Grenchen
Nicht nur am Zustand der Spielgeräte gibts etwas auszusetzen

Stadtpräsident François Scheidegger liess sich auf einem Rundgang über den Zustand der bestehenden Spielplätze in Grenchen informieren. Dabei zeigte sich deutlich: Es besteht Handlungsbedarf.

Oliver Menge (Text und Foto)
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 Chantal Heusser, François Scheidegger, Hanspeter Zumstein und Hugo Kohler auf dem Spielplatz Maria Schürer, wo man die Röhren entfernen und den Sandkasten sanieren möchte.
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 Auch am Zustand der Geräte, insbesondere des Sandkastens, gab es auf dem Röti-Spielplatz einiges auszusetzen.
 Zumstein zeigt den Standort des geplanten Kindergartens auf dem Röti-Spielplatz
 Spielplatz Schmelzi. Hier fanden früher regelrechte Sex-Orgien statt, weshalb man einen Scheinwerfer auf dem Dach der Feuerwehr installieren musste.
Rundgang auf Grenchner Spielplätzen
 Lingeriz-Spielplatz und Kindergarten
 Dieser Zaun beim Lingeriz-Spielplatz musste aufgestellt werden wegen der Nachbarn. Mittlerweile wurde er schon sieben Mal zerschnitten.

Chantal Heusser, François Scheidegger, Hanspeter Zumstein und Hugo Kohler auf dem Spielplatz Maria Schürer, wo man die Röhren entfernen und den Sandkasten sanieren möchte.

Oliver Menge

Auslöser für den Augenschein war der Aufmarsch einer Gruppe von Kindern mit ihren Eltern an einer Sprechstunde von Stadtpräsident François Scheidegger. Sie überreichten dem Stapi eine Petition, die den Erhalt des Spielplatz Oeli fordert, auf dem der Robinsonspielplatz untergebracht ist. Oder zumindest einen Ersatz erbittet. Über das Grundstück nördlich des Viadukts und südlich des Oelirains ist ein Gestaltungsplan aufgelegt, der dort eine Überbauung möglich machen würde.

Das Grundstück gehört einer Erbengemeinschaft, welche das Land der Einwohnergemeinde gratis zur Verfügung stellte. Falls dort gebaut wird, käme zwar wieder ein Spielplatz hin – das ist eine Auflage des Gestaltungsplans – allerdings nur etwa halb so gross, wie der jetzige Robinsonspielplatz. Für diesen, insbesondere für den Container, in dem die Spielsachen untergebracht sind und der bei schlechtem Wetter Platz für Aktivitäten bietet, müsste ein neuer Standort gefunden werden. Wann dies sein wird, weiss man noch nicht.

Fünf betreute Spielplätze

François Scheidegger nahm die Petition nun zum Anlass, sich zusammen mit Hanspeter Zumstein von der Baudirektion, zuständig für die Spielplätze, Hugo Kohler von der Stadtpolizei und Chantal Heusser von der Interessengemeinschaft Spielplätze IGS, welche die Spielplätze betreut, die bestehenden Spielplätze anzuschauen und sich selber ein Bild zu machen.

Grenchen verfügt über fünf betreute Kinderspielplätze: Röti, Schmelzi, Lingeriz, den erwähnten Robinsonspielplatz und den Spielplatz am Lerchenweg. Betreut heisst: Von Mai bis Oktober ist jeweils am Mittwochnachmittag – ausser während der Schulferien – jemand von der ISG vor Ort. Der Robinsonspielplatz ist von November bis März jeweils Mittwoch nachmittags und von April bis Oktober am Mittwoch und Freitag betreut. Dazu kommen noch drei unbetreute Spielplätze: Maria-Schürer, Witmatt und Stadtpark.

Verwirrende Verbote

Schon die erste Station des Augenscheins, der Rötispielplatz, zeigte auf, dass Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise gilt dort noch ein richterliches Verbot, das Erwachsenen das Fussballspielen untersagt. Väter dürfen also nicht mit ihren Kindern Fussballspielen, etwas, das man laut Scheidegger unbedingt anschauen und korrigieren müsse. Ebenso widersprechen sich die dort angebrachten Verbotstafeln: Die eine verbietet grundsätzlich Hunde auf dem Gelände, die andere schreibt Leinenpflicht vor.

Auch am Zustand der Geräte, insbesondere des Sandkastens, gab es einiges auszusetzen. Obwohl der Sand jeden Frühling ersetzt wird, ist der Sandkasten, dessen Begrenzung aus Baumstämmen besteht, in einem schlechten Zustand und verschmutzt. Auf die Frage, ob man die Sandkästen nicht abdecken könne, erklärte Zumstein, dass man es bereits mit Netzen und Blachen versucht habe, um Katzen und Füchse daran zu hindern, darin ihr Geschäft zu verrichten, diese aber jeweils nach kurzer Zeit gestohlen oder zerstört würden. «Wir ersetzen und reparieren jedes Jahr kaputte Spielgeräte und bringen jeweils die Plätze wieder in Ordnung.»

