Schwimmbadleiter Paul Markus Joss lud zu einem Blick hinter die Kulissen des Gartenbades.
Das Grenchner Gartenbad hat mit 90 000 Eintritten eine gute Saison hinter sich. Offen ist die Badi noch bis heute Abend. Nun freut sich das Team unter der Leitung von Paul Markus Joss auf die Ferien.
Kurz vor dem Saisonende bot Paul Markus Joss, operativer Leiter und Chefbadmeister, Badigästen die Möglichkeit, hinter die Kulissen der 35 000 Quadratmeter-Welt aus Wasser, Rasen, Sand und Bäumen zu blicken und das Hygieneregime kennenzulernen. «Eine zügige Bise zieht in nur einer halben Stunde das Chlor aus dem Wasser, sodass wir je nach Wetterlage unterschiedlich viel ‹Chemie› brauchen. Doch das Beste für die Hygiene ist Frischwasser. 30 Liter pro Person und Tag sind Vorschrift – doch in Grenchen geben wir ein Vielfaches dieser Menge zu», erzählte Joss.
Dennoch blieb der Wasserverbrauch mit rund 45 000 Kubikmetern dieses Jahr deutlich unter dem Hitzesommer 2018. Dies, weil das Wasser aufgrund der häufigen Temperatursprünge der Luft weniger gekühlt werden musste; aus Hygienegründen sollte die Wassertemperatur nicht über 25 Grad steigen. Nach dem Gebrauch werde das Badiwasser entchlort und in den Witibach abgeleitet. Im dämmrigen Maschinenraum wummern die Pumpen. An ihren Sockeln sind trotz des Betonbodens einzelne Rinnsale von Grundwasser auszumachen. Der Druck des Grundwassers zwingt die Verantwortlichen, den grössten Teil des Wassers im Sportbecken zu lassen, sodass dieses im Winter zum Entenparadies mutiert. Würde das mächtige Becken (3000 Kubikmeter Füllungsvermögen) geleert, es würde vom Wasser im Boden zerstört. An der Oberfläche des Bodens sehen sich die Verantwortlichen nach drei Dürrejahren mit dem umgekehrten Problem konfrontiert: Der ausgetrocknete Boden senkt sich, sodass die Bodenplatten ständig neu verlegt werden müssen, um gefährliche Stolperkanten zu vermeiden.
«Bei den Badigästen gab es keine schlimmen Unfälle. Das ist für uns entscheidend», freut sich Joss über die gelungene Saison 2019. Dabei verhehlt er nicht, dass die Badmeister teamintern mit grossen Herausforderungen konfrontiert waren. Nach den Sommerferien musste die Badi sogar an einem Sonntag geschlossen bleiben. Ein Badmeister hatte einen schweren Arbeitsunfall erlitten – «er ist auf dem Weg zur vollständigen Genesung» – und Joss selbst lag mit einem doppelten Leistenbruch ebenfalls notfallmässig im Spital. «So war meine Stellvertreterin, Isabelle Marti, die einzige, die die Technik bedienen konnte. Nachdem sie fast drei Wochen ohne Pause durchgearbeitet hatte, mussten wir die Notbremse ziehen», erklärt der Badileiter. «Ich bin unglaublich stolz auf mein Team, das aus dieser schwierigen Situation das Optimum gemacht hat. Alle waren flexibel und haben einander geholfen.»
Nächste Woche werden die Systeme heruntergefahren und das Hufeisen (Lehrschwimmbecken) geleert. Den Winter hindurch betritt Joss sein Reich alle ein bis zwei Wochen einmal, um die Pumpen zu bewegen und zum Rechten zu schauen. Eine gründliche Reinigung aller Anlagen geschieht vor der neuen Saison.
Bis dahin haben Bauarbeiter das Sagen. Die Folie im Hufeisen wird in der Winterpause ersetzt. Bei dieser Gelegenheit werden auch die Fundamente überprüft. «Am Boden ist die Folie noch gut, doch an den Rändern zeigt sie Verschleisserscheinungen», erklärt Joss. Ausserdem müsse das letzte Stück der ursprünglichen Wasserleitung aus der Entstehungszeit der Badi saniert werden, auf einer Länge von ungefähr 50 Metern. Da die Graugussleitung grosszügig bemessen ist, könne eine Kunststoffleitung eingezogen werden. Entsprechend sei es nicht nötig einen Graben durch die Liegewiese zu ziehen.
Schwimmbadleiter Paul Markus Joss musste fünf Badiverbote aussprechen – ein Rekord in seiner 14-jährigen Tätigkeit. Allgemein hat er beobachtet, dass die Angestellten häufiger als noch vor wenigen Jahren beschimpft und angepöbelt werden. Eine Entwicklung, die er mit der Verrohung der Sitten im Internet in Zusammenhang bringt. Ein neues Ärgernis hat sich heuer beim Ticketautomaten gezeigt. Joss: «Eine Gruppe von Erwachsenen hat angefangen systematisch Kinderbillette zu lösen und sich so gratis hereinzuschleichen. Damit sind die ehrlichen Badigäste die Geprellten. Wie dem Missstand nächstes Jahr der Riegel geschoben werden soll, sei noch nicht entschieden, so Joss. Die Möglichkeiten sind beschränkt. Entweder muss der Automat auf Erwachsenenbillette beschränkt werden oder ein Angestellter muss dort Aufsicht führen – was den Nutzen des Automaten praktisch aufheben dürfte. (dd)