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Jan Swager van Dok, der in Grenchen seine Praxis hat, reist als Masseur der Nationalmannschaft an die Rad-WM nach Holland. Er selbst ist ein begeisterter Radfahrer.
Am Donnerstagabendrennen im Velodrome war das Line-up der Startenden ziemlich international. Fahrer aus Korea oder Neuseeland und weiteren Nationen bevölkerten (und bereicherten) das Holzoval, und die rund 500 Zuschauer kamen in den Genuss von packender Rennatmosphäre, taktischen Verfolgungsrennen und Parforce-Sprints.
Grund für das internationale Stelldichein ist die bevorstehend Bahnrad-WM von nächster Woche in Holland. Die ganze neuseeländische Nationalmannschaft trainiert seit letzter Woche abwechselnd mit den Eidgenossen in Grenchen, um sich den letzten Schliff zu geben für einen Exploit in Apeldoorn.
Die Schweiz wird mit zehn Fahrern, darunter drei Frauen, an der WM teilnehmen, die am 28. Februar beginnt und bis zum 3. März dauert. Auch dabei ist Jan Swager van Dok, der als Teil eines Dreierteams die Schweizer als Masseur unterstützt. Der Physiotherapeut, der zusammen mit zwei Partnern in Grenchen eine Klinik mit zehn Angestellten hat, ist selber ein begeisterter Radfahrer. «Ich zähle die Male nicht mehr, die ich im Sommer auf den Grenchenberg gefahren bin», erzählt er und lacht. Seit das Velodrome 2013 eröffnet wurde, trainiert er im Winter auf der Grenchner Bahn.
Und das ziemlich erfolgreich. Swager van Dok hält den Stundenrekord für Hobbyfahrer im Grenchner Nationalstadion. Auch am Donnerstagabend trat er an zwei Rennen in die Pedale und bewies seine Form eindrücklich. Im Temporennen über 30 Runden rückte er im Endspurt auf den sechsten Platz vor und im Punktefahren verlor er im zweiten Sprint nur hauchdünn gegen Teamkollege Marcel Wullschleger.
Swager van Dok freut sich, dass, die WM in seinem Mutterland stattfindet, nur einige km vom Wohnort seiner Schwiegereltern entfernt, wie er erzählt. Die Rennen der WM in einem Stadion, das einiges grösser ist als das Tissot Velodrome, seien ausverkauft, die Schweizer Equipe gut in Form. «Es ist alles möglich», meint er, auch wenn die internationale Konkurrenz beträchtlich ist und sich die Radprofis gegenseitig gar nichts schenken: Die besten Fahrer der Welt treten mit dem besten Material während fünf Tagen gegeneinander an.
Eine gute Betreuung gehört aber dazu, auch wenn der Physiotherapeut selber abwiegelt. «Entscheidend ist die Psychologie, wie gut ein Sportler seine Leistung im richtigen Moment abrufen kann», erklärt er. «Wir können dazu beitragen, dass die Muskeln parat sind und sich rasch wieder erholen.» Die Oberschenkelmuskulatur sei für die Radfahrer die entscheidende.
Die Mitglieder des Männerteams hatte er in den letzten Tagen regelmässig auf der Massagebank im Velodrome, wo Swager van Dok eine kleine Physiotherapie-Praxis für die Radfahrer betreibt. «Einige haben heute schon Olympia im Visier», weiss der Masseur.
Doch zuerst müssen sich die Fahrer in Holland beweisen. Insbesondere das Mitfiebern im Veloland, wo das Radfahren zum Alltag gehört und er sich mit jedem in seiner Muttersprache unterhalten kann. Das «Reissen» nach zu Olympia 2020 in Tokio verspüre er persönlich weniger. «Die weite Reise, lange von zuhause weg, das ist nicht so mein Ding.» Doch wenn Nationaltrainer Daniel Gisiger rufen würde, würde er sich das schon überlegen, lässt er durchblicken.
Im Velodrome ist der Nachwuchs inzwischen am Punktefahren. Koreanische Jungspunds legen phänomenale Zwischenspurts aufs Parkett. Im grossen Feld (Männer und Frauen sind gemeinsam unterwegs) wimmelts gewaltig, und es kommt auch zu einer brenzligen Situation, als sich zwei Fahrer touchieren. Trotzdem sind solche Rennen mit vielen Teilnehmern für die Nachwuchsfahrer wichtig, weil sie lernen, sich in grösseren Pulks zu bewegen. Die jungen Fahrer und Fahrerinnen werden vom fachkundigen Publikum angefeuert.
Jan Swager van Dok strahlt dieselbe Begeisterung für den Sport aus. «Er macht fast etwa süchtig», meint er mit Augenzwinkern. Und er fühlt sich fit genug, seinen Stundenrekord im kommenden März noch zu verbessern. «So wie ich mich zurzeit fühle, sollten 42 Kilometer drinliegen», zeigt er sich zuversichtlich.
Ranglisten: www.tissotvelodrome.ch