Polizei Stadt Grenchen
Nach 40 Jahren in der Stapo: «Jetzt werde ich auch ab und zu mal chillen»

Hugo Kohler trat 1981 als Rekrut ins Korps der Stadtpolizei ein. Am 29. Juni geht er in Pension – seine Kolleginnen und Kollegen feierten ihn bereits einen Tag früher.

Oliver Menge
Drucken
Hugo Kohler freute sich dann doch über die Überraschung und bedankte sich bei Kolleginnen, Kollegen und Ehrengästen.

Hugo Kohler freute sich dann doch über die Überraschung und bedankte sich bei Kolleginnen, Kollegen und Ehrengästen.

Oliver Menge

«Mit dem Abgang von Hugo Kohler als Kommandant Stellvertreter geht eine Ära zu Ende», sagte Stadtpräsident François Scheidegger anlässlich der Verabschiedung des langgedienten Polizeibeamten. Kohler selber hatte im Vorfeld betont, er wolle auf keinen Fall wegen seines Abschieds irgendwie gefeiert werden, er wolle still und leise gehen und lege keinen Wert auf Rummel. So kam denn auch ein geplantes Porträt in dieser Zeitung mit und über ihn nicht zustande.

Das hielt aber weder Kommandant Christian Ambühl, noch seine Kolleginnen und Kollegen vom Polizeikorps davon ab, ihn mit einem Apéro, Ansprachen und Geschenken zu überraschen. Man hatte sogar den Hintereingang des Polizeipostens vorsorglich geschlossen, damit er sich nicht unbemerkt davonmachen konnte. Die Simplonstrasse wurde im Bereich des Postens gesperrt, damit zwei Polizeifahrzeuge in Stellung gebracht und Kameraden mitsamt Ehrengästen Spalier stehen konnten.

Nebst dem Stadtpräsidenten waren auch Feuerwehrkommandant Thomas Maritz und dessen Stellvertreter Michael Stuber mit Blaulicht angerückt, Kohlers Ex-Kadi Robert Gerber sowie Vertreter des Rettungsdienstes und der Kantonspolizei waren da. Die Überraschung gelang und Kohler war sichtlich berührt. «Also wenn jetzt noch ein Heli kommt, dann bin ich weg», meinte er aber bestimmt.

Am 29. Juni geht Kohler in Pension.

Am 29. Juni geht Kohler in Pension.

Oliver Menge

Nachdem er sich persönlich ein erstes Mal bedankt hatte und man zum Apéro beim Güterschuppen vis-à-vis dislozierte, hielt Stadtpräsident François Scheidegger eine Rede, in der er die Verdienste Kohlers würdigte. Denn der gebürtige Grenchner war «nicht einfach nur Polizist»: Nach seiner Beförderung zum Kdt.-Stellvertreter wurde Hugo Kohler auch zum Chef der 1997 gegründeten Sicherheitspolizei, die mehr und mehr an Bedeutung gewann. 2001 wurde er nach der Offiziersschule zum Leutnant befördert, 2006 zum Oberleutnant.

Kohler war unter anderem war Prüfungsexperte an der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch, wo er unter anderem den Übernamen «Mister häusliche Gewalt» erhielt. In Grenchen war er für die Aus- und Weiterbildung des Korps zuständig. Auch sportlich war Kohler immer gut unterwegs, sei es als Schützenmeister, Combat-Instruktor oder beim Bankdrücken, wo er 2004 sogar Schweizer Meister seiner Kategorie wurde.

Für die Festrede musste der Pensionär in Speauf einem Liegestuhl Platz nehmen.

Für die Festrede musste der Pensionär in Speauf einem Liegestuhl Platz nehmen.

Oliver Menge

Ganze 40 Jahre war Kohler im Korps der Stadtpolizei Grenchen tätig, davon 27 Jahre als Kommandant Stellvertreter. Er sei, so habe ihm Kohler einst selber gesagt, der Innenminister, der Kommandant der Aussenminister, so Scheidegger. Leider verlasse mit ihm auch ein sehr gut erzogener und perfekt trainierter Hund den Posten Grenchen, den er selber ausgebildet habe. Es sei nicht zuletzt auch Kohlers Verdienst, dass das städtische Polizeikorps das Gewicht bekam, das es jetzt habe. Dafür brauche es jemanden wie ihn, sagte Scheidegger:

«Kein Polteri, kein Griesgram, kein Drückeberger, kein Schwätzer und schon gar kein Selbstdarsteller».
Stadtpräsident Drançois Scheidegger hielt eine stimmige Rede.

Stadtpräsident Drançois Scheidegger hielt eine stimmige Rede.

Oliver Menge

Jetzt könne er seine Zukunft freier gestalten und tun, was ihm beliebe. Endlich das tun, was er schon immer vorgehabt habe - oder auch einfach mal nichts machen. Die Beine und die Seele baumeln lassen und entschleunigen, chillen. Scheidegger dankte Kohler im Namen der Stadt Grenchen für sein grosses Engagement.

Weil er seinen echten Polizeiausweis abgeben muss, erhielt er von Kommandant Christian Ambühl einen etwas grösseren.

Weil er seinen echten Polizeiausweis abgeben muss, erhielt er von Kommandant Christian Ambühl einen etwas grösseren.

Oliver Menge

Er sei kein Mann der grossen Worte, meinte dieser. Scheidegger habe ihn richtig beschrieben, er sei eher fürs Wohl nach innen im Korps zuständig gewesen. Langweilig werde es ihm ganz bestimmt nicht, mit den Hunden habe er viel zu tun. Aber ab und zu, das könne er versprechen: «Ab und zu werde ich bestimmt auch mal chillen».