Der Gemischte Chor Oberwil feierte eigentlich 2021 sein 75-Jahr-Jubiläum. Das Jubiläumskonzert findet nun am 26. November in der Kirche Oberwil statt.
Konzentriert sind die Sängerinnen und Sänger bei der Probe in der Kirche Oberwil dabei. «Lasst die Vokale nicht absterben. Lasst spüren, was ihr singt. Wenn ihr nicht wollt, dass ich am Konzert mit dem Notenständer tanze, muss der Funken über den Ton zum Publikum überspringen.»
Dirigent Ziv Braha fordert, motiviert, lässt wiederholen, bis der klangliche Charakter, Ton, Wort und Tempo stimmen. Er doppelt nach, «kann ein Geschenk, päng, aggressiv sein». Die Sängerinnen und Sänger verstehen, die Freude springt über.
40 bis 45 Aktive zählte der Verein in all den 75 Jahren. In der Pandemiezeit ist der Chor auf 26 Sängerinnen und Sänger geschrumpft. Weil die Oberwiler aber nicht aufgeben, gewannen sie zehn Projektsängerinnen und -sänger fürs Jubiläumskonzert. Der Mitgliederschwund sei nicht nur Corona, sondern leider auch dem Zeitgeist geschuldet, sagt Peter Rufer, der den Chor bis 2014 leitete.
Im Moment sind die Sängerinnen und Sänger fürs Jubiläumskonzert motiviert. Getreu dem Sinn und Zweck des Vereins, traditionell schweizerisches und klassisches Liedgut zu pflegen und zum bodenständigen Repertoire den Kontrast mit moderner Musik zu suchen, wurden Höhepunkte aus vergangenen Konzerten für das Jubiläumskonzert ausgesucht.
Etwa «Im Aargau si zwöi Liebi», «Gigeli, Gigeli Brotisbei», «Bajazzo», «Im weissen Rössl», «Gloria», «I feel pretty» aus der Westside Story und ein Medley aus «Mamma Mia» von ABBA, die abwechslungsweise vom ganzen Chor, vom Männerchor und von Solisten dargeboten werden.
Begeisterungsfähig, leidenschaftlich, fördernd, fordernd und mit Herzblut hat Peter Rufer während 43 Jahren den Gemischtchor Oberwil geleitet. Er wird in seiner Laudatio am Jubiläumskonzert die Bedeutung des Vereins für Oberwil aufzeigen. Der Verein pflegt natürlich zuallererst das Musikalische mit seinen Konzerten und der Teilnahme an Gesangswettbewerben.
Dazu gehören im Zweijahresrhythmus die legendären grossen Theateraufführungen im Winter und natürlich die Pflege des Brauchtums mit der Sichlete im Sommer. Die Mitglieder des Vereins umrahmen Aktivitäten der Gemeinde und sind alternierend mit der Musikgesellschaft am 25. März jeweils am Frauentagsingen unterwegs.
Das Frauentagsingen und die Sichlete wurden ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen, was Ehre und Verpflichtung zugleich bedeutet. Einen beachtlichen Erfolg feierte der Lehrer aus Biezwil und langjährige Dirigent am Schweizerischen Gesangsfest in Weinfelden 2008. Der Gemischtchor und der Männerchor kamen beide mit einem «Vorzüglich» nach Hause.
Der Erfolg des Chores sei so möglich, wenn die Sängerinnen und Sänger im gleichen Boot sitzend jeweils am gleichen Strick in die gleiche Richtung ziehen würden, sagt Peter Rufer. Die Oberwiler würden einander mit Respekt und Anstand begegnen, wenn sie am Abend nach dem Tagewerk gemeinsam singen: Dann «blühen im Prater wieder die Bäume».