Grenchen
Offener Brief: Jetzt brechen die Lehrer ihr Schweigen

Die Kritik am Grenchner Schulsystem bricht nicht ab. Das Lehrerteam des Schulkreises Eichholz nimmt den angegriffenen Vorsitzenden Roger Kurt in einem offenen Brief in Schutz.

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Roger Kurt wird verteidigt.

Roger Kurt wird verteidigt.

Oliver Menge

Die Kritik am Grenchner Schulsystem bricht nicht ab, sei es vonseiten bürgerlicher Politiker oder unzufriedener Eltern. Aber auch wenn das Geschäftsleitungsmodell infrage gestellt und der Vorsitzende Roger Kurt persönlich kritisiert wird – innerhalb der Schulen, scheinen viele Lehrkräfte zufrieden mit dem System.

Gestern hat ein grosser Teil des Lehrerteams des Schulkreis Eichholz in einem offenen Brief an Roger Kurt erstmals Stellung genommen. Die Lehrerinnen und Lehrer stellen sich hinter den Vorsitzenden und fordern mehr Respekt vonseiten der Politiker.

«Mit tiefem Befremden verfolgen wir die aktuellen Presseberichte zum Thema Geleitete Schulen Grenchen versus Schuldirektor. Dabei nehmen wir zur Kenntnis, dass die städtische FDP (und in deren Gefolge offenbar auch die SVP und die CVP) erneut und mit grosser Vehemenz die Arbeit der Geschäftsleitung der Schulen Grenchen und damit an vorderster Front deine Person infrage stellt. Wir akzeptieren aber nicht, dass du öffentlich als «Pseudo-Chef» betitelt wirst», heisst es im von 17 Lehrpersonen unterschrieben Brief.

«Kompetenter Chef»

Kurt hat den Schulkreis Eichholz in den vergangenen Monaten als stellvertretender Schulleiter geführt. Das Lehrerteam schreibt, es habe ihn als kompetenten, sachbezogenen und engagierten Chef erlebt. «Deine direkte, unverblümte und in jedem Fall professionelle Art hat uns sehr beeindruckt. Obwohl dein Arbeitspensum mit der Stellvertretung an unserem Schulkreis enorm gewesen sein muss, hatten wir in jedem Moment den Eindruck, dass wir und unsere Anliegen dir wichtig sind. In persönlichen Gesprächen konnten wir miterleben, wie du schnell und zielorientiert gehandelt hast.»

Die Lehrerinnen und Lehrer sagen aber auch, dass ihnen bewusst sei, dass der Übergang vom Schuldirektorensystem zur Geleiteten Schule Zeit gebraucht habe. «Wir sind überzeugt, dass Lehrpersonen, Eltern und Kinder nun wissen, an wen sie sich mit ihren Anliegen wenden müssen. Dies wird an Elternabenden oder bei Bedarf im jeweiligen Fall wiederholt.» Es sei von Vorteil, eine Ansprechperson in Form eines Schulleiters direkt auf dem Schulgelände aufsuchen zu können.»

Konstruktive Zusammenarbeit

Das Lehrerteam macht sich angesichts der Kritik Sorgen. Es sei klar, dass kein Chef, welches Unternehmens auch immer, in der Lage sei, es allen zu jeder Zeit recht zu machen, insbesondere eine Person, die im öffentlichen Interesse steht.

Auch ein Schuldirektor würde mit dieser Tatsache früher oder später konfrontiert sein. Der Brief schliesst ohne Vorwürfe, doch mit der Aufforderung: «Wir würden es sehr begrüssen, wenn zwischen Politikern und den Grenchner Schulen eine konstruktive Zusammenarbeit möglich wäre, damit die hohen Ziele im Zuge der Geleiteten Schule erreicht werden können. (fup)