Pächterwechsel
Neuer «Palace»-Pächter: «Grenchen muss kinomässig zulegen»

Grenchen erlebt einen Generationenwechsel im Kinobusiness: Der 26-jährige Angel Rodriguez löste ab 1. Januar die Gebrüder Zach als Pächter des Kinos Palace ab.

Oliver Menge
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Für Angel Rodriguez, den neuen Betreiber des Kinos Palace, ist Film das Salz in der Suppe und seine grosse Leidenschaft.

Für Angel Rodriguez, den neuen Betreiber des Kinos Palace, ist Film das Salz in der Suppe und seine grosse Leidenschaft.

Oliver Menge

Zachs, die das Palace seit 10 Jahren geführt haben, kündeten ihren Vertrag per Ende 2013 und suchten gleich selber einen Nachfolger.

Obschon erst 26 Jahre alt, ist Angel Rodriguez kein unbeschriebenes Blatt, was das Kino betrifft. Der neue Pächter des Kinos Palace kennt das Metier und die Filmwelt, aber auch das Palace gut: «Vor rund 10 Jahren habe ich hier als Operateur begonnen und in den sieben Jahren, in denen ich hier gearbeitet habe, auch die Umstellung auf digital und 3-D miterlebt.» Der studierte Elektrotechniker, der momentan an der technische Fachhochschule Burgdorf an seinem Master arbeitet, wechselte vor drei Jahren nach Solothurn und wurde Mitglied des Teams im Kino Casablanca. «Im Casablanca konnte ich viel Erfahrung sammeln, denn dort war ich nicht nur für die Technik zuständig, sondern war ganz allgemein organisatorisch tätig.»

Dass der Grenchner nun von den Zachs als Nachfolger vorgeschlagen wurde, kam für ihn eher überraschend: «Vor rund drei Monaten wusste man eigentlich nicht, wie weiter im Palace. Zachs wollten den Vertrag mit den Besitzern, der Familie Della Balda, aus diversen Gründen nicht mehr erneuern. Als ich angefragt wurde, sagte ich nach kurzer Überlegung zu.»

Seither hat Rodriguez, der nun im vor drei Jahren komplett renovierten Palace die gesamte Verantwortung trägt, also auch für die Programmierung zuständig ist, viele neue Leute kennen gelernt, wie er sagt: «Bisher musste ich mich nur am Rande mit den Verleihern beschäftigen, das ist jetzt anders. Eine ganze Reihe hat bereits ihre Aufwartung gemacht.»

Ihm zur Seite steht ein Team von sieben Leuten, jeder von ihnen ein Alleskönner bei Filmvorführung, Bar und Kasse. «Der Beruf des Operateurs hat sich stark verändert; mit der Digitalisierung ist alles viel einfacher und rationeller geworden», erklärt Rodriguez. Er selber werde in der Anfangsphase viel präsent sein, nach und nach aber das Team etwas vergrössern.

Digital revolutioniert Kinobusiness

Rodriguez arbeitet mit seiner neuen Firma «Cinema4me» auf eigene Rechnung, das heisst: Über die Einnahmen aus den Kinoeintritten müssen Pacht, Lohnkosten und Filmverleiher finanziert werden. «Auch hier hat das Digitalkino Erleichterungen mit sich gebracht», erklärt er. «Im Gegensatz zu früher, wo Kinobetreiber eine Kopie der Filme kaufen mussten – im Fall eines Blockbusters für sehr viel Geld – liefern wir bei jedem Film lediglich einen prozentualen Teil der Einnahmen ab. Dadurch sind wir wesentlich flexibler in der Programmgestaltung und können einen guten Mix aus Mainstream, Arthousefilmen und alternativem Kino anbieten.»

Gross ändern will Rodriguez das Programm nicht, wie er sagt. Man werde viel Mainstream und Blockbuster im Palace sehen können, aber auch alternative Filme würden ihren Platz finden. Darüber hinaus könne er sich eine Belebung des Palace tagsüber mit Veranstaltungen für Firmen vorstellen.

Angesprochen auf die Konkurrenz vor Ort sagt Rodriguez: «Die Kinos Rex und Palace gehörten früher einmal sogar zusammen. Und es macht einfach keinen Sinn, sich als Konkurrenten zu bekämpfen.». Er sei mit Rex-Besitzer Walter Loosli ins Gespräch gekommen und man wolle in diversen Bereichen zukünftig zusammenarbeiten. «Grenchen muss ‹kinomässig› attraktiver werden und zulegen. Also dürfen wir uns nicht die Verleiher und das Publikum streitig machen, sondern müssen die Filme in Absprache programmieren.» Auch gemeinsame Kinogutscheine soll es in Kürze geben.