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Die Obrasso Classic Events GmbH, welche für Management, Finanzen, Marketing und Ticketing der Internationalen Musikwoche Grenchen und das Remember-Konzert im KKL Luzern verantwortlich waren, sind ab sofort nicht mehr mit von der Partie.
Wie diese Zeitung aus verlässlicher Quelle erfahren hat, ist die Obrasso Classic Events GmbH nicht mehr länger für die Organisation, das Management, Marketing und Ticketing der Internationalen Musikwoche Grenchen zuständig. Die Profis aus dem Oberaargau haben ihren Vertrag mit dem Trägerverein Kuratorium Internationale Musikwoche Grenchen nicht mehr verlängert. Obrasso hatte einen Vertrag für eine Durchführung der Musikwoche und ein Remember-Konzert im KKL Luzern im Jahr darauf, das im März dieses Jahr über die Bühne ging, mit der Option auf eine Verlängerung für zwei weitere Durchführungen.
Werner Obrecht, Managing-Director von Obrasso Classic Events GmbH und bis vor kurzem Festival-Direktor, bestätigt den Verzicht auf eine Verlängerung und begründete gegenüber dieser Zeitung den Entscheid. Im Wesentlichen seien zwei Punkte zu nennen. Zum einen fehle die Planungssicherheit. «Wenn wir grosse Orchester buchen wollen, müssen wir das spätestens eineinhalb bis zwei Jahre vor dem eigentlichen Konzert tun und auch eine finanzielle Anzahlung leisten. Die Beiträge des Kantons werden so früh aber nicht zugesichert. Wenn wir also mit einem Beitrag aus dem Lotteriefonds rechnen und der sollte dann aus irgendeinem Grund nicht kommen, haben wir ein Problem». Diese fehlende Planungssicherheit sei suboptimal. Zur Veranschaulichung erklärte Obrecht, dass Obrasso Classic Events momentan daran sei, die Konzertsaison 2023/2024 zu planen. Insofern sei der Zeithorizont von nur einem Jahr zu kurz, weshalb man sich komplett von der Internationalen Musikwoche Grenchen zurückziehe.
Der zweite Punkt sei der Zuschaueraufmarsch letztes Jahr, der seiner Meinung nach hätte besser sein können.
Aldo Bigolin, Präsident des Vereins Kuratorium Internationale Musikwoche Grenchen zeigt sich enttäuscht über den Entscheid der Musikprofis aus dem Oberaargau. «Als professionelle Veranstalter haben sie nicht das gefunden, was sie erwartet haben», vermutet Bigolin. Er sei über die Gründe informiert worden. Eine Planungssicherheit sei tatsächlich nicht gegeben. Auch wenn die Stadt ihr Commitment für drei Durchführungen ausgesprochen habe, sei das beim Kanton nicht der Fall. Die Gesuche müssten jedes Jahr neu eingegeben werden. Und wegen des fehlenden Publikums sei es halt finanziell nur knapp aufgegangen, mehr nicht.
Der Verein Kuratorium Internationale Musikwoche sei nun mit Hochdruck daran, eine neue Geschäftsleitung aufzubauen, die sich ums Management, die Finanzen, das Marketing und Ticketing kümmert. «Es ist ein rechter ‹Hoselupf›, der Zeitfaktor ist entscheidend», so Bigolin. Am Grundkonzept will man wenig ändern, speziell die Wettbewerbe, den Instrumentalisten- und den Blasmusikwettbewerb, will und muss man beibehalten. «Diese generieren zwar nur Ausgaben und keine Einnahmen, aber wir erhalten Beiträge des Kantons, weil wir damit Blasmusik und die entsprechende Literatur fördern».
Zur Diskussion stellt man aber jetzt schon, ob man künftig bei zwei Sinfoniekonzerten bleiben will. Glücklicherweise bleibe die Regiobank als Hauptsponsor mit an Bord, mit der Gemeinschaftsantenne Grenchen GAG habe man sogar einen neuen Hauptsponsor gewinnen können. Bigolin stellte auch neu eine Medienpartnerschaft mit dieser Zeitung in Aussicht.
Mitte April 2018 erlebte die Internationale Musikwoche Grenchen nach 13 Jahren Unterbruch ein fulminantes Revival. Das Eröffnungskonzert in der bis auf den letzten Platz besetzten Eusebiuskirche war ein Grosserfolg. Das London Concert Symphony Orchestra aus England mit Stargast Gábor Boldoczki aus Ungarn an der Trompete unter der Leitung von Obrasso-Mitinhaber Manfred Obrecht, bot ein mitreissendes Konzert.
Beim Instrumentalistenwettbewerb für Klarinette massen sich Musikerinnen und Musiker aus der ganzen Welt. Als Präsident der professionellen Jury fungierte der weltbekannte Klarinettist Dimitri Ashkenazy.
Auch der Blasmusikwettbewerb war sehr gut besetzt. Sechs Orchester der ersten und stärksten Klasse «duellierten» sich um den Grenchner Musikpreis, der nach 13 Jahren wieder einmal vergeben wurde.
Nicht ganz so viel Publikum besuchte das Konzert der Boston Brass im Parktheater und auch das das zweite Konzert in der Eusebiuskirche mit der russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg und den Finalisten der «Clarinet Competition» war in der Tat nicht besonders gut verkauft.
Den Abschluss der Woche machte die Grenchner Stadtmusik mit einem Gratiskonzert unter der Leitung von Rainer Ackermann mit Solist Armin Bachmann (Posaune) im Parktheater vor vollem Haus.
Die Stadt Grenchen steuerte 120'000 Franken an die Woche und das Remember-Konzert bei. Vom Kanton kamen 120'000 Fr. Projektbeitrag und Defizitgarantie. Für die Durchführung 2020/2021 bewilligte der Regierungsrat 100'000 Fr. – 20'000 Fr. weniger als bisher. Die Stadt Grenchen hat im Budget jährlich 60'000 Fr. vorgesehen und bleibt so bei ihrem Beitrag für die Woche und das Remember-Konzert von 120'000 Fr. (om)