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Mit dem Computer kann man virtuell nach Grenchen fliegen. Eine Software-Flugsimulation bildet den Flughafen Grenchen originalgetreu nach.
Ein Computer mit aktuellem Betriebssystem und der digitale Flugsimulator «Prepar3D» genügen, um die Schweiz aus der Vogelperspektive zu erkunden. Seit letzter Woche ist die neue Version des Flughafens Grenchen von «FlyLogic» auf dem Markt.
In den letzten fünf Jahren hat sich am Grenchner Flughafen viel geändert: die Pistenmarkierungen, gewisse Modalitäten für den Anflug, das Flugzeug auf dem Hoteldach und nicht zuletzt das Wahrzeichen der südlichen Pforte zur Stadt, der Flughafenkreisel.
Die FlyLogic-Szenerie, die nun lanciert wurde, hat die Neuerungen, allesamt sorgfältig fotografiert, ins Computerprogramm integriert. Die Piloten finden jetzt im virtuellen Luft- und Bodenraum der Uhrenstadt dieselben Bedingungen vor wie in der Realität. Ob mit dem Piper Archer oder sogar mit der alt ehrwürdigen «Tante Anna», der Antonov, mit diversen Flugzeugtypen lässt sich der Flughafen Grenchen virtuell anfliegen.
Hinter den FlyLogic-Szenarien steht die Firma «mailsoft» aus Pfäffikon ZH, die seit 20 Jahren Simulator-Software entwickelt. Die Basis dafür bildet die Microsoft-basierte Software «Lockheed Martin’s Prepar3D». «Ausserdem waren wir in der glücklichen Lage, dass wir die Bilder der komplett fotografierten Schweiz im Höhenmodell übernehmen konnten», erklärt Firmengründer und General Manager Alex Brander. «Hinzu kommen unsere Detailaufnahmen der einzelnen Schweizer Flughäfen.»
Der Flughafen Grenchen wurde so erstmals 2015 erfasst. Die jetzt erfolgte Aktualisierung dürfte schon bald wieder überholt sein. Im Rahmen des Ausbaus zum Rega-Stützpunkt werden in einigen Monaten nämlich ein zusätzlicher Hangar und sogar der Tower neu gebaut.
«Wir kommen wieder», sagt Alex Brander und lacht. Der Designer, der die Flughafenbilder aufbereitet, schaue sich die Sache immer persönlich vor Ort an. «Nur so bekommt er oder sie das richtige Gefühl für die Atmosphäre», sagt der Firmenchef, der das Rekognoszieren vor Ort häufig begleitet. «In Grenchen haben wir immer offene Türen für unsere Arbeit gefunden. Nur als wir einmal ohne Leuchtwesten aufs Flugfeld marschiert sind, haben sie uns zurückgepfiffen. Jetzt achten wir natürlich darauf, nur als ‹Gelbwesten› rauszugehen. Die Zusammenarbeit mit der Flugplatzleitung ist sehr gut.»
Das ist nicht selbstverständlich. In Basel Mulhouse stehe man bis heute vor verschlossenen Türen, so Alex Brander. Trotz mehrfacher Anfragen seien die benötigten Bewilligungen bisher nicht erteilt worden.
Neben Flugsimulatoren, inklusive detailgetreuer Cockpitausstattung, was je rund 50 Arbeitsstunden beansprucht, baut die Firma «mailsoft» auch Zugsimulatoren. «Derzeit sind wir gerade am Gotthard dran», verrät Alex Brander. Auch hier kann die Kundschaft wählen, ob sie in der Dampflok, im Krokodil oder im Intercity auf Fahrt geht. Alex Brander hat seine Karriere als Radio- und Fernsehtechniker begonnen. Als beim Commodore-Computer die ersten Simulatoren aufkamen, habe es ihm den Ärmel reingenommen. «Seither baue ich Simulatoren.»
Aerotechnisch reiht er sich unter die Hobbypiloten ein, jene ungefähr 60 Prozent seiner Kundschaft, die im realen Leben auf dem Boden bleiben – oder wenn sie abheben, dann nur als Passagiere. Die übrigen Flugsimulator-Kunden seien Piloten, die meisten davon Privatpiloten. Fliegen mit FlyLogic lässt sich nicht als Flugstunde fürs Brevet anrechnen, doch es hat für die Piloten durchaus einen Trainingseffekt. Und wie so mancher Bähnler seine Freizeit der Modelleisenbahn widmet, so gehen Piloten auch gern virtuell in die Luft.