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Am Mittwoch war Saisonbeginn auf dem Grenchenberg. Wegen des seit Anfang Woche geltenden Schneeketten-Obligatoriums machte die Polizei rigide Kontrollen und verteilte Bussen.
«Irgendwo zwischen 5 und 40 Zentimetern», sagt Tobias Freudiger zur Schneehöhe auf der Piste. Der Betriebsleiter der Skilifte auf dem Grenchenberg weiss genau, wovon er spricht. «Viel Schnee hat es durch die starke Bise verweht, das sieht man hier gut.» In der Tat kommen an manchen Stellen die Grashalme zum Vorschein.
Freudiger war in den vergangenen Tagen stundenlang mit dem Pistenfahrzeug unterwegs, um die Piste zu präparieren, Schnee von Orten, an dem man ihn nicht braucht an Stellen zu schaufeln, wo der Untergrund schon fast frei liegt. Denn der Schnee habe sich nicht mit dem Untergrund verbunden. «Eigentlich würden es die Verhältnisse nicht erlauben, die Pisten zu öffnen, aber was solls, ich musste einfach, das hätte niemand verstanden», sagt der Betriebsleiter.
«Du musst den Schwung früher auslösen, Joël», ruft Urs Brotschi einem Jugendlichen zu, der rasante Schwünge mit seinen Carvingski in die Piste zieht. Und zu seinem Begleiter Ernst Berger sagt er: «Unglaublich, was für Fortschritte der Junge gemacht hat, nach einer so langen Trainingspause.» Berger und Brotschi sind Mitglieder des Skiclub Selzach, der hier oben wie jedes Jahr trainiert und auch Skirennen organisiert.
Brotschi ist Trainer bei den Aktiven und schon lange mit von der Partie. Sie sind mit dem eigenen Bus mit etwa 12 Kinder und Jugendlichen hochgefahren und geniessen den herrlichen, pulvrigen Schnee. So wie auch einige Erwachsene: «Ich bin eine Schönwetter-Skifahrerein, sagt Rose-Marie Loetscher aus Grenchen, nach einigen eleganten Schwüngen. Sie komme wann immer möglich auf den Berg.
Vor dem Restaurant Untergrenchenberg macht sich eine Gruppe von Schlittler bereit. Sie wollen die alte Bergstrasse hinunter bis nach Grenchen fahren. Rund 80 Personen, die meisten mit Bobs und Schlitten, waren mit den zwei Bussen um halb zwei auf dem Berg angekommen. Viele machten sich gleich wieder auf den Weg nach unten, andere kehrten zuerst im Bergrestaurant ein. So wie die Gruppe, die sich nun gut einpackt.
Die Temperatur liegt weit unter dem Gefrierpunkt, bei minus 8 Grad. Der Parkplatz ist leer, ein einziges Auto steht darauf. Das hat seinen Grund: Drinnen an der Wärme sitzen die beiden Buschauffeure an der Wärme und einige Gäste.
Man spricht über das Kettenobligatorium. Mit zwei Patrouillen habe die Stadtpolizei die Leute unten gebüsst, die keine Schneeketten montiert hatten. Die einen finden es in Ordnung, die anderen sagen, dass man eine 4×4-Ausnahmetafel hätte hinstellen können, wie anderswo üblich. Jedenfalls sei es das erste Mal gewesen, dass die Polizei nach dem Puff am letzten Sonntag so rigoros durchgegriffen habe. «Ich kann mich nicht erinnern, dass es das jemals gegeben hat, ein Kettenobligatorium ohne Ausnahme», sagt einer, der schon oft auf dem Berg war. Aber eben: Drei Stunden lang war der Bus blockiert, nichts ging mehr, weil die schlecht ausgerüsteten Autos kreuz und quer standen.
Unten beim besagten Schild stehen tatsächlich zwei Beamte der Stadtpolizei und büssen alle, die ohne Ketten runterfahren. 100 Franken, die man lieber anders ausgeben würde. Einer der Gebüssten macht seinem Ärger Luft, bleibt dabei sehr anständig: «Alles nur wegen dieser Vollidioten von letztem Sonntag, die mit Sommerpneus rauf wollten. Denen sollte man 500 Stutz abknöpfen und den Ausweis gleich einen Monat abnehmen.» Er fahre zwar keinen Vierradantrieb, sei aber in den Bergen aufgewachsen und habe keine Probleme gehabt auf der Fahrt.
«Viele haben gewendet oder sind gar nicht erst in die Bergstrasse eingebogen, weil sie uns gesehen haben», meint der eine Polizeibeamte. Hätten sie sich weiter oben bei der Ampel hingestellt, wären noch viel mehr Bussen fällig gewesen, sagt er. «Aber wir wollen die Leute nicht noch mehr ärgern.»
Ob die Regel ohne die 4x4-Ausnahme bestehen bleibe, will ein Mann wissen, der auf dem Berg am Lift arbeitet und zur Arbeit fahren muss. Es liege nicht in ihrer Kompetenz, dies zu entscheiden, meinen die zwei Polizisten.