Littering
Polizisten in Zivil patrouillieren in Grenchen und büssen Abfallsünder

Anfang Mai waren vier Mitarbeiter der Stadtpolizei während zweier Tage in Zivil auf dem Gebiet der Stadt Grenchen auf Patrouille. Besonderes Augenmerk widmeten sie in dieser Zeit den Abfallsündern, also jenen, die sie auf frischer Tat beim Wegwerfen von Abfall auf die Strasse oder auf öffentliche Plätze erwischen.

Andreas Toggweiler
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Kurzum abgeschlossen: Erzieherische Massnahme einer Hausverwaltung in Grenchen gegen das Littering in Grünabfall-Containern.

Kurzum abgeschlossen: Erzieherische Massnahme einer Hausverwaltung in Grenchen gegen das Littering in Grünabfall-Containern.

Andreas Toggweiler

Der Grenchner Stadtpolizei-Kommandant Christian Ambühl verrät: «Diese zwei Patrouillentage waren ziemlich ergiebig, wurden doch in dieser Zeit 25 Bussen fürs Littering ausgestellt.»

40 Franken Busse

Das heisst, es galt für die Fehlbaren, jedes Mal 40 Franken hinzublättern. «Fast alle haben danach ihren Abfall aufgehoben und die Busse anstandslos bezahlt. Die Einsicht des eigenen Fehlverhaltens war also da. Meist war die Ursache Gedankenlosigkeit», berichtet Ambühl weiter. Ein Grund für die Kooperation der Gebüssten dürfte auch sein, dass Litterer im Kanton Solothurn vergleichsweise günstig wegkommen. Im Aargau beispielsweise kostet der «Spass» 300 Franken, ein Betrag, der schon eher wehtut.

Die Littering-Patrouillen seien auf dem ganzen Stadtgebiet unterwegs gewesen. Der grösste Teil des Litterings in Grenchen waren Zigarettenkippen, diese verunstalten oft das Bahnhofsareal. Weitere Littering-Hotspots seien der Marktplatz oder die Umgebung von Schnellimbissen (z. B. Mc Donald’s), wo sich dann oft grössere Abfallmengen ansammeln.

Aktion wiederholen

Nach dem Erfolg dieser ersten expliziten Abfall-Patrouille kündigt Ambühl an, dass man solche Aktionen in Zukunft vermehrt durchführen werde. Dafür habe man die Unterstützung der Behörden. Es gelte, das Bewusstsein zu schärfen, dass die Stadt gewillt sei, Fehlverhalten zu ahnden – nicht zuletzt im Interesse des Stadtbildes.

Da sind allerdings die Zigarettenstummel nicht das grösste Problem. Ein öffentliches Ärgernis sind Abfälle, die einfach auf die Strasse gestellt werden: Sofas, Stühle, ganze Wohnwände stehen oft wochenlang auf der Strasse herum. Der Werkhof nahm das Zeugs oft nach ein paar Tagen trotzdem mit. Damit sei heute nicht mehr zu rechnen, heisst es dort auf Anfrage. Ohne Kebag-Marke werde nichts mehr mitgenommen.

Dank Videokamera gefasst

Bei notorischen Abfallsündern durchwühle man schon mal den Sack, um gegebenenfalls auf eine Adresse zu stossen. In rund 10 bis 15 Fällen pro Jahr werde man dabei fündig. Doch auch hier beträgt die Busse lediglich 100 Franken plus eine Bearbeitungsgebühr. Es gebe Leute, die machten sich einen Sport daraus, jede Spur auf die Herkunft des Güsels zu verwischen, indem sie sogar die Adresse auf Couverts ausschneiden.

Einen solchen Schlaumeier brachte die Stadtpolizei allerdings unlängst im Stadtzentrum zur Strecke. «Wir haben extra eine versteckte Videokamera installiert, was schliesslich zum Erfolg führte», berichtet Ambühl.

Was sind Grünabfälle?

Und dann gibt es auch noch das leidige Problem der falschen Entsorgung. Kürzlich rieben sich die Bewohner der grössten Wohnüberbauung im Stadtzentrum die Augen, als sie das Säckli mit dem Grünabfall entsorgen wollten. Die Container waren kurzum mit Ketten und Vorhängeschlössern abgeschlossen worden. «Nun müssen Sie ihre Kompostabfälle im normalen Kehricht entsorgen», war auf einer Affiche der Hauswartung zu lesen.

Die Hausverwaltung griff zu dieser drastischen Massnahme, weil immer wieder Plastiksäcke und nicht kompostierbare Abfälle in der Grünabfuhr landeten. «Die Grüncontainer waren überladen mit nicht kompostierbaren Säcken, Essensresten, verschimmelter Ware und Ähnlichem; kurz gesagt: mit allem, was nicht in einen Grüncontainer gehört», informierte die Immobilienverwaltung die betroffenen Bewohner. «Der ganze Inhalt musste anschliessend durch unsere Hauswartung von Hand in Säcke geschaufelt und ordnungsgemäss entsorgt werden», so das Schreiben.

Kollektivstrafe

Beim Werkhof wird der Sachverhalt bestätigt. Aus diesem Grund habe man den Container nicht mehr geleert. Die Mieterschaft wird nun für ein paar «Söiniggle» kollektiv bestraft. Und zahlt wohl über die Nebenkosten auch gleich für die Entsorgung. Auch hier halte sich die Kehrichtabfuhr ganz klar an die Vorgaben, heisst es dazu auf dem Werkhof. Für die Bewohner bestehe aber die Möglichkeit, ein eigenes kleines Gefäss mit Kompostgut hinzustellen. Diese würden von der Grünabfuhr durchaus geleert, bestätigt der Werkhof. Dass diese Kesseli gelegentlich verschwinden, gilt es in Kauf zu nehmen.

P.S.: Bereits gestern waren die Grünabfall-Container in der Freimatt wieder zugänglich. Offen bleibt, ob sie von der Hauswartungsfirma geöffnet wurden oder von den Quartierkindern, welche sich am Wochenende lang und ausgiebig mit dem Zahlenschloss beschäftigt hatten.