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In der Schweiz gibt es zahlreiche Piloten, die ihre Flugzeuge selber bauen. Zum 50-Jahr-Jubiläum treffen sich am Wochenende die Amateur-Flugzeugbauer auf dem Flughafen Grenchen.
Mit fliegenden Kisten haben ihre Maschinen nichts gemeinsam. Dafür aber mit jahrelanger Arbeit. Die Rede ist von jenen Piloten, die ihre Flugzeuge selber bauen. Die Schweizer Aviatik verfügt über eine starke Szene im Amateur-Flugzeugbau, die sich zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum in Grenchen trifft.
Der Amateur-Flugzeugbau ist nichts Neues. Den ersten Piloten blieb beim Beginn der motorisierten Luftfahrt, die ab 1903 einsetzte, nichts anderes übrig, als selber ein Flugzeug zu bauen. Der Ursprung der «selber gestrickten» Luftfahrzeuge liegt in Frankreich, von wo aus zu Beginn der 1960er-Jahre die Idee auf die Schweiz übergriff.
Seit 50 Jahren besteht in der Schweiz die Vereinigung der Amateur-Flugzeugbauer. Sie trägt die englische Bezeichnung Experimental Aviation Switzerland (EAS). 1963 schlossen sich einige Enthusiasten im Raum Bern-Freiburg-Genfersee zu einer Vereinigung zusammen, um sich gegenseitig bei Bauprojekten zu unterstützen. Seither sind die Eigenbauer zu einem festen Begriff geworden in der Schweizer Luftfahrt, zudem bilden sie innerhalb des Aero-Clubs der Schweiz einen eigenen Spartenverband.
Verständnis ist gefordert
Natürlich ist der Bau eines Flugzeugs sehr aufwendig. Ein solches Projekt dauert Jahre und ist mit grossem zeitlichem Engagement verbunden. Da ist auch grosses Verständnis der Partnerin – in aller Regel bauen Männer ihre Flugzeuge selber – und der Familie nötig. Sonst geht es nach dem Bonmot, das unter den Flugzeug-Erbauern kursiert: «Flieger fertig, Frau fort.» Gearbeitet wird an einem frei gewählten Projekt, ganz nach dem Geschmack des Piloten. Manche ziehen schnelle Maschinen vor, andere mögen Flugzeuge mit gutmütigen Start- und Landeeigenschaften, wieder andere lieben einen Nostalgielook.
Die EAS ist vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) mit der Aufsicht über den Bau und Unterhalt der Eigenbau-Flugzeuge beauftragt. Sie übernimmt somit auch die technische Beurteilung von neuen Projekten durch Ingenieure. Hinzu kommt, dass die EAS ihre Mitglieder während der Bauphase berät und die Flugversuche kontrolliert, bis das Luftfahrzeug definitiv zum Verkehr zugelassen wird.
Grosse Palette von Flugzeugen
Wenn die selber gebauten Flugzeuge auf der Linie stehen, kommt bei jeder Maschine die Individualität des Erbauers und Besitzers zum Ausdruck.
Am kommenden Wochenende kann auf dem Regionalflughafen Grenchen die ganze Palette der selber gebauten Flugzeuge bestaunt werden. Die Amateurbau-Flugzeuge werden als «Experimental» bezeichnet und sind entsprechend beschriftet. Zu erkennen sind sie auch an der Immatrikulation: Nach dem Präfix HB, das für die Schweiz steht, folgt als erster der drei pro Flugzeug individuellen Buchstaben ein Y, also beispielsweise HB-YDF. Die gesetzlichen Bauvorschriften sind bei den Experimental-Flugzeugen grundsätzlich die gleichen wie bei Fabrikflugzeugen.
In Grenchen gibt es seit langem eine EAS-Regionalgruppe. Auf dem Flughafen belegen ihre Flugzeuge ein eigenes Hangarabteil. Zum internationalen Fly-in werden rund 100 Flugzeuge erwartet.
Cheforganisator für den Jubiläumsanlass in Grenchen ist Karl Kofmel. Der ehemalige Kantonsrat und Gemeindepräsident von Deitingen ist seit Jahrzehnten Pilot und hat unlängst ein selber gebautes Flugzeug zum Fliegen gebracht.
Unbestrittener Höhepunkt ist für Kofmel das Begutachten der neuen Flugzeuge. Für die Piloten ist es auch ein grosser Moment, wenn sie ihre Arbeit erstmals den Fliegerkameradinnen und -kameraden präsentieren können. «Wären wir Landwirte und Züchter, würden wir sagen, wir machen eine Leistungsschau», schmunzelt Kofmel. Er weist darauf hin, dass die Flugzeugpräsentation öffentlich ist und von allen Interessierten besucht werden kann.
50 Jahre EAS, 23. bis 25. August