Startseite
Solothurn
Grenchen
Mit Dominik Muheim stand ein Protagonist der Poetry Slam Szene im Kleintheater auf der Bühne. Mit seinem ersten abendfüllenden Programm «Plötzlich zmitzt drin» unterhielt er das Publikum bestens.
Als Spoken Word Kabarett bezeichnet Dominik Muheim seine Darbietung. Er will und kann damit seine Vergangenheit als erfolgreicher Slam Poet nicht verleugnen. Mit «Plötzlich zmitzt drin» beweist der Baselbieter, dass er auch die Fähigkeit besitzt, ein zusammenhängendes Programm zu kreieren. Begleitet wird er vom Geräuschemacher und Kindergartenfreund Sanjiv Channa.
Das Duo sucht nicht krampfhaft nach Pointen und doch ist das Programm äusserst amüsant, animiert zum Schmunzeln und Lachen. Das liegt vor allem daran, dass Muheim ein begnadeter Geschichtenerzähler ist. Die Inspiration holt er sich aus dem Alltäglichen. Seine Fabulierkunst führt ihn danach auf lustvolle Abwege mit teilweise absurden, irrwitzigen Gedankengängen, die das Publikum unterhalten, aber auch fordern.
Der Künstler wiederholt sich nicht, aber er holt Typen und Begebenheiten immer wieder aufs Parkett, die den Zuschauenden schon längst entglitten schienen. Die Bindung zwischen Geschehen und Publikum wird dadurch gefestigt und erhöht den Unterhaltungswert zusätzlich.
Kommt dazu, dass man als Zuschauer das Gefühl hat, die beschriebenen Personen irgendwie zu kennen, die eine oder andere Situation ebenfalls bereits erlebt zu haben.
Die Geschichten drehen sich um den Schulalltag, den der Primarlehrer Muheim bestens kennt, und sie spielen oft im öffentlichen Raum. Köstlich zum Beispiel, wenn der Lehrer im Schulzimmer ein ganz und gar nicht friedliches Tohuwabohu vorfindet, seine Erziehungsmethode dann aber vor allem auf die Eltern zielt; ebenso komisch wirken deren Briefe an den Pädagogen, die jeweils mit der Zeile enden: Die Polizei ist alarmiert.
Dominik Muheim macht uns aber auch mit seinen ehemaligen Schulkollegen bekannt: dem ewigen Besserwisser, der jede Situation versaut, dem Klassenprimus, der überdies noch von allen (Erwachsenen) geliebt wird oder mit «Roschi», der nie eingeladen wird, dafür die Hightech-Toilette bei den Eltern seiner neuen Freundin in den wasserspeienden Bundesplatz in Bern verwandelt. Dann wieder werden ein Hochbett zum Ausgangspunkt eines eher tragischen Abenteuers, die Gitarre zum Erziehungsinstrument, eine Wildsau zufälligerweise erlegt, und ein «Sparfreak» in der Wohngemeinschaft kriegt ordentlich sein Fett weg.
Poetisch kommt hingegen der «Bart-Rap» daher. Muheim beschwört darin seine «Helden» von Che Guevara über Moses bis zu Conchita Wurst und wünscht für sich einen «Robin Hood des Bartes». Ebenso fein und innovativ beschreibt er das Liebesspiel zweier Fussel.
Ob prosaisch oder dichterisch: Dominik Muheim und Sanjiv Channa sorgten für einen höchst vergnüglichen Kabarettabend. Es wird interessant sein, den Werdegang der beiden weiter zu verfolgen.