Auf den Spuren von Gebäuden in Grenchen und Bettlach, die einst Uhrenfirmen beherbergten. Im ersten Teil unserer Serie bereichten wird über die Uhrenfabrik Baumgartner Frères.
Die Uhrenfabrik Baumgartner Frères wurde von Arnold Baumgartner (1865– 1950) aufgebaut und zur Blüte gebracht. Der Bau an der Schmelzistrasse ist ein typisches Beispiel einer Industrieliegenschaft mitten im Wohnquartier. Es war nicht nur die am höchsten gelegene Uhrwerkfabrik der Stadt, Arnold Baumgartner brachte die Firma zu einer beispiellosen Blüte und trug wesentlich zum Aufschwung der Stadt bei. 1899 als Manufaktur gestartet, wurde 1916 die Familien-AG Baumgartner Frères Grenchen (BFG) gegründet. 1926 trat man der Ebauches SA bei, der Holdinggesellschaft der Schweizer Rohwerkindustrie. Baumgartner war auch Politiker, zuerst in der FDP, dann ab 1933 als Gründer in einer eigenen, nur in der Bürgergemeinde Grenchen aktiven Partei (Bürgerpartei).
Baumgartner Frères war 1974 mit einer Jahresproduktion von 20 Millionen Stück noch die grösste Rohwerkfabrik der Welt für sogenannte Roskopfuhren (günstige, aber robuste Stiftankeruhren). Mit der Massenproduktion von billigen mechanischen Uhren versuchte die Schweiz damals auf die Quarz-Offensive aus Fernost zu reagieren. Leider ohne Erfolg. Die Firma wurde 1982 geschlossen. Heute sind im Industrieareal «City Nord» am Schmelzirain verschiedene KMU eingemietet.
Eine Wiege der Industrie
Den Ort, wo sich die ausgedehnten Fabrikanlagen der Baumgartner Frères befinden, darf man zudem als die Wiege und Ausgangspunkt der Grenchner Industrie betrachten. Dort stand schon im 17. Jahrhundert ein Hochofen, die Schmelze, Namensgeber für das Schmelzi-Quartier, wo bernisches und solothurnisches Grubenerz verarbeitet wurde. Später trat eine Nagelschmiede an Stelle des Hochofens. Doch belegt ist, dass schon 1850, also einige Jahre vor der offiziellen Einführung der Uhrenindustrie, um 1845 Franz Kohler in der Schmelzi ein Uhrenatelier eingerichtet hatte. Die Rohwerke bezog er in Biel, wohin er auch die fertigen Uhren lieferte. Franz Kohler führte seine Brüder Joseph und Viktor in die Uhrmacherei ein. Doch 1861 ging Franz Kohler nach Nidau. Das um 1850 errichtete Atelier musste 1915 einem Neubau Platz machen. Der Bauherr war Arnold Baumgartner. (at./KHG)
In unserer Serie «Uhrenstadt Grenchen» spüren wir Gebäuden in Grenchen und Bettlach nach, die einst Uhren- oder Ebauches-Fabriken beherbergten. Behilflich war dabei Edgar Sutter, Uhren-Kleinunternehmer aus Bettlach mit eigener Produktion, der selber seit Jahrzehnten in der Branche tätig ist und viele inzwischen verschwundene Hersteller noch in ihren aktiven Zeiten erlebte.