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Die Schweizer Luftwaffe und der Rettungsdienst Grenchen führten Notfallbergungen mit Helikopter durch. Die Übung lief erfolgreich ab und die Übungsleiter haben bestanden.
Freitagmorgen kurz nach 8 Uhr: Über dem Wald hinter dem Pfadiheim beim Chappeli schwebt ein Super Puma. Aufgeschreckt rennt ein Reh auf der Wiese umher und sucht den Zugang zum Wald, um sich in Sicherheit zu bringen.
Der Lärm ist ohrenbetäubend, ein paar Spaziergänger sind stehen geblieben und schauen zu, wie aus dem Helikopter Männer in Tarnanzügen abgeseilt werden. Dann verschwindet der Heli und im Wald kehrt wieder Ruhe ein - vorerst.
Oberleutnant Thomas von Wil von der Luftrettung der Armee LRA, seine Begleiter und sechs «Figuranten», die anschliessend vorbereitet und zu Leicht- bis Schwerverletzten umfunktioniert werden, sind auf dem Boden angekommen und bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Sie sind Teil einer Übung der LRA in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst Grenchen und dem Forstdienst.
Die Übungsanlage war folgende: Ein Trupp Soldaten geriet bei einem Erkundungsmarsch in unwegsamem Gelände in einen Erdrutsch und muss - da es keinen Zugang zum Gelände gibt - per Helikopter geborgen werden.
Viel Schminke und künstliches Blut
Doch bis es zur eigentlichen Rettung kommt, wird noch einige Zeit vergehen. Zuerst geht es darum, den Figuranten mit viel Schminke und künstlichem Blut, aufgeklebten Platzwunden und künstlichen Knochensplittern, die aus den Gliedmassen ragen, ein verletztes Aussehen zu verleihen.
Dann werden sie im Wald entlang eines kleinen Bachs platziert. Zwei «Schwerverletzte» werden unter einen Baumstamm gelegt, sie mimen «eingeklemmt», das Befreien erfordert den Einsatz einer Motorsäge. Revierförster Patrik Mosimann und zwei seiner Leute stossen dazu. Der Profi bestimmt die Art, wie man die Verletzten positioniert, um sie später gefahrlos befreien zu können.
Der Chef hat nichts zu sagen
In der Zwischenzeit ist beim Rettungsdienst Alarm ausgelöst worden. Denise Guderzo, erstmals Übungsleiterin beim Rettungsdienst, organisiert die Basis, Chef Reinhard Grichting muss ins zweite Glied - und später ganz - «zurücktreten».
Beim Pfadiheim richtet man das Sanitätszelt her, dort soll die Triage gemacht werden. Zwei Eurocopter EC635 der Schweizer Armee, ausgerüstet mit Seilwinden, Tragnetzen und Bergungssäcken, schweben ein. An Bord die eigentlich Beübten: Rega-Ärzte, die ihren Dienst bei der LRA leisten und diesen Kurs bei der Schweizer Luftwaffe absolvieren.
Einer von ihnen, Christian Salis, der leitende Notarzt, übernimmt zusammen mit Denise Guderzo die Organisation vor Ort, die beiden anderen und ein Sanitäter werden von den Helis abgeseilt, sie sollen vor Ort Erste Hilfe leisten und die Verletzten bergen.
Heidenlärm
Einer der Helis kreist über dem Wald und sucht nach den Verletzten. Denn man hat den Rettungsmannschaften nur einen ungenauen Standort durchgegeben. Über Funk kommt etwas später die Meldung, man habe den Trupp gefunden. Die Notärzte werden abgeseilt und beginnen mit ihrer stressigen Arbeit.
Auch die Übungsleitung ist eingetroffen und beobachtet deren Verhalten akribisch, macht sich Notizen. Die Kommunikation zwischen Ärzten, Piloten und der Basis geschieht über Funk. Kein einfaches Unterfangen, denn auch die Eurocopter, die über der Szenerie schweben, machen einen Heidenlärm.
Bergung mit dem Heli
Ein Verletzter nach dem anderen wird ausgeflogen und zur Basis transportiert, wo sie vom Rettungsdienst weiter versorgt werden. Doch die beiden Schwerverletzten, die immer noch eingeklemmt unter dem Baum liegen, machen es den Notärzten nicht einfach. Zum Glück ist der Forstdienst da.
Vorsichtig wird der eine Soldat von Patrik Mosimann mit der Motorsäge befreit. Für den anderen dauert es zu lange, ein Übungs-Schiedsrichter erklärt ihn für tot, der Arzt gibt «Naca-7» an die Basis durch, der Code für Tod.
«Nicht einfach für die Notärzte, in solchem Gelände zu arbeiten, noch dazu unter solchem Druck», meint einer der Übungsleiter. «Aber stelle man sich vor, so etwas passiert um 2 Uhr morgens und bei miesem Wetter, dann wird's noch einen Schluck ungemütlicher».
«Für uns ist wichtig, dass wir die Zusammenarbeit üben, vor allem weil wir auch sonst viel mit der Rega zu tun haben. Und gerade diese Zusammenarbeit ist entscheidend», sagt Reinhard Grichting, der Leiter des Rettungsdienstes Grenchen. Für ihn und seine Leute ist die Übung erfolgreich abgelaufen, auch die Übungsleiterin habe mit Bravour bestanden, sagt er.