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Der Solothurner Regierungsrat hat die ehemalige Fabrikantenvilla am Höhenweg 11 in Grenchen unter kantonalen Denkmalschutz gestellt.
«Die Villa Lambert und ihre Nebengebäude sind das am besten erhaltene Villenensemble des Späthistorismus in Grenchen», heisst es im Beschluss. Die Denkmalpflege-Kommission und der Chef des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie beantragten, die Villa Höhenweg 11, das Gartenhaus Höhenweg 17 und die zugehörende Gartenanlage in das Verzeichnis der geschützten historischen Kulturdenkmäler aufzunehmen.
Der aus Büsserach stammende Fabrikant Seraphin Lambert (1853–1924), ein Pionier der Grenchner Maschinenindustrie, liess sich 1915–1916 vom Architekten Otto Rudolf Stalder (geb. 1863) am Höhenweg oberhalb seiner Fabrikgebäude eine herrschaftliche Villa projektieren und errichten. Die Bauführung oblag dem Grenchner Baumeister Josef Wyss (1863–1935).
«Die hervorragende Situation am Hang östlich des Dorfbachs und der Schmelzistrasse und in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Fabrik ist für die Siedlungsentwicklung Grenchens im frühen 20. Jahrhundert absolut charakteristisch», heisst es weiter im Protokoll des Regierungsratsentscheides. «Die zweigeschossige, anspruchsvolle Zweifamilienvilla über achsensymmetrischem Grundriss steht oberhalb einer terrassierten Gartenanlage. Sie zitiert als Schlösschen mit Mittelturm und Eckerkern, vorzüglichen Fassadeninstrumentierungen in zweifarbigem Kunststein sowie steilen Dächern mit farbig glasierten Ziegeln ein späthistoristisches Formenvokabular», heisst es im Architektenjargon.
Das Innere ist repräsentativ ausgestattet. Gipsdecken, Parkett- und mehrfarbige Fliesenböden, Täfer sowie Fenster mit Glasmalereien namhafter Künstler sind gut erhalten und zeugen von gehobener Wohnkultur. Seit dem Umbau im Jahr 1943 durch den Grenchner Architekten Carl Burkhard (1892–1971) verfügt das Haus über eine dritte Wohnung und eine zusätzliche Küche im 1. Obergeschoss.
Auch bei der Gartenanlage handle es sich um einen «anspruchsvollen Architekturgarten von hoher Qualität». Der im Jahr 1916 angelegte Park bezieht sich auf die Mittelachse der Villa und vereint geometrische Elemente mit denjenigen des Landschaftsparks. Wie die gebauten Strukturen ist auch die Bepflanzung mit Buchs- und Thujahecken, Rosenbeeten und dem hervorragenden, teilweise exotischen Baumbestand «von hoher gartendenkmalpflegerischer Bedeutung».
Nordwestlich der Villa liess Seraphin Lambert im Jahr 1916 von Baumeister Josef Wyss das Garagengebäude Höhenweg 15 errichten, das er im Jahr 1920 durch einen Pferdestall mit Remise gegen Norden erweiterte. Wohl gleichzeitig entstand im Südwesten des Gartens das neubarocke Waschhaus, heute Teil von Höhenweg 9. Diese Gebäude werden nicht unter Schutz gestellt.
Wohl aber der Gartenpavillon Höhenweg 17, den Carl Burkhard im Jahr 1920 projektierte. Der neuklassizistische Bau öffnet sich östlich der Hausterrasse mit einem Säulenportikus gegen die Villa. Er ist «mit ansprechenden zeittypischen Malereien» ausgeschmückt. Durchweg von damals in Grenchen tätigen Baufachleuten ausgeführt, «stehen die Bauten für die hochstehende Baukultur des frühen 20. Jahrhunderts, ermöglicht durch eine begüterte Bauherrschaft».
In der Ortsplanung ist das Ensemble als kommunal geschützte Siedlungseinheit aufgeführt; die Villa Nr. 11 und das Gartenhaus Nr. 17 sind bereits als schützenswert eingestuft. «Aufgrund ihrer architektonischen Qualität, ihrer kunsthistorischen Bedeutung und ihres unverfälschten Erhaltungszustandes besitzen Villa, Gartenhaus und Park einen hohen, unbestrittenen Denkmalwert», so der Regierungsrat.
Eigentümerin der Liegenschaft ist die Atlantis Wohnbaugenossenschaft in Stans (NW). Genossenschaftsgründer Leo Wolfisberg freut sich, dass er der Grenchner Nachwelt ein Bijou hinterlassen kann. «Wir haben schon bis heute Sorge getragen zur wertvollen Bausubstanz und werden dies weiterhin tun», sagt Wolfisberg. Er lobt zudem die Zusammenarbeit mit der Solothurner Denkmalpflege.
Ein früher projektiertes – und von der Stadt abgelehntes – Bauvorhaben auf dem Villengelände habe er fallengelassen. «Auch die kommenden Generationen sollen noch etwas realisieren können», meint er. Sorge bereitet ihm einzig der Zustand eines Mammutbaums des Parkes. Es ist einer von drei Bäumen, die schon heute unter Schutz stehen. Durch sein Wachstum gefährde dieser die Mauer zur Strasse hin.