Startseite
Solothurn
Grenchen
Die Bautätigkeit in Grenchen dauert unvermindert an. Doch auch die Leerwohnungsziffer steigt. Dabei wünscht sich die Stadtbaumeisterin mehr Sanierungen.
In der Stadt trifft man weiterhin auf viele Baustellen von Wohnüberbauungen. Stadtauf, stadtab wird die Skyline der Uhrenstadt von Baukränen dominiert. Von Mitte 2016 bis vergangenen Juni (Datum der offiziellen Wohnerhebungen) kamen in Grenchen 116 neue Wohnungen dazu, und Ende Juni waren weitere 139 im Bau.
Das Verdikt von Fachleuten ist klar: «Zurzeit konstatieren wir tatsächlich ein Überangebot an Mietwohnungen, insbesondere im höheren Preissegment», antwortet Mario Chirico, Immobilienunternehmer und Präsident des Grenchner Hauseigentümerverbandes auf die Frage, ob in Grenchen inzwischen zu viel gebaut werde.
Die Ursache des andauernden Baubooms sieht Chirico im Anlagenotstand der Pensionskassen. «Die lange Zeit verschmähte Region Grenchen wurde plötzlich von den institutionellen Anlegern entdeckt.» Volle Kassen und die Schwierigkeit der Pensionskassen oder Versicherungen, Kapitalanlagen mit «vernünftigen Renditen» zu finden, führten dazu, dass diese nun auch in ländlicheren Gegenden auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten seien. Die tiefen Landpreise in Grenchen seien zusätzlich attraktiv.
Dabei würden die Anlageentscheide am Bürotisch in Zürich gefällt – unter Umständen in Unkenntnis der realen Marktsituation in Grenchen. Denn Mitglied im lokalen Hauseigentümerverband sind diese Unternehmer nicht. Kommt dazu, dass zwischen dem Investitionsentscheid und dem Einzug der ersten Mieter einige Jahre ins Land ziehen. Jahre, in denen sich einiges verändern kann. Den Grundstückseigentümern, die Bauland verkaufen wollen, rät Chirico jedenfalls zur Zurückhaltung.
Die Marktsignale sind inzwischen bei den Baubehörden spürbar. «Ich gehe davon aus, dass der Bauboom allmählich abflachen wird», erklärt Stadtbaumeisterin Drazenka Dragila. Dies zeige sich bei den Gebühren für Baubewilligungen, welche volumenabhängig seien. «Hier haben wir einen Rückgang festgestellt, der sich bald auswirken wird», so Dragila. Das heisst, es werden weniger und kleinere Bauprojekte bewilligt.
«Das ist aus meiner Sicht auch vernünftig», hält die Stadtbaumeisterin fest. Grenchen dürfe nicht in kurzer Zeit seine ganzen Landreserven überbauen. «Ich würde es vielmehr begrüssen, wenn mehr bestehende Altbauten saniert würden.» Hier bestehe noch ein Nachholbedarf.
Dem pflichtet auch Chirico bei. «Das ist sehr wichtig, da in Grenchen der Bedarf an preisgünstigen Wohnungen nach wie vor gross ist. Man darf jedoch feststellen, dass viele Altbauten sukzessive saniert und erneuert werden.»
Laut ursprünglichem Fahrplan hätte inzwischen auch Baubeginn sein müssen für die Überbauung «Sunnepark» mit sechs Mehrfamilienhäusern mit altersgerechten Wohnungen. Haben die Investoren kalte Füsse bekommen? Bauherr Willi Gyger, Betreiber des Alterszentrums Sunnepark, verneint. «Die Baugesuche werden in der ersten Hälfte September eingereicht», versichert Gyger.
Die Verzögerung ergebe sich aus Projektanpassungen. So werden in einem Gebäude explizite Pflegewohnungen realisiert und ferner beabsichtige man neuerdings, einige Wohnungen als Eigentumswohnungen anzubieten. Mit Verzögerungen durch Einsprachen rechne man jetzt nicht mehr, nachdem der Gestaltungsplan nach Widerständen der Nachbarschaft angepasst worden sei.