Beispielsweise wird das Gelände rund um die Geräte, wo man früher aus Sicherheitsgründen Gummiböden montierte, um den Fallschutz zu gewährleisten, neu mit weichen Holzschnitzeln versehen. «Die Gummiplatten kosten rund 100 Franken pro Quadratmeter und sind nach wenigen Jahren durch Witterungseinflüsse nicht mehr weich. Die Holzschnitzel werden zwar jeden Frühling ersetzt, die Kosten dafür sind aber wesentlich tiefer und der Fallschutz ist gewährleistet», so Zumstein. Alle Spielplätze würden jeweils im Frühling auf Vordermann gebracht. Aber ganz grundsätzlich fehle es auch an Personal, um alle Spielplätze ständig in Schuss zu halten. Wenn allerdings Schäden gemeldet würden, welche sicherheitsrelevant seien, wie beispielsweise fehlende oder lockere Schrauben und Befestigungen an Geräten, rücke man sofort aus.

Vandalismus und Littering

Auf anderen Plätzen haben der Werkhof und die Baudirektion mit anderen Problemen zu kämpfen: Beim Lingeriz-Spielplatz, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft der neue Kindergarten liegt, verlangten die Besitzer der benachbarten Liegenschaft, dass das Gelände durch einen hohen Zaun abgetrennt wird, ohne Durchgangsmöglichkeit. Jugendliche, die den Umweg zum «normalen» Eingang nicht machen wollen, schneiden sich dann mit Werk-zeug einen Weg durch den Zaun. «Siebenmal wurde der Zaun schon zerschnitten, seit er steht», so Zumstein. Eine Scheibe des Kindergartens wurde bereits viermal von Kugeln aus einem Luftgewehr zerstört – hier wurde die Polizei aufgeboten.

Überhaupt sind auf einigen Plätzen Jugendliche, die sich dort abends oder nachts aufhalten, das Hauptproblem, sei es wegen Nachtruhestörung oder wegen Vandalismus. So wurde zum Beispiel auf dem Dach des Feuerwehrgebäudes ein Scheinwerfer eingerichtet, der nachts den Teil des Schmelzi-Spielplatzes hell erleuchtet, wo vorher dem Vernehmen nach sogar regelrechte Sexorgien unter dem Schattendach gefeiert wurden.

Auch mussten bei Spielgeräten, wie Kletterbäumen oder Schaukeln, die Seile durch Ketten ersetzt werden, weil sie regelmässig zerschnitten oder angezündet wurden. «Wir fahren mit unseren Polizeipatrouillen regelmässig die Spielplätze ab oder werden gezielt gerufen. Nur sind die Jugendlichen meist nicht lange an einem Ort, sondern suchen sich dann einen neuen Treffpunkt», sagte Kohler. Scherben von zerbrochenen Whiskey- Wein- oder Bierflaschen, leere Zigarettenschachteln und jede Menge Büchsen und PET bleiben zurück.

Schnelle Umsetzung

Gewisse Massnahmen würden aufgrund des Rundgangs schnell an die Hand genommen, sagte Scheidegger. Beispielsweise sollen auf dem nicht betreuten, kleinen Spielplatz bei der Maria-Schürerstrasse Betonröhren, die man dort vor etwa 30 Jahren hingestellt hat, entfernt und der Sandkasten erneuert werden. «Wenn ein Kind hier herunterfällt und sich den Kopf an einem der Steine aufschlägt, ist das lebensgefährlich», meinte Scheidegger vor Ort. Und beim ebenfalls nicht betreuten Spielplatz Witmatt will man in Betracht ziehen, eine ständig versprayte Wand durch einen Künstler oder durch Kinder bemalen zu lassen, um die zum Teil sexistischen und rassistischen Schmierereien zu verhindern.

Auch Chantal Heusser konnte vom Rundgang profitieren: Sie weiss nun, dass die Möglichkeit bestünde, den Robinsonspielplatz samt Container auf den Schmelzi-Spielplatz zu verlegen, sollte das einmal notwendig werden.

Scheideggers Bilanz fiel trotz einiger kritischer Punkte positiv aus: «Grenchen hat ein grosses und schönes Angebot an Spielplätzen, aber es besteht ein gewisser Handlungsbedarf.» Punkto Littering appellierten er und Zumstein an die Eigenverantwortung und Eigeninitiative der Eltern. «Die Stadt hätte eigentlich die Erwartung, dass die Eltern erzieherisch wirken, auch mal selber den Müll und Scherben einsammeln und festgestellte Schäden so rasch als möglich melden.»