Grenchen kämpft gegen Littering. Meist ohne befriedigendes Ergebnis. Nur die Kälte entschärft das Problem - vorübergehend.
Dieses Jahr hat sich am Südbahnhof und vor dem Kunsthaus ein richtig hässliches Abfallproblem entwickelt. Bierflaschen, Getränkebüchsen, Chips-Säcke und unzählige Zigarettenstummel sind den Passanten, der Stadt, den Kunsthausmitarbeitern und den SBB gleichermassen ein Dorn im Auge.
Mit den sinkenden Temperaturen nimmt das Abfallproblem zwar langsam ab, doch nach wie vor muss ständig geputzt werden. SBB-Mediensprecher Jean-Louis Scherz erklärt, man behalte die Lage im Auge. Die Sauberkeitsprobleme seien bekannt. Der Dreck beim Mäuerchen vor dem Kunsthaus ist seit dem Frühling ebenfalls immer mehr geworden.
Littering verursacht Mehraufwand
Stadtbaumeister Claude Barbey hat kein Verständnis für das Littering. «Die Leute nehmen einfach keine Rücksicht mehr», kommentiert er. Gleichzeitig könne es nicht Sache der Stadt sein, den Leuten auf dem Bahnhofareal hinterherzuräumen. Gegen die Ursachen des Litterings hat niemand ein Rezept.
Alle helfen mit, um wenigstens die Symptome zu bekämpfen: Die Stadt hat die Putztour der Werkhofmitarbeiter angepasst, damit der Saustall vor dem Kunsthaus bei Tagesanbruch beseitigt ist. Die Kunsthausmitarbeiter gehen tagsüber «fötzeln». Die SBB haben ihre Reinigungstouren auf den frühen Morgen und die Feierabendzeit verlegt, sehen sich letztlich aber nicht imstande, mehr gegen das Abfallproblem tun zu können.
Wer für das Littering verantwortlich ist, ist schwer zu sagen. Einige sehen die Alkiszene als Ursache, andere die Teenager und jungen Erwachsenen, die sich regelmässig am Bahnhof treffen, versammeln oder einfach auf ihren Bus- oder Bahnanschluss warten. Zwar will man die Schuld nicht einfach den Jugendlichen zuschieben. Auffällig ist trotzdem: Vor Ort liegen weitaus mehr Energydrink-Dosen herum als Bierbüchsen.
Polizei musste einschreiten
Diese Beobachtung hat auch der Stadtpolizeikommandant gemacht. «Es ist eine Unsitte, welch ‹Moorerei› die Leute hinterlassen», sagt Robert Gerber. Zeitweise versammeln sich am Bahnhof gleich mehrere Gruppen – Randständige, Jugendliche oder junge Erwachsene.
Doch die Polizisten können Littering-Täter nur sehr selten büssen, da müsse man schon jemanden auf frischer Tat ertappen. Dennoch hat die Polizei dieses Jahr schon mehrere Fernhalteverfügungen ausgesprochen. Und als zwei Gruppen in einer Keilerei aufeinander losgingen, wurde sogar Sicherheitshaft angeordnet. Der Südbahnhof ist zum kleinen Hotspot geworden. Dass es sich beim Littering letztlich um ein gesellschaftliches Problem handelt, darin ist man sich einig. Hinterherputzen löst dieses auf keinen Fall.
Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Situation im kommenden Jahr präsentieren wird. Allenfalls wird man dem Problem stärker begegnen müssen. Eine Möglichkeit wäre, den Kunsthausvorplatz anders zu gestalten, sodass er als Tummelort für Abfallsünder nicht mehr attraktiv sein kann, findet Polizeichef Gerber. Eine Idee allerdings, die – sollte sie tatsächlich ernsthaft in Betracht gezogen werden – sicherlich noch ordentlich zu reden geben würde.