Grenchen
Polizeikommandant: «Grenchner Bevölkerung war sehr diszipliniert»

Die Stadtpolizei war das Wochenende über mit Doppelpatrouillen unterwegs und hatte wenig zu tun. Die meisten Leute hielten sich trotz des schönen Wetters an die vom Bundesrat erlassenen Vorschriften.

Oliver Menge
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Christian Ambühl

Christian Ambühl

Hanspeter Bärtschi

Strahlende Sonne, kein Wölklein am Himmel, angenehm warme Temperaturen. Überall spriesst es, der Frühling ist nach einer kalten Periode mit viel Bise endlich angekommen. Kein Wunder, machten sich die Behörden Sorgen, ob Herr und Frau Schweizer sich auch tatsächlich an die bundesrätlichen Verordnungen halten und zu Hause bleiben. Man befürchtete, dass letztes Wochenende zum Stresstest für das grosse Osterwochenende werden könnte und der Bundesrat eventuell sogar eine totale Ausgangssperre für die vier Tage verhängen könnte.

In der Ostschweiz trafen die Befürchtungen auch teilweise ein, wie man vernehmen konnte. So musste die Polizei vermehrt ausrücken und verteilte etliche Bussen, weil sich die Leute eben nicht an die Vorschriften hielten. Ein Beizer hatte sogar sein Lokal geöffnet und Leute bewirtet.

Der Kommandant der Stadtpolizei Grenchen, Christian Ambühl, verfasst in seiner Funktion als Stabschef des Coronakrisenstabs der Stadt Grenchen einen täglichen Bericht zuhanden des Krisenstabs. Samstagabend stellte er unter anderem fest, dass Patrouillen der Kantonspolizei an verschiedenen Orten im Kanton Solothurn damit beschäftigt waren, Gruppierungen zu trennen respektive aufzulösen. Ambühl schreibt: «Das Schlimme daran, zu diesem Zeitpunkt hätte ja jeweils die Übertragung schon stattgefunden haben können. Dies ist leider an einem Samstagabend der jüngeren Generation nicht mehr so bewusst.»

Ruhiges Weekend in der Uhrenstadt

Über Funk habe er verfolgen können, dass auch viele Bürger die Polizei angerufen hätten, um andere Bürger zu denunzieren, die sich nicht an die Vorschriften gehalten hätten und private Partys veranstalteten. In Grenchen hingegen verlief das Wochenende ruhig, wie Ambühl auf Anfrage sagt: «Die Grenchnerinnen und Grenchner waren sehr diszipliniert.» Zwar hätten Beamte der Stadtpolizei, die das ganze Wochenende in Doppelpatrouillen unterwegs waren, auch hier Bussen aussprechen müssen. Deren sieben, wie Ambühl sagt. Konkret wurden am Samstagnachmittag sieben Personen – je in einer Vierer- und einer Dreiergruppe – gebüsst, weil sie sich nicht an die Abstandsvorschrift von zwei Metern hielten und keinerlei Einsicht zeigten.

Zudem habe die Polizei die Waschstrasse bei der Coop-Tankstelle sperren müssen. «Auch sie konnten die Vorgaben aufgrund des grossen Andrangs nicht mehr umsetzen, waren aber einsichtig und sind schon von einer möglichen Sperrung ausgegangen. Somit entstand bei der Umsetzung kein Problem.»

Im Grossen und Ganzen habe sich die Grenchner Bevölkerung recht gut an die Vorgaben gehalten und die meisten Leute seien zu Hause geblieben. Die Patrouillen haben laut Ambühl auch neuralgische Punkte, wie den Grenchenberg oder das Aareufer kontrolliert und sind nirgends auf Probleme, sprich Menschenansammlungen oder ähnlich gestossen.

Die Polizei dankt der Bevölkerung

Ambühl, der seit dem 25. Februar seine Familie nur noch selten gesehen hat, geht davon aus, dass die Ausgangssperre nicht verschärft wird. «Wir werden am Mittwoch, wenn der Bundesrat das nächste Mal informiert, mehr wissen.» Er selber habe bis jetzt rund 230 Überstunden auf dem Konto. Die Überstunden seiner Frauen und Männer hielten sich aber dank des neuen Dienstplans in überschaubaren Grenzen. Übers Wochenende veröffentlichte die Stadtpolizei Grenchen ein «Merci-Video» auf den sozialen Medien: Polizist Kilian Messerli und Kommandant Christian Ambühl demonstrieren, wie ihre Beamten nun weniger zu tun haben, weil die Grenchnerinnen und Grenchner zu Hause bleiben.

Die Busse landet im Leeren, genauso gibt es keine Verbrecher, die man stoppen könnte. Und der morgendliche Rapport in der Einsatzzentrale wird von Ambühl vor leeren Stühlen abgehalten. Ein Dankeschön an die Bevölkerung fürs Befolgen der Vorschriften, dessen humoristische Umsetzung aber beim einen oder anderen Betrachter einen schalen Nachgeschmack hinterlassen dürfte, angesichts der doch sehr schwierigen Situation, in der jetzt viele stecken.