Region Biel
Studie kommt zum Schluss: Eine Seelandtangente ist keine Lösung

Eine neue Schnellstrasse im Seeland wurde geprüft und wieder verworfen. Laut der Studie würde sie keine wirksame Entlastung bringen und hätte massive Auswirkungen auf die Umwelt.

Keystone / sda
Drucken
Nach der Seelandtangente soll nun der Juratunnel geprüft werden, der bei der Ostast- Verzweigung beginnen und nordwestlich der Stadt wieder aus dem Berg kommen soll.

Nach der Seelandtangente soll nun der Juratunnel geprüft werden, der bei der Ostast- Verzweigung beginnen und nordwestlich der Stadt wieder aus dem Berg kommen soll.

Oliver Menge / Dji MavicPro

Eine neue Schnellstrasse zwischen dem Raum Ins/Kerzers und dem Süden von Biel würde den Grossraum Biel nicht wirksam vom Strassenverkehr entlasten. Das ist das Resultat einer Studie, welche Seeländer Behörden am Dienstag in Biel präsentierten.

Die Projektorganisation «Espace Biel/Bienne Nidau» (EBBN) will deshalb die Idee dieser sogenannten «Seelandtangente» nicht weiter verfolgen. Das sagt der Präsident dieser Organisation, der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr, laut einer EBBN-Mitteilung vom Dienstag.

Würde eine solche Strasse gebaut, könnte sie sogar für Mehrverkehr sorgen, steht im Communiqué weiter. Zudem ist die Rede von «massiven Auswirkungen» auf die Umwelt im Grossen Moos. Der Einfluss auf die nationalen Verkehrsströme wäre gering. Der Bund würde die Strasse deshalb wohl kaum ins Nationalstrassennetz aufnehmen.

Nationalstrassenlücke will man aber schliessen

Für den Kanton Bern könnten Mehrkosten entstehen. Denn es sei davon auszugehen, dass bei einem Bau der Seelandtangente die heutige Nationalstrasse N5 am nördlichen Bielerseeufer zur Kantonsstrasse abgestuft würde. Auch mit einer Seelandtangente würden auf dieser Strasse bei Twann täglich mehr als 6000 Fahrzeuge verkehren.

In Auftrag gab die Projektorganisation EBBN die Studie im Zusammenhang mit dem Abbruch des Bieler A5-Westast-Projekts. Ende 2020 einigten sich Befürworter und Gegner darauf, das Projekt einer teilweisen offenen Autobahn quer durch Biel zu beerdigen. Nun werden Alternativen gesucht. Denn man einigte sich auch darauf, dass das Nationalstrassennetz im Raum Biel doch noch zu schliessen. Auf der westlichen Seite der Stadt Biel gibt es eine Lücke.

Damals hiess es auch, zunächst sollten keine Varianten ausgeschlossen werden - weder einen Tunnel im Juramassiv nördlich der Stadt noch die Seelandtangente. Nun liegt also eine Studie zu dieser Tangentenidee vor. Untersucht wurden die Auswirkungen auf den Gesamtverkehr und die Raumplanung, nicht aber die technische Machbarkeit.

Die Idee einer Seelandtangente geistert schon seit den 1960-er Jahren durch die Köpfe. Auch in den 1990-er Jahren sorgte sie für Aufregung, als sie der frühere Bundesrat Moritz Leuenberger plötzlich wieder aufs Tapet brachte, doch damals fehlte das Geld.

Die Autorin und die Autoren der neuen Studie prüften drei Trassenvarianten, wie aus Medienunterlagen hervorgeht: Eine Strasse von Ins nach Biel via Brüttelen und Epsach, eine Variante von Ins via Müntschemier quer durchs Grosse Moos in Richtung Jens/Biel und eine Strasse von Kerzers FR an Aarberg vorbei zur bestehenden Nationalstrasse in Lyss.

Nun steht der Juratunnel im Fokus

Die übergeordnete Projektorganisation «Espace Biel/Bienne.Nidau» hat die Aufgabe, die verkehrliche und städtebauliche Entwicklung im Raum Biel, Nidau, Brügg, Ipsach und Port - also dem Westen des Grossraums Biel - abzustimmen. Die Leitung der EBBN obliegt einer Behördendelegation, welcher Vertreter der beteiligten Gemeinden, des Kantons und des Vereins «seeland.biel/bienne» angehören. Biels Stadtpräsident Fehr leitet diese Behördendelegation.

Im EBBN-Communiqué wird Fehr mit den Worten zitiert, die Studie zur Seelandtangente sei für die Behörden für die Beurteilung langfristiger Lösungen von grosser Bedeutung. Andere Varianten wie der Juratunnel müssten nun ebenfalls von unabhängiger Seite auf ihren Nutzen und ihre Auswirkungen hin untersucht werden. (sda)