Stadtbummel
Prost – auf gute Nachbarschaft!

Brigitte Stettler
Brigitte Stettler
Drucken
Eine gute Nachbarschaft ist ein guter Schutz gegen unliebsame Eindringlinge (Symbolbild)

Eine gute Nachbarschaft ist ein guter Schutz gegen unliebsame Eindringlinge (Symbolbild)

Keystone

Bei uns im Quartier sind an vielen Häusern kleine Tafeln mit dem Hinweis: «Achtung! Wachsamer Nachbar» angebracht. Dies soll nun beileibe nicht heissen, dass sich hier die Nachbarn gegenseitig bespitzeln oder kontrollieren sollen, nein, das heisst ganz einfach, dass wir uns kümmern, dass wir uns gegenseitig wahrnehmen, dass wir eben «wachsam» sind. Diese Wachsamkeit kann im besten Fall auch ein Schutz gegen unliebsame Eindringlinge sein, und sie schafft Vertrauen untereinander. Nachbargeschichten gibt es so viele, wie es Nachbarn gibt, und jeder von uns ist ein Nachbar und jeder von uns hat einen Nachbarn. Schön ist es, wenn man seinen Nachbarn beim Namen nennt, wenn man grüsst, sich auf ein Gespräch einlässt und damit bereits vorhandene oder noch auftauchende Probleme friedlich lösen kann. Ohne gleich mit rechtlichen Schritten zu drohen, ohne sich auf einen verbalen Schlagabtausch einzulassen.

«Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt», aber auch: «Ein guter Nachbar ist besser als ein Bruder in der Fremde», so lautet der Volksmund, und in beiden Sprüchen steckt eine Wahrheit. Gelebte Nachbarschaft ist ein Geschenk, und dieses Geschenk durften wir am letzten Samstag an einem Quartierfest entgegennehmen. Unkompliziert, gemütlich, neugierig, gemeinschaftlich und entspannt sollte es sein. Die in einem zunehmend digitalen und anonymen Zeitalter verloren geglaubte Tradition der Begegnung sollte wieder belebt werden. Und genau das alles ist aufs Allerbeste gelungen. Rund sechzig Menschen sassen fröhlich bei Speis und Trank zusammen, tauschten sich aus, lernten sich kennen, und alle sind nach diesem Fest überzeugt davon, dass dies nicht das letzte Quartierfest gewesen ist.

Es wurden tatsächlich gute Nachbarschaften gepflegt, flüchtige Begegnungen vertieft und einige neu Zugezogene lernte man ein wenig besser kennen. Heutzutage, wo man sich nach Feierabend nicht mehr auf seine Bank vor dem Haus setzt und mit dem Nachbarn ein Schwätzchen hält, sondern sich mit seinem Smartphone unterhält, ist auch eine ganz besondere Lebensqualität ein wenig auf der Strecke geblieben. Wie wäre es denn, wenn wieder vor dem einen oder anderen Haus das «Feierabendbänkli» wieder auftauchen würde? Der Grenchner ist ein geselliger und kommunikativer Mensch, der sich auf einem «Feierabendbänkli» gewiss gut machen würde.

Was vor dem eigenen Haus beginnt, in der unmittelbaren Nachbarschaft, das prägt ein Quartier, eine Stadt und lässt auch deren wirtschaftliche, soziale und politische Probleme besser lösen. Auch Politiker sind und haben Nachbarn und haben es sich zur Aufgabe gemacht, dem Nachbarn zuzuhören und gemeinsame Lösungen anzustreben. Dasselbe gilt für unsere Nachbargemeinden und für unsere Nachbarstädte. Was könnte man im besten Fall nicht alles zum Guten bewegen – würde man sich doch ab und zu die Zeit nehmen, seinem Nachbarn zuzuhören!