Startseite
Solothurn
Grenchen
Die Aarebrücke bei Arch wird saniert. Dank den Sommerferien kann der Verkehrsdienst sogar reduziert werden - der BGU-Chef hat allerdings Bedenken für danach.
Die Pendler haben sich mit der Baustelle auf der Aarebrücke arrangiert. Die Arbeiten gehen planmässig voran. Sogar die drei Ausnahmetransporte am Donnerstagmorgen haben das Einbahn-Regime problemlos gemeistert. Doch die Beobachtung zur Stosszeit zeigt, dass die Marge zwischen Verkehrsverzögerung und Verkehrsbehinderung klein ist. Besonders für den Bus wird es darum eng.
Diese Woche standen einerseits die Reinigung der Brückenbogen und die Kennzeichnung der dortigen Korrosionsschäden auf dem Programm. Andererseits wurden auf der Westseite der Brücke die Fahrbahnübergänge frei gelegt und herausgebrochen. Der Höchstdruckwasserstrahler mit 2500 bar macht dabei nicht nur einen infernalischen Lärm, er verlangt den Arbeitern durch den Rückschlag auch körperliche Parforceleistungen ab. Darum wechseln sich die beiden Spezialisten in Vollmontur mehrmals pro Tag ab. Der Vorteil der kräfteraubenden Tortur: Mit dem Wasserstrahl wird der Beton von den Fahrbahnübergängen abgetragen (und in eine Auffanganlage geleitet) ohne die Armierungseisen der Brücke zu beschädigen.
Etwas leichter haben es die Kollegen am Scheitel des zwölf Meter hohen Bogens, angeseilt auf der Hebebühne. Ihr Wasserstrahl hat nur einen Bruchteil dieser Wucht und putzt lediglich Algen und Staub weg, wobei die Autos geduscht werden. «Es handelt sich um reines Wasser, kalt oder lauwarm, ohne Zusätze. Da macht es nichts, wenn ein Teil davon in die Aare tropft», sagt Lukas Hofstetter, Projektleiter des Kantons Solothurn.
Am Mittwoch hat Hofstetter sich mit den Planern und Bauleitern zur wöchentlichen Sitzung getroffen, um die nächsten Arbeiten zu besprechen: Da ist einmal Rémy Jabas, Bauleiter vonseiten Schnetzer und Puskas Ingenieure. Das ist die Firma, die die Aarebrücke vor 21 Jahren projektiert hat. Er verrät: «Wir sind in der glücklichen und seltenen Lage, dass der damalige Projektleiter noch immer im Geschäft ist. Er hat uns gesagt, worauf wir bei der Erfassung des Zustandes achten müssen, zum Beispiel die untere Aufhängung der Bogenhänger.» Die Leitung der Baustelle hat Fabian Frieden von Walo Bertschinger. Er koordiniert die eigenen Leute und die fünf Subunternehmer, die bis zum Oktober auf der Baustelle tätig sein werden.
Die Ampeln beidseits der Brücke sind mit Radar ausgestattet. Die Grünphase (oranges Blinklicht) bleibt so lange bestehen, wie Autos vor der Ampel erkannt werden, maximal 60 Sekunden in Richtung Grenchen und maximal 90 Sekunden in Richtung Arch. Der Unterschied erklärt sich damit, dass die Autobahnausfahrt aus Sicherheitsgründen von Stau verschont werden soll und darum Priorität geniesst. Die Busbevorzugung funktioniert bei Sichtkontakt zwischen Ampel und Sender (im Bus).
Vom «Knochen» her gibt es kein Problem mit der Verbindung. Von Arch her besteht keine Verbindung, wenn der Bus in der Unterführung steht. Aus diesem Grund drücken die Buschauffeure bereits beim Kreisel in Arch. Während der Sanierung der Westseite der Brücke (aktuell!) benutzen Fussgänger und Velofahrer in Richtung Grenchen den Fussweg resp. Velostreifen auf der Ostseite. Fussgänger in Richtung Arch benutzen ebenfalls diesen Weg. Velofahrer in Richtung Arch benutzen die Fahrbahn des Verkehrs.
Während der Sanierung der Ostseite der Brücke (ab Mitte September) benutzen Fussgänger in Richtung Grenchen den Fussweg auf der Westseite. Velofahrer in Richtung Grenchen benutzen die Fahrbahn des Verkehrs. Fussgänger und Velofahrer in Richtung Arch benutzen den Fussweg resp. Velostreifen auf der Westseite.
«Wie erhofft, hat der Verkehr seit dem Beginn am 9. Juli stetig abgenommen. Deshalb können wir den Verkehrsdienst zu den Stosszeiten nun reduzieren. Zum Schulbeginn am 6. August werden die beiden Vertreter dieses Sicherheitsdiensts wieder präsent sein, damit sie per Funk die Wartezeiten flexibel ans Verkehrsaufkommen anpassen können. Ausserdem sind wir mit dem Busbetrieb und den Anrainern permanent im Gespräch», sagt Projektleiter Lukas Hofstetter. Er ist zufrieden mit der Entwicklung der Baustelle. Alles laufe nach Plan.
Sorgen macht die Verkehrssituation hingegen Hans-Rudolf Zumstein. Dem Geschäftsleiter des Busbetriebs BGU war der missglückte Auftakt vor drei Wochen eine deutliche Warnung, als der Bürenbus am ersten Morgen den Anschluss an die zwei Pendlerzüge am Südbahnhof verpasste. Seither sei das dank Ampelschaltung durch die Chauffeure und dank dem Verkehrsdienst nicht mehr vorgekommen.
Aber das Umsteigen sei ein elendes Gehetz. «Trotz Bevorzugung verliert der Bus auf dem Hin- und Rückweg jeweils 90 Sekunden, ein Zeitverlust, den wir uns bei nur sieben Minuten Umsteigezeit am Bahnhof eigentlich nicht leisten können», erklärt Zumstein. «Gar nichts garantieren kann ich für den Schulbeginn. Erfahrungsgemäss verdoppelt sich da das Verkehrsvolumen.» Der BGU-Chef hofft, dass möglichst viele Autopendler bis zum Herbst entweder auf die Autobahnausfahrt Lengnau ausweichen oder auf die Hauptstrassen ihrer Flussseite, nördlich oder südlich der Aare.
Schon jetzt verträgt der Stossverkehr nicht die geringste Abweichung von der Norm. So haben am Dienstagabend um 17 Uhr nur zwei Velofahrer in Richtung Grenchen den Gegenverkehr derart aufgehalten, dass der «Knochen» (Langkreisel der Autobahnausfahrt) sekundenlang ausser Gefecht gesetzt war. Beide Biker pedalten nach Kräften. Doch weil sie die Signalisation auf der Archer Seite missverstanden hatten, rissen sie Lücken in den motorisierten Verkehr, statt den Veloweg auf der Ostseite der Brücke zu benutzen.