Startseite
Solothurn
Grenchen
Die SWG stellt ihre Sponsoringaktivitäten für den Turnverein Grenchen ein. Grund sei: "öffentliches Verbreiten von Falschaussagen und Verleumdungen durch Elias Meier."
Elias Meier, Präsident des Turnvereins Grenchen TVG, des Vereins ProGrenchen, Präsident und Geschäftsführer von «Freie Landschaft Schweiz» und Inhaber diverser anderer Mandate, ist offenbar zu weit gegangen. In einigen Leserbriefen griff er den Energieversorger SWG, deren Geschäftsführer Per Just und auch den Verwaltungsratspräsidenten und Stadtpräsidenten in Personalunion, François Scheidegger, an. Nun hat die SWG reagiert. Wie einem dieser Zeitung zugespielten Brief der SWG an den Geschäftsführer des Turnverein Grenchens, Andy Vogt, zu entnehmen ist, stellt die SWG ihre Sponsoringtätigkeiten für den TVG per sofort ein.
«Aufgrund dem wiederholten öffentlichen Verbreiten von Falschaussagen und Verleumdungen betreffend SWG sowie Mitarbeitende unserer Firma durch ihren Vereinspräsidenten, Elias Meier, sehen wir uns leider gezwungen, unser langjähriges Sponsoring-Engagement beim Turnverein Grenchen per sofort einzustellen.» Und weiter heisst es: «Der Umgang Ihres Vereinspräsidenten mit unserer Firma, die mit Ihrem Verein seit Jahrzehnten eine enge Zusammenarbeit pflegt, widerspricht in jeder Hinsicht dem Geiste unserer Partnerschaft.» Dieser Entscheid erfolge mit Bedauern, heisst es weiter. «Wir sind und bleiben dem Turnverein ideell verbunden.»
Meier hatte sich in diversen Leserbriefen kritisch zum Geschäftsgebaren der SWG geäussert, den Verwaltungsrat, dessen Präsidenten Scheidegger und wiederholt Per Just, den Geschäftsführer der SWG angegriffen, und das seit Jahren (wir berichteten mehrfach). Auch andere Mitarbeitende der SWG habe Meier laut Just namentlich angeprangert, beispielsweise, als die SWG damit begann, in manchen Quartieren Smartmeter – intelligente Stromzähler – einzubauen und Meier ein Flugblatt verteilte, in dem er das verurteilte. Für diese Aktion sei er von der SWG abgemahnt worden.
Das Fass zum Überlaufen brachten aber persönliche, öffentlich einsehbare Angriffe gegen Just in den sozialen Medien, wie der Geschäftsführer der SWG präzisiert: Meier habe Just vorgeworfen, mit einer eigenen Firma Geschäfte am Rande der Legalität zu machen. Und in einem Leserbrief vor zwei Wochen unterstellte er dem Geschäftsführer der SWG, er überschreite seine Kompetenzen und lege selber SWG-Strategien fest. Der Verwaltungsrat der SWG sei seines Erachtens mit den falschen Leuten besetzt, nämlich mit Parteipolitikern statt mit Fachpersonen aus der Energiebranche. «Es darf nicht länger sein, dass der SWG-Direktor und der SWG-VR unbegrenzte Finanzkompetenzen und die Stimmberechtigten keine Mitwirkungsrechte haben.»
SWG-Chef Per Just bezeichnet die Angriffe Meiers als «Affront», den er nicht länger hinnehmen könne. Zur angeblichen Kompetenzüberschreitung sagt Just: «Wir veranstalten jedes Jahr ein zweitägiges Strategieseminar mit dem Verwaltungsrat der SWG, in dem strategische Entscheide gefällt werden. Und zwar vom Verwaltungsrat. Als Geschäftsführer bin operativ und nicht strategisch tätig, insofern handelt es sich hier um eine Falschaussage. Im Übrigen erachte ich es als Beleidigung des Verwaltungsrats, wenn Meier dessen Mitglieder als sozusagen inkompetent und unfähig bezeichnet.»
Auch die Finanzkompetenzen des Geschäftsführers seien im Geschäftsreglement klar abgebildet, sagt Just. Sie würden strikt eingehalten und von der Revisionsstelle, die vom Gemeinderat gewählt sei, regelmässig überprüft. Zu den persönlichen Angriffen in den sozialen Medien sagt Just: «Alle meine Mandate sind offengelegt. Insofern ist das pure Verleumdung.»
Just betont, dass der Schritt, den man nun gemacht habe, rein gar nichts mit der politischen Position von Elias Meier und dessen kritischer Haltung gegenüber dem Windparkprojekt der SWG zu tun habe. Meier ist, wie allgemein bekannt, auch Präsident des Vereins «ProGrenchen», der sich seit Bekanntgabe des Projekts dagegen zur Wehr setzt. «Hier geht es nur um die persönlichen Angriffe, die Falschaussagen und Verleumdungen. Denn wir begrüssen durchaus auch kritische Stimmen zu unserem Projekt.»
Aber weshalb jetzt den Turnverein Grenchen «bestrafen»? «Persönlich habe ich gar keine Freude daran, dass es den Turnverein trifft», sagt Just. Aber Meier sei nun mal Präsident des Vereins. «Als Chef eines so grossen Vereins sollte sich Elias Meier vielleicht auch etwas der Verantwortung bewusst sein, die er damit trägt. Wir haben jahrzehntelang sehr gut mit dem Turnverein Grenchen zusammengearbeitet. Jetzt aber wiederholt solche persönlichen Angriffe und Verleumdungen erdulden zu müssen, die aus der Feder des Vereinspräsidenten stammen, da kann man nicht mehr wirklich von einer Partnerschaft sprechen. Darum ziehen wir die Konsequenzen. Das ist übrigens auch kein strategischer, sondern ein operativer Entscheid, der in meine Zuständigkeit fällt.»
Konkret heisst das Einstellen jeglichen Sponsorings: Die Miete der Werbetafel an der Flughafenstrasse fällt weg, Inserate in den TVG-News werde keine mehr geschaltet, das Sponsoring der Volleyball-Abteilung wird eingestellt sowie alle weiteren Projekte des Turnvereins – der grösste Verein der Stadt Grenchen mit 10 Abteilungen und rund 350 Mitgliedern – werden auf Eis gelegt.
Der Betrag, der für den TVG wegfällt, ist nicht sonderlich hoch: Für die Werbetafel bezahlte der SWG 2400 Franken jährlich, die restlichen Posten seien «Peanuts», wie Just sagt. Ihm gehe es aber ums Prinzip, dass eine Partnerschaft so nicht funktionieren könne.
Andy Vogt, Geschäftsführer des TVG, will sich zu einem späteren Zeitpunkt äussern, da die Geschäftsleitung eine schriftliche Antwort an die Adresse der SWG zuerst besprechen müsse. Er präzisiert nur Folgendes: Elias Meier sei nicht Präsident, sondern «nur» ehrenamtlicher Vorsitzender der Geschäftsleitung.