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Barbara Leibundgut (FDP) und Thomas Steiner (CVP) bewerben sich am 22. September um das Gemeindepräsidium. In der äusserst gut besetzten «Zähnteschür» liessen sie sich von Moderator Oliver Menge und vom Publikum noch einmal auf den Zahn fühlen.
Die Ausgangslage präsentiert sich sehr ausgeglichen. Im ersten Wahlgang holte Barbara Leibundgut gerademal 37 Stimmen mehr als ihr Kontrahent. Entsprechend gespannt durfte man sein, wenn die beiden die Klingen kreuzen. Wobei dieser Ausdruck wohl etwas zu martialisch wirkt, angesichts dessen, dass sich die Kandidaten mögen und respektieren und auch inhaltlich nicht viele Differenzen aufweisen.
Trotzdem entwickelte sich ein unterhaltsamer und vergnüglicher Abend. Dies war nicht zuletzt das Verdienst von GT-Redaktor Oliver Menge, der als Moderator souverän und pointiert leitete und jederzeit die beiden Protagonisten in den Mittelpunkt stellte.
Beide für Steuererhöhung
Zuerst einmal ging es um die Finanzen, scheint doch eine Steuererhöhung unausweichlich. Thomas Steiner erinnerte daran, dass man den Steuerfuss in den letzten Jahrzehnten stetig auf 88 Prozent gesenkt habe und trotzdem noch über genügend Eigenkapital verfüge. Damit der Haushalt aber weiterhin im Lot bleibe, brauche es diese Steuererhöhung. Auch Barbara Leibundgut sieht keine andere Lösung. Zwar wäre womöglich noch Sparpotenzial vorhanden, aber «man kann eine Gemeinde auch totsparen».
Um zudem nötige Investitionen auch tätigen zu können, brauche man mehr finanzielle Mittel. Als Folge des tiefen Steuersatzes stiegen Landpreise und Mieten in schwindelerregende Höhen. Für junge Familien werde es daher zunehmend schwieriger, in Bettlach Fuss zu fassen. Es droht eine Überalterung der Bevölkerung. Dieser Entwicklung wollen beide Kandidaten entgegentreten. «Wir müssen Visionen entwickeln und auch mal das Unmögliche denken, damit wir Familien in der Gemeinde behalten können», erklärte dazu Thomas Steiner und verwies auf das Projekt «Wohnen für Junge». Auch Barbara Leibundgut ist bereit über «sozialen Wohnungsbau» nachzudenken. Beide aber sehen die Gemeinde in dieser Hinsicht lediglich als eine Art Katalysator, der die Rahmenbedingungen bereitstellt. Der Rest müsste in Zusammenarbeit mit privaten Investoren geschehen.
Eigentlicher Dorfkern fehlt
Ein weiterer Punkt, den es anzugehen gelte, sei der Mangel von Detailgeschäften und das Fehlen eines eigentlichen Dorfkerns. «Der Dorfplatz ist ja eigentlich nur ein BGU-Wendeplatz», erklärte dazu Thomas Steiner. Es wäre wichtig, dass wieder Läden Fuss fassen würden, allerdings brauchte es dazu auch Kunden, die diese besuchen. Barbara Leibundgut schwebt ein Platz mit Restaurant und Kinderspielplatz vor, damit so etwas wie eine Begegnungszone entstehen könnte.
Beide wehrten sich in der Folge dagegen, Bettlach als Trittbrettfahrer der Zentrumsgemeinde Grenchen zu sehen. Klar profitiere man von der Infrastruktur, meinte etwa Barbara Leibundgut, man zahle aber auch daran. «Wir werden noch lange selbstständig sein. Es gilt einfach, bilaterale Zusammenarbeitsmodelle zu erstellen, in die wir aber durchaus auch unsere Interessen einbringen müssen.» Ähnlich sieht es Thomas Steiner. «Schon alleine durch den Finanzausgleich zahlen wir. Wir sind zwar Agglomerationsgemeinde, aber wir können und werden unser Dorf weiter stärken. Wir dürfen getrost auch mit einem gesunden Selbstbewusstsein agieren, wenn uns Nachteile aus einer Kooperation erwachsen (Schule, Sozialwesen).»
Beide haben übrigens im Falle einer Wahl ihre berufliche Zukunft bereits geregelt. Thomas Steiner wird sein Pensum beim Kanton auf 50 Prozent reduzieren und Barbara Leibundgut wird ihre Stelle als Schulleiterin aufgeben.