Der dritte und letzte Teil unserer Serie zur Ortplanungsrevision Grenchen behandelt die Bereiche Verkehr und Natur. Im Stadtzentrum soll vor allem der Langsamverkehr gefördert werden. Und Grenchen erhält ein Naturkonzept.
Die Autostadt Grenchen beginnt sich weiter zu differenzieren. Wichtigste Neuerungen bei der Verkehrsplanung betreffen die angestrebten Entlastungen des Zentrums vom motorisierten Verkehr. Dies soll durch eine Priorisierung des Langsamverkehrs erfolgen sowie durch die Attraktivierung von Verkehrsverbindungen in Ost/West-Richtung, nördlich und südlich des Zentrums.
So ist im Erschliessungsplan erneut die «Obrecht-Strasse» (Arbeitstitel) eingezeichnet, welche als Verlängerung der Schützengasse bis zur Centralstrasse bzw. Schild-Rust-Strasse eine neue Ost-West-Sammelachse ergäbe. Gleichzeitig mit dem Bau der «Obrecht-Strasse» soll der motorisierte Verkehr im Zentrum südlich davon eingeschränkt werden. Damit würden sowohl Auto- als auch Velofahrern der bisherige Zickzackkurs im Ost-West-Verkehr etwas begradigt.
Der Bau dieser Strasse wird allerdings schon seit Jahren diskutiert. Unter anderem müsste für ihren Bau die alte Chäsi-Liegenschaft abgebrochen werden.
Eine «Stadtachse» in Nord/Süd-Richtung soll für den Fuss- und Veloverkehr eine direkte Verbindung von den Wohnquartieren im Norden, via Zentrum, zu den Freizeitnutzungen und Arbeitsgebieten im Süden der Stadt ermöglichen. Kernelement dieses Anliegens ist eine neue Unterführung der Bahnlinie. Dieses Anliegen ist auch Teil des Agglomerationsprogramms.
Ferner ist auf dem Erschliessungsplan auch schon die neue Verkehrsführung für Busse beim Südbahnhof ersichtlich und die geplante Befestigung einer Strasse, die heute als Feldweg östlich der Flughafenstrasse die Verlängerung der Neumattstrasse bildet. Über diese Strasse kann die Erschliessung der wachsenden Industriezone Neckarsulmstrasse von Süden her bewerkstelligt werden.
Das Verkehrsnetz und die neue Strassenklassifizierung basieren auf den erarbeiteten Richtplänen, welche behördenverbindlich verabschiedet werden sollen. Das gesamte Planwerk der Erschliessungs- und Baulinienpläne wurde über das ganze Siedlungsgebiet neu und damit einheitlich aufgebaut. Für die Verkehrsträger Auto (Motorisierter Individualverkehr MIV), ÖV, Velo und Fussgänger wurde je ein Verkehrsrichtplan erstellt.
Wichtige Anpassungen betreffen auch die neuen, differenzierteren Vorgaben für Abstellplätze von Velos und Autos (z. B. Zwang für unterirdische Parkierung auch bei Industrie-Neubauten). Für grössere Bauprojekte ist ein Mobilitätskonzept zu erarbeiten.
Als «Technologiestadt im Grünen», als welche sich Grenchen versteht, nimmt der Aspekt Landschaft in der Ortsplanung eine wichtige Rolle ein. Ausserhalb des Siedlungsgebietes sind bereits zahlreiche übergeordnete Vorgaben in Kraft (z. B. Landwirtschafts- und Schutzzone Witi, BLN-Gebiet, Kantonale Naturreservate usw.). Die bestehenden Inventare zu Bäumen, Hecken, Ufergehölzen, Feuchtgebieten usw. wurden für die Ortsplanungsrevision komplett überarbeitet und aktualisiert.
Das neu erarbeitete Naturkonzept (vgl. Kasten) enthält in kompakter Form die Ziele und Massnahmen, mit welchen der Erhalt und die Aufwertung von Grünräumen und Landschaft erreicht werden sollen. Ein Blick noch in die Unterlage «Naturinventar: Schützenswerte botanische Objekte ausserhalb des Siedlungsgebiets» (mit Bildern) zeigt zudem, dass es am Rand der Stadt zahlreiche lauschige Plätzchen gibt, welche als solche auch auf dem Radar der Behörden sind.
Grenchen ist eine auffallend grüne Stadt und soll auch so bleiben. Zahlreiche Privatgärten, darunter viele historische Gärten, öffentliche Grünanlagen und artenreiche Grünflächen entlang von Strassen, tragen zum Gesamtbild bei. Über 30 Hektaren Grünfläche, aufgeteilt in ca. 120 grössere und kleinere Objekte, befinden sich heute in der Pflege der Stadtgärtnerei. Über 4000 Bäume stehen auf dem öffentlichen Boden der Stadt.
Der hohe Anteil an Grünflächen im Siedlungsgebiet ist auch eine Folge der eher geringen baulichen Dichte in der Stadt. Zu den grösseren Grünanlagen in Grenchen gehören unter anderem der Friedhof, der Stadtpark und das Schwimmbad. Das Naturkonzept beschreibt verschiedene ökologische Zielsetzungen für Naturobjekte wie Baumensembles oder Hecken. Beispielsweise wird ein Bewirtschafter für eine Baumgruppe mit Nussbäumen in der neuen Zelg gesucht. Dasselbe gilt für Kirschbäume im gleichen Gebiet.
Im Norden und im Süden Grenchens befinden sich Naturschutzgebiete von kantonaler Bedeutung. Die Jurawälder (Juraschutzzone) und die Grenchner Witi (Witischutzzone). Die erwähnten zahlreichen privaten und öffentlichen Grünflächen im Siedlungsgebiet sollen gemäss Naturkonzept dazu dienen, diese Naturgebiete miteinander zu vernetzen. Diese «Vernetzungsvision» bildet die Grundlage für eine systematische ökologische Aufwertung. Im Naturkonzept werden zudem Aufwertungspotenziale sichtbar gemacht und konkrete Massnahmen formuliert: beispielsweise dass Flachdächer begrünt werden sollen oder wertvolle Vorgärten erhalten werden sollen. Schliesslich nimmt sich das Naturkonzept auch vor, die drei städtischen Bäche Dählen-/Witibach, Dorfbach und Wissbächli auf verschiedenen Abschnitten zu renaturieren.
Die öffentliche Mitwirkung zur Ortsplanungsrevision dauert noch bis zum 16. Juli 2021. Die Dokumente können unter www.grenchen.ch / Ortsplanungsrevision öffentliche Mitwirkung eingesehen werden.