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Der Obernarr der Grenchener Fasnacht, Diego Kummer erzählt von seiner Nachfolge und Neuerungen an der diesjährigen Fasnacht.
Was tun, wenn einem die Laune durch das nasskalte Wetter und den immerwährenden Nebel so richtig vergraut wird? «Geh in die Berge und erhole Dich!», sagt Obernarr Diego Kummer, der es wissen muss, wie wichtig gute Laune ist. Im Schnee, an der Sonne, da könne man auftanken und so richtig regenerieren. «Es bringt doch auch nichts, mit einem ‹stieren Gring› die Narrenzeit zu beginnen», sagt der Chef der Faschingszunft und Obernarr von Grenchen.
Nur noch 17 Mal schlafen, dann startet die Grenchner Fasnacht mit der Chesslete. «Stimmt nicht ganz», korrigiert Kummer. Denn schon vorher ist und war einiges los seit Hilari: «Die Vorfasnachtszeit ist für aktive Narren beinahe aufwendiger, als die Fasnacht selber», so Kummer. Pro Tag verbringe er durchschnittlich mindestens eine Stunde vor dem Computer, beantworte Anfragen per Mail, schreibe Einladungen. Es gebe viel vorzubereiten.
Ihm stehe zwar eine gute Entourage zur Seite und man habe dieses Jahr auch wenig Mühe gehabt, die diversen Chargen zu besetzen. Und doch trage er als Obernarr von Grenchen und als Chef der Faschingszunft die Verantwortung und zwei Hüte – das bedeute viel Arbeit, aber auch viel Spass.
Ein wichtiges Mitglied der Entourage sei sein jetziger Stellvertreter und designierter Nachfolger, Patrick Meier. «Pädu ist immer da, um mich an das zu erinnern, das ich vergessen habe», meint Kummer lachend. Zwar habe der künftige Obernarr momentan keine offizielle Charge, sondern sei «bloss» Vize, aber sollte Kummer aus einem unerfindlichen Grund ausfallen, wäre Meier zur Stelle, um sofort zu übernehmen. «Dass wir Pädu Meier für die Nachfolge gewinnen konnten, ist eh ein Glücksfall», so der Obernarr. Denn Meier sei als ehemaliger Kindernarr und Vize ja kein unbeschriebenes Blatt. «Und das Witzige am Ganzen: Eigentlich wollte Pädu per 2020 demissionieren. Also machten wir ihn kurzerhand zum neuen Obernarren, damit er uns erhalten bleibt».
Am Samstag vor der eigentlichen Fasnachtswoche steigt im Parktheater der Plausch, zu dem illustre Gäste eingeladen sind. So werden Regierungsrat Roli Heim und Staatsschreiber Andreas Eng in Begleitung ihrer Gattinnen teilnehmen. Stadtpräsident François Scheidegger mit seiner Frau Veronika sind «gesetzte Gäste», ebenso Bettlachs Gemeindepräsidentin Barbara Leibundgut mit ihrem Gatten Fred.
Solothurns Ober-Ober André Suntinger war schon an der Plakettenvernissage am 11.11 anwesend, die Solothurner werden am Plausch durch ihren langjährigen Plakettennarren Toni Armbruster vertreten sein. Dazu kommen zwei grosse Delegationen aus Lyss und Biel mit je rund acht Vertretern der dortigen Fasnachts-, respektive Faschingszünften . «Die Grenchner Fasnacht öffnet sich ganz bewusst in Richtung Seeland», erklärt Kummer.
Man pflege schon länger gute Beziehungen, auch zu Büren, wo Grenchner auch schon des Öfteren am Büre Nöijohr aktiv teilnahmen: Die Stadtratten zogen schon mehrmals durchs Stedtli, dieses Jahr war auch der Grenchner Obernarr mit seinem Obernarrenwagen präsent. «Mein Kleiner hatte grosse Freude, Täfeli vom Wagen zu werfen. Und als ihm diese ausgingen, entdeckte er die Konfetti, die man ja auch schmeissen konnte.»
