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Die Gemeinde Lengnau will Planungskorridore für die bauliche Verdichtung festlegen.
Die Gemeinde Lengnau will die Verdichtung steuern. Entlang der Hauptstrassen im Osten, Westen und Süden sollen sich die Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe konzentrieren. Der Verkehr auf der Strasse soll durch ein reges Fussgängeraufkommen zwischen Geschäften ausbalanciert werden. Mit Hilfe von Planungskorridoren entlang der Solothurn- und Bielstrasse sowie der Büren- und Badmattstrasse will die Gemeinde die Hauptverkehrsachsen beidseitig auf einer Breite von 40 Metern ab Fahrbahnrand aufwerten. Bis zum 7. März läuft die Einsprachefrist.
«Zugunsten der Qualität will Lengnau über das Raumplanungsgesetz hinausgehen», sagt Daniel Ochsner, Leiter der Bau- und Werkabteilung der Gemeinde. «Zum Schutz unseres Ortsbildes und der Wohnqualität gleichermassen setzen wir auf diese neue Planungszone.»
Die Idee zum Projekt hat die Volkswirtschaftskommission unter dem Vorsitz von Peter Abrecht dem Gemeinderat geliefert. Diese Kommission kümmert sich um die Entwicklung der Gemeinde. Abrecht erklärt das Ziel der neuen Planungszone wie folgt: «Wir möchten das Gewerbe mit attraktiven Bau- und Ausbaumöglichkeiten entlang der Hauptachsen konzentrieren. Ideal ist hier eine gemischte Nutzung mit einem Geschäft im Erdgeschoss und Büros und Wohnungen in den oberen Stockwerken.» Eine solche Entwicklung braucht Zeit. Der Kommissionspräsident geht davon aus, dass sie eine ganze Generation beschäftigen dürfte.
Im Kern der neuen Planungszone steht der Strategiewechsel der nationalen Raumplanung: von der maximalen erlaubten Ausnutzung in der Bauzone zur minimal vorgeschriebenen. Indem die Bauherren mehr Gestaltungsmöglichkeiten bekommen, soll nicht nur dem Lädelisterben der Riegel geschoben werden. Lengnau kämpft entlang der Hauptstrassen mit einer unerwünschten Vermehrung der Autoabstellplätze und damit der Verarmung des gesellschaftlichen Lebens.
Als unerfreuliches Beispiel nennen Daniel Ochsner und Peter Abrecht das Tauziehen um eine Grundstücksvermietung nordöstlich des Gemeindehauses. Erst letztes Jahr habe man die Autos dort weggebracht. «Wehret den Anfängen», lässt sich die Planungszone in diesem Licht übersetzen. Sie soll den Gemeinderat befähigen, Platzverschwendung im Dorfzentrum zu verbieten.
Abrecht ist überzeugt: «Wenn die Bevölkerung erkennt, worum es uns geht, wird sie hinter uns stehen. Es wird niemand ‹geplagt›.» Ochsner pflichtet ihm bei. Seit der Publikation der Planungszone im Bürener Anzeiger vom 6. Februar sei eine Reihe der betroffenen Grundeigentümer gekommen, um die Pläne anzusehen und sich zu informieren. Ablehnende Stimmen habe er bisher keine gehört, sagt der Bauverwalter.
Läuft alles wunschgemäss, wird die Volkswirtschaftskommission zusammen mit der Berner Firma Ecoptima im Frühling und Sommer die Details ausarbeiten. Zum Beispiel muss entschieden werden, in welche Kategorie Grundstücke und Gebäude fallen, die von der 40-Meter-Planung teilweise erfasst werden.
Die Verantwortlichen hoffen, dass das Projekt diesen Dezember oder allenfalls im Juni 2021 der Gemeindeversammlung vorgelegt werden kann. Stimmt diese zu, müssen innerhalb von zwei Jahren die Bauvorschriften erlassen werden, damit die Strategie umgesetzt werden kann.
Neben der Zunahme von (geplanten) Parkplätzen, stellen die Gemeindebehörden auch auf der Strasse problematische Entwicklungen fest. Im Fokus stehe hier der Fluchtverkehr des Grenchner Autobahnanschlusses, erklärt Daniel Ochsner, Leiter der Bau- und Werkabteilung. Während der Stosszeit würden Grenchner den Umweg über die Ausfahrt Lengnau wählen, um den Stau auf der Archstrasse zu umfahren.
Die Folge davon: mehr Autos und damit mehr Lärm auf der Büren-, Badmatt- und Solothurnstrasse. Ochsner sagt: «Dazu sind wir mit Grenchen im Gespräch. Das ist ein Problem, das wir in Lengnau nicht allein lösen können, solche Fragen müssen immer regional angegangen werden.» Ebenso wie bei der baulichen Verdichtung ist Geduld gefragt. Da die Hauptverkehrsachsen nicht gesperrt werden können, gibt es beim Fluchtverkehr keine schnelle Lösung.
Grenchen hat ebenfalls ein Interesse daran, dass der Fluchtverkehr über Lengnau aufhört, wie Stadtbaumeister Aquil Briggen bestätigt. Denn die zusätzlich gefahrenen Kilometer belasten die Umwelt. Briggen sagt: «Wir möchten erreichen, dass der Grenchner Autobahnzubringer so leistungsfähig wird, dass er den ganzen Verkehr aufnehmen kann.» Mit der Archstrasse allein ist es natürlich nicht getan. Das Projekt umfasse alle Kantonsstrassen. «Dazu sind wir mit dem Kanton im Gespräch», erklärt der Stadtbaumeister. «Im Moment steht die Neckarsulmstrasse im Zentrum der Überlegungen». (dd)