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Drei Tage lang war das Parktheater Hotspot für internationale Zauberkunst: Close-up-Wettbewerb, Seminare, Gala und Kindergala begeisterten Zauberkünstler und Publikum.
Man kann getrost behaupten, Grenchen sei letztes Wochenende zur Hochburg der Zauberkunst mutiert. Denn ausnahmslos alle Künstler, die im Parktheater entweder in Seminaren einen Einblick in ihr Schaffen gaben oder am Galaabend auf der Bühne standen, haben sich international bereits einen grossen Namen gemacht oder sind zweifelsohne auf dem Weg dorthin.
Für Weltmeister Horret Wu beispielsweise, der auch den Wettbewerb Prix Eterna mit seiner Close-up-Darbietung für sich entschied, war Grenchen eine von vielen Etappen auf seiner Reise durch die Welt. Heute schon tritt der Taiwanese in New York an einer grossen Convention auf. Die Schweiz gefalle ihm sehr gut, meinte der 27-Jährige, der mit 14 zu zaubern anfing.
Seit langem könne er wieder einmal saubere Luft atmen. In seinem Seminar zeigte und entschlüsselte er den anwesenden Zauberkünstlern ein paar seiner Kartentricks. Die meisten Zuschauer kamen angesichts seiner Fingerfertigkeit und Schnelligkeit kaum aus dem Staunen heraus. Ein gutes Jahr brauche er, um einen Trick zu entwickeln und einzuüben. «You need to practice a lot».
Als erster Gast auf der Bühne am Galaabend zeigte er dann allerdings Tricks mit Karten – das Ganze wurde für das Publikum auf eine Grossleinwand projiziert – für die alleine Fingerfertigkeit nicht zu reichen schien. Grosse Karten verwandelten sich vor den Augen der Zuschauer in kleine und wieder zurück. Unfassbar schnell und äusserst gekonnt.
Der erst 15-jährige Red Star Seong aus Korea, ein junger Shootingstar der Szene, brachte eine witzige Nummer auf die Bühne, in der er Glacekugeln in Form von Bällen erscheinen und verschwinden liess.
OK zeigt sich zufrieden
Aufgeräumte Stimmung auch bei OK-Präsident Eric von Schulthess: «Der 7. Zauberkongress war ein Erfolg und das Datum für die 8. Ausgabe steht schon fest», konnte von Schulthess verkünden. In Absprache mit dem Magischen Ring Schweiz wird dieser vom 26.–28. April 2019 stattfinden. Dann werden die dannzumal frischgebackenen neuen Weltmeister wieder in Grenchen zu sehen sein. Bereits Ende dieses Jahres, am 31. Dezember 2016, warte eine weitere Ausgabe des «Diner maqique».
Wittus Witt, bekannter Zauberkünstler aus Hamburg, der als Moderator durch den Abend führte, zeigte eine verblüffende Entfesselungsnummer mit einem Zuschauer und schätzte die Anzahl Erdnüsse in einem Glas auf den Punkt genau. Die deutsche Zauberin Alana liess gleich mehrere Hände über ihren Körper gleiten, die alle ihr zu gehören schienen, und Mike Chao aus China zeigte seine berühmte Manipulationsnummer «Green».
Ein Höhepunkt der Gala war sicherlich der Auftritt des Schweizers Pierric, leicht gestresst und unter Zeitdruck. Der Weltmeister aus dem Waadtland zeigte eine Nummer, die Komödie und Zauberei gekonnt verband und das Publikum zu Begeisterungsstürmen brachte. Po-Cheng Lai aus China zeigte eine bezaubernde Nummer mit Fächern, die aus dem Nichts auftauchten. Der Schweizer Fred Roby, der bereits 1951 seinen ersten Preis gewonnen hatte, bewies, dass er die Kunst des Bauchredens und Puppenherstellens auch mit über 80 Jahren noch nahezu perfekt beherrscht. Den eindrucksvollen Schluss machte der Spanier Hector Mancha, der aus dem Nichts Geldscheine hervorzauberte.
Das Publikum im ausverkauften Parktheater, darunter Nationalratspräsidentin Christa Markwalder, die den Prix Eterna überreichte, die Regierungsräte Roland Fürst und Roland Heim sowie die beiden Stadtpräsidenten von Grenchen und Solothurn, François Scheidegger und Kurt Fluri, quittierten die Darbietungen an diesem «zauberhaften Abend» mit einer Standing Ovation.
Am Sonntagnachmittag ging der 7. Internationale Zauberkongress im Parktheater Grenchen mit einem Kinderprogramm zu Ende. Zauberer Martin Mathias aus Deutschland nahm dabei das zahlreich erschienene junge Publikum mit auf eine Reise auf die «Schatzinsel». Mathias, der auf Shows für die Jüngsten spezialisiert ist, wusste dabei die Kinder von der ersten Minute an zu fesseln und hatte die wuselnde Schar bestens im Griff. Die Zeit «auf hoher See» verging nicht nur für das junge Publikum wie im Fluge.
Im intensiven Dialog, angereichert mit viel Slapstick-Humor, Musik und eingestreuten Zaubertricks ging es auf eine Segelschiff-Reise, genauer auf die Suche nach dem legendären Schatz des Captain Hook. Was da die kleinen Grenchner Leichtmatrosen alles erlebten: Rattenplagen, Stürme, drohende Seeräuber bis hin zum Mastbruch – und dann dieses Essen aus der Kombüse: Spaghetti mit Rattenschwanz-Sauce ...
Im Schlaraffenland
Doch das tat der Stimmung keineswegs Abbruch, konnte Käpt’n Mathias das Schiffspersonal mit seinen Tricks doch bei Laune halten: nachwachsende Spaghetti, eine Proviantkiste mit wunderbarer Speise- und Trankvermehrung – was will der hungrige Seemann mehr? Nur der Schatz, der liess lange auf sich warten. Ein rechter Zauberer kann aber auch dieses Problem zur allgemeinen Zufriedenheit lösen. Am Schluss gabs nämlich «Goldmünzen» genug für alle.
Klassische Zaubertricks der Sonderklasse mit Karten, Bällen, Papierschnitzeln etc. zeigte sodann der junge Red Star Seong aus Korea. «Einfach perfekt – man sieht überhaupt nichts!», hielt Lokalmatador Ron Bertolla in der Pause bewundernd fest.