulsport oder als Platz für ein Festzelt genutzt werden, begründet der TV Grenchen den nach Darstellung von Gilomen einstimmigen Entscheid.
Sanierung der Leichtathletikanlagen.
Neubau eines Allwetterplatzes, integriert in den Bereich der Hochsprunganlage.
Abbruch des Garderobengebäudes. Neubau eines Betriebsgebäudes.
Neubau eines Garderobengebäudes
Neubau eines Allzweckplatzes 44 × 22 Meter.
Die Bauten sind laut Angaben der Bauherrschaft behindertengerecht und entsprächen den Massen des Bundesamtes für Sport und der internationalen Sportverbände.
Seitens des TV Grenchen heisst es nämlich, mit Sponsorenzusagen sei erst zu rechnen, wenn ein baubewilligtes Projekt vorliegt, weshalb man das Baugesuch auch noch ohne bestehende Finanzierungsgrundlage eingereicht hat. Dass etwa innert Monatsfrist eine Baubewilligung eintreffen könnte, ist laut Stadtbaumeister Daniel Gäumann realistisch.
Für eine Finanzierungszusage der Stadt müssten allerdings noch einige Fragen beantwortet werden. «Beispielsweise, wieso der Kanton als Geldgeber doppelt aufgeführt ist», gibt etwa der städtische Finanzverwalter David Baumgartner zu bedenken. Dass die öffentliche Hand fast 1,8 Mio. Fr. an das Vorhaben zahle, sei eher unwahrscheinlich. So zahle der kantonale Lotteriefonds nach neuem Reglement nur noch in Ausnahmefällen 20 Prozent an die Anlagekosten.
«Alles steigt und fällt mit der Sponsorensuche», betont Baumgartner, der unterstreicht, dass die Stadt dem Projekt gegenüber wohlwollend eingestellt sei. Man dürfe aber nicht unrealistische Erwartungen schüren. «Je grösser die Beträge der Sponsoren, umso mehr ist auch die öffentliche Hand bereit, mitzuziehen», glaubt er. Im Finanzplan ist allerdings noch kein konkreter Betrag eingestellt. Denn eigentlich muss ja die Stadt sparen.
Realistisch wäre ein städtischer Beitrag von vielleicht 400 000 Fr. oder auch etwas mehr. Denkbar ist auch, dass die Stadt den Kantonsbeitrag plus 50 Prozent leistet. Jeder schaut also, was der andere bereit ist zu zahlen.
Inzwischen versucht der Turnverein aufzuzeigen, dass das neue Turnerstadion einem regionalen Bedürfnis entspricht. So wird auch mit einem Schreiben des Kantonalen Leichtathletikverbandes geworben, der darauf hinweist, dass der Kanton in Sachen Leichtathletiktraining praktisch einen weissen Fleck auf der Landkarte darstellt: Eine einzige 400-Meter-Bahn in Olten steht beispielsweise sieben Anlagen im Kanton Aargau oder vier in Baselland gegenüber.
An einem weiteren Stadion im oberen Kantonsteil wären laut Jonas Zimmerlin, Präsident des Kantonalen Leichtathletikverbandes, «zahlreiche Vereine, Verbände und Gruppierungen» interessiert», wie er in einem Testimonial schreibt. «Die Sanierung des Turnerstadions wäre aus jeglichen Blickwinkeln ein grosser Gewinn für die Stadt Grenchen, den Kanton Solothurn und die kantonale Leichtathletikfamilie.»