Biel sei dieses Jahr spezieller Gast, nur schon aufgrund der Tatsache, dass deren Prinz René I in Grenchen wohne, sozusagen Wahlgrenchner sei. Bis jetzt sei es allerdings noch nicht gelungen, Bieler oder Lysser Guggenmusiken nach Grenchen zu holen. «Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden, darum kann sich dann mein Nachfolger kümmern», sagt Kummer mit einem schelmischen Seitenblick auf seinen Stellvertreter, der neben ihm sitzt.
Die Grenchner Fasnacht 2019 hat einige Neuerungen zu bieten. Augenfällig die neue Fasnachtsplakette, diesmal ganz aus Metall. Weshalb setzte man nicht mehr auf die eher einmaligen Kunststoffplaketten, sondern auf Metall, wie fast überall üblich? «Wir hätten Investitionen von mehreren zehntausend Franken tätigen müssen, da eine neue Presse nötig gewesen wäre», erklärt Kummer. Deshalb sei man wieder auf Metall umgestiegen, wie das in Grenchen schon früher üblich war. «Wir haben mit ‹Prägetech› aus Allschwil eine kompetente Partnerin gefunden, die für uns die von Salvatore de Vito gestaltete Plakette fabriziert».
Die Plakette ist in drei Versionen erhältlich, in Bronze für 9 Franken, in Silber für 30 Franken und die Goldplakette gibt es für 50 Franken. «Der Plakettenverkauf ist eigentlich unsere wichtigste Einnahmequelle neben den Gönnern. Mit diesen Einnahmen finanzieren wir beispielsweise die Kinderfasnacht.» Ein ansehnlicher Betrag fliesse jeweils zu den Schulen, denn für jedes Kind, das am Umzug teilnimmt, erhalten die Klassen einen Fünfliber zur Finanzierung der Kostüme. Rund 1000 Teilnehmende werden auch dieses Jahr erwartet.
Weiter finanzieren die Fasnächtler mit dem Erlös aus dem Plakettenverkauf auch den Kinderball im Parktheater, den Böögg, die Chesslete, die Guggen-Night und den Grossen Umzug. «Eigentlich erwarte ich von jeder Person, die sich auch nur 10 Minuten eines Umzugs anschaut, dass sie dafür eine Plakette kauft», erklärt Kummer. Eine Zugangsbeschränkung, wie sie in Solothurn oder Biel praktiziert werde, sei in Grenchen schlicht nicht möglich. «Wir können nicht einen Sicherheitsdienst wie die Broncos engagieren, die das Obligatorium durchsetzen. Aber wir weisen immerhin mit grossen Plakaten darauf hin, dass ein Obligatorium besteht.» Und man werde eine stattliche Anzahl Plakettenverkäufer mobilisieren, versichert Kummer.
Neu ist auch die Umzugsroute: Wie beim Kinderumzug werden sich die Wagen und Zünfte auf der Route aufstellen und beim «Chlapf» losmarschieren. So haben alle etwas davon, weil es keinen Umzugsanfang und kein Umzugsende gibt, das oft «übersehen» wurde.
An der Guggennight schliesslich seien wiederum auch auswärtige Formationen mit von der Partie. Mit der «Wettstein» aus Basel werde die zweitälteste aktive Basler Gugge für ordentlich Stimmung sorgen. Die Schwarzmeerfrösche aus Bellach und die Fuebos aus Selzach, sowie die «Iguschränzer» aus Recherswil und die «Schnabuwetzer Söuze» haben ihren Auftritt angekündigt. Fehlen werden allerdings die Krachwanzen Bettlach, die im Freiburgischen engagiert sind. «Ufaufäu freuen wir uns auf die närrische Zeit. Denn die Grenchner Fasnacht lebt wieder auf, das haben wir schon letztes Jahr festgestellt